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„Sankt Maik“-Darsteller Donsky„Am Anfang war die katholische Kirche noch im Boot“

Lesezeit 5 Minuten

Daniel Donskoy als falscher Pfarrer

  1. Die Comedy-Serie startet bei RTL am Dienstag um 20.15 Uhr.
  2. Es geht um einen Trickbetrüger, der aufgrund einer Verwechslung Pfarrer wird.

Herr Donskoy, Sie spielen in der neuen RTL-Comedyserie „Sankt Maik“ einen Trickbetrüger, der durch eine Verwechslung plötzlich Pfarrer wird. Spielt Religion in Ihrem Leben eine Rolle?

Ja, ich stamme aus einer jüdischen Familie. Aber sie kommt aus der Sowjetunion, wo Religion ja nicht gerne gesehen war, deswegen ist meine Familie nicht sehr religiös. Ich bin der Tradition zwar verpflichtet, aber nicht dem Glauben. Ich glaube persönlich nicht an einen Gott. Der Glaube an einen selbst ist für mich aber das Allerwichtigste. Auf der anderen Seite gehe ich dann doch in die Synagoge und bete oder mache eine Kerze an. Das ist schwer zu erklären. Für viele Menschen ist Glaube das, was ihnen im Leben Halt gibt, und das will ich nicht verneinen.

Glaube ist das eine, die Institution das andere.

Für mich ist institutionelle Religion ein Problem, weil sie aus dem Patriarchat entsteht. Sexismus, Homophobie und Rassismus sind in allen Weltreligionen verankert, und damit kann ich mich nicht identifizieren. In keiner Religion. Sobald man jemandem erklärt, wie man zu glauben hat, wird es für mich schwer. Glaube ist etwas sehr Persönliches, das kann man nicht anhand eines Buches machen. Ich würde mir eine modernere, tolerantere Message wünschen: Liebe deinen Nächsten und zwar so, wie er ist – und nicht, wie du ihn gern hättest.

Wie hat denn die katholische Kirche auf „Sankt Maik“ reagiert?

Ich sage es mal so: Wir durften in einer katholischen Kirche drehen, später haben wir dann aber auch in einer evangelischen Kirche gedreht. Wir sind halt sehr kritisch, aber nie blasphemisch, denn es ist sehr wichtig, niemanden zu verletzten. Ich würde mir ja einen Tweet des Erzbischofs von Köln zu unserer Serie wünschen.

Sie sind in Berlin und Tel Aviv aufgewachsen. Die Serie spielt in einem kleinen Dorf. War es schwer für Sie, sich vorzustellen, wie man dort lebt?

Als wir in Israel gelebt haben war das in einem kleinen Dorf außerhalb von Tel Aviv, da lebten 2000 Leute. Man kennt sich, die Erwachsenen passen auf, wie man sich gibt. Meins ist das nicht. Deshalb liebe ich ja die Anonymität, die ich in London habe. Ich könnte jeden Tag zur selben Uhrzeit die Straße runterlaufen und würde immer andere Leute treffen.

Aber es kann ja auch Halt geben, dass man sich kennt.

Ja, es entsteht ein Zugehörigkeitsgefühl. Man kann sich gerade heutzutage sehr einsam fühlen. Man ist digital vernetzt, und es hat diesen Anschein, man habe tausend Freunde. Aber das stimmt nicht. Da ist es schon hilfreich, eine Gemeinde zu haben. Das ist wie eine Familie.

Sie leben in London, das ist Ihre erste große Produktion in Deutschland. Ist es Ihr Ziel, mehr in Deutschland zu drehen?

Ich will überall drehen. London ist eine Stunde entfernt von Berlin. Vor anderthalb Jahren hab ich mich deshalb gefragt, warum ich nicht auch mehr in Deutschland arbeite. Es ist ein großer und spannender Markt, auf dem sich gerade so viel verändert.

Sie sprechen viele Sprachen. Gibt es eine Lieblingssprache bezogen auf die Schauspielerei?

Ich habe auf Hebräisch gedreht, auf Russisch, Englisch und Deutsch. Ich bin sehr happy, dass ich so unterschiedlich gecastet und nicht in eine Schublade gesteckt werde. Ich möchte Komödie und Drama spielen. Das liebe ich. Ich würde sehr gerne auch mal einen deutschen Kinofilm machen. Und mein ultimativer Traum ist es, irgendwann man einen Bond-Bösewicht zu spielen. Javier Bardem ist da mein Vorbild.

„Sankt Maik“ ist eine Comedy-Serie. Man sagt den Deutschen ja nach, Sie hätten keinen Humor. Wie sehen Sie das?

Ich finde deutschen Humor super, besonders deutsche politische Satire. Es ist gut, wenn man über sich selbst lacht, und da gibt es in Deutschland genug Material. Aber man traut sich manchmal noch nicht genug.

Traut sich denn „Sankt Maik“ genug?

So viel, wie wir durften, haben wir uns getraut. Und je weiter die Serie fortschreitet, desto frecher wird es. Am Anfang war auch noch die katholische Kirche im Boot. Im Drehbuch gab es eine Szene, in der Maik einen Konflikt mit einem Jungen im Ort hat. Und der brüllt: „Wenn Sie mich nicht loslassen, sag ich allen, Sie haben mich angefasst.“ Man kann sich darüber streiten, ob das ein guter Witz ist. Er wurde uns das aus dem Drehbuch gestrichen. Das finde ich schade. Teil der Bewältigung sollte sein, sich damit auseinanderzusetzen. Nur Kommunikation und Offenheit machen die Dinge besser.

Momentan sprechen alle über Streamingdienste, gerade auch wenn es um Serien geht. Liegt da die Zukunft?

In Deutschland wird lineares Fernsehen noch lange Bestand haben. Man gibt hier nicht gerne Sachen auf. Die Konkurrenz durch die Streaminganbieter ist ja auch eine Chance für das Fernsehen, sich neu zu entwickeln. Denn es muss sich etwas ändern. Und wenn jetzt die richtigen Entscheidungen getroffen werden, dann kann das richtig gut werden. Denn Geld gibt es genug.

Sie haben lange in Berlin gelebt. Für „Sankt Maik“ waren sie fast fünf Monate in Köln. Wie hat Ihnen die Stadt gefallen?

Ich mag die Kölner ja sehr gerne. Mir wurde immer gesagt, die seien so viel netter als die Berliner. Ich wollte das nicht glauben. Aber nach einer Woche musst ich zugeben: Doch, es stimmt.

Zur Person

Daniel Donskoy wurde 1990 in Moskau geboren. Er ist in Berlin und Tel Aviv aufgewachsen und studierte Schauspiel in London, wo er heute lebt. „Sankt Maik“ ist seine erste Hauptrolle in einem deutschen Format. Die Comedy-Serie über einen Trickbetrüger, der aufgrund einer Verwechslung Pfarrer wird, startet bei RTL am Dienstag um 20.15 Uhr.

Sämtliche zehn Episoden der Staffel der neuen Serie zeigt RTL erstmals bei einer deutschen Free-TV-Serie auch in UHD-Qualität, kombiniert mit High-Dynamic-Range (HDR). (amb)