Sänger, Sportler, ModeratorenDiese russischen Promis verurteilen Putins Krieg
Der russische Angriff auf die Ukraine hat im Heimatland von Wladimir Putin gespaltene Reaktionen hervorgerufen. Während viele Landsleute den Krieg unterstützen, gibt es auch hörbaren Widerstand. In mehreren großen Städten gab des Anti-Kriegs-Demonstrationen, auch viele russische Prominente äußerten sich in den sozialen Netzwerken zum Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine.
Ivan Urgant, einer der bekanntesten Fernsehmoderatoren des Landes und Host des Eurovision Song Contest 2009 in Moskau, fasste sich bei Instagram kurz. „Angst und Schmerz. NEIN zu Krieg“, so sein eindeutiges Statement.
Maxim Galkin, Comedian, Sänger und Ehemann der in Russland sehr populären Sängerin und Komponistin Alla Pugacheva, zeigte sich auf Instagram fassungslos. Er postete wie Urgant ein schwarzes Bild mit einem kurzen Text. „Ich finde nicht die Worte, um auszudrücken was ich gerade fühle“, so Galkin, für den es „keine Gerechtfertigung für einen Krieg gibt“.
Olympiazweite von 2018 bezeichnet Angriff als „Alptraum“
Pop-Sängerin Svetlana Loboda äußerte sich ebenfalls am Donnerstag auf Instagram. „Mein Herz ist gebrochen. Ich mit meinen Liebsten seit 5 Uhr morgens in Kontakt. Wie kann das sein? Herr, stoppe all das. Ich kann nur noch weinen.“
Eiskunstläuferin Evgenia Medvedeva, deren gesamte Karriere staatlich finanziert wurde, überraschte mit einem Anti-Kriegs-Statement in einer Instagram-Story. „Ich hoffe, dass das alles so schnell wie möglich endet, ein Alptraum.“ Medvedeva gewann 2018 olympisches Silber und hat über 1,3 Millionen Follower.
Popsänger Valery Meladze, dessen Songs bereits mehrfach mit dem russischen Musikpreis „Goldenes Grammophon“ ausgezeichnet wurde, verurteilte den Angriff auf die Ukraine in einem Video auf Instagram, das inzwischen knapp 3,5 Millionen Mal aufgerufen wurde. „Heute ist etwas passiert, das niemals hätte passieren dürfen. Die Historie wird eines Tages darüber urteilen. Ich bitte Sie inständig, die Miltitäraktionen zu stoppen und die Verhandlungen wieder aufzunehmen“, so der Sänger in ernstem Ton.
Laut Einschätzungen von Max Seddon, dem Chef des „Financial Times“-Büros in Moskau, riskieren die Prominenten mit solchen Posts mindestens ihre weitere Karriere. „Niemand von ihnen hat Putin selbst erwähnt oder gegen ihn protestiert. Dennoch könnte so etwas ausreichen, um für den Rest des Lebens aus dem TV verbannt zu werden.“
Der ehemalige russische Schachweltmeister Garri Kasparow, der seit seinem Karriereende 2005 als russischer Oppositionsaktivist tätig ist, hat sich auf Twitter ausführlich zu Wort gemeldet. Er fordert sofortige militärische Unterstützung in allen Bereichen sowie das Einfrieren russischer Finanzen. Außerdem empfahl er, alle russischen Botschafter auszuweisen sowie Putins globales Propaganda-Netzwerk „abzuschalten“.
Wichtig sei zudem, sich schnellstmöglich unabhängig von russischem Gas oder Öl zu machen. Das alles erfordere Opfer. „Wir haben zu lang gewartet, der Preis ist hoch, aber er wird nur noch weiter steigen. Es ist Zeit zu kämpfen.“
Am Freitag schloss sich eine Gruppe prominenter Russen zusammen und und distanzierte sich von Putins Krieg. „Der von Russland begonnene Krieg gegen die Ukraine ist eine Schande. Das ist unsere Schande, aber leider wird die Verantwortung dafür noch von unseren Kindern, einer ganz jungen Generation und von noch nicht einmal geborenen Russen getragen werden müssen“, heißt es in einer von Schriftstellern, Filmemachern und anderen Künstlern sowie von Medienschaffenden unterschriebenen Erklärung.
„Wir wollen nicht, dass unsere Kinder in einem Aggressor-Staat leben“, heißt es in dem unter anderem von der Schauspielerin Tschulpan Chamatowa und dem Schriftsteller Dmitri Bykow unterzeichneten Schreiben. Russland habe einen unabhängigen benachbarten Staat überfallen. „Wir rufen alle Bürger Russlands auf, Nein zu sagen zu diesem Krieg.“ Die Verfasser forderten ein Ende des Krieges. (pst mit dpa)