Der Kölner Schreibraum ist nicht nur ein offener Arbeitsplatz sondern auch ein Treffpunkt für die Literaturszene.
Schreibraum KölnBesuch in der Bücher-Werkstatt
„Schreiben ist oft ein einsames Geschäft“, sagt die Autorin Anja Fröhlich. Auch deswegen hat sie vor sechs Jahren den Kölner Schreibraum mit ins Leben gerufen: Ein großes Altbau-Erdgeschoss im Pantaleonsviertel mit schlichten Schreibtischen und einer kleinen Teeküche. Eine steile Treppe führt ins Souterrain, wo es noch ein paar Rückzugsräume und eine kleine Bibliothek gibt.
Hier entstehen Romane, Drehbücher, Theaterstücke, Übersetzungen und Lyrik – und es gibt ab und zu Lesungen oder Workshops zu Themen wie „Lese-Training für Autor*innen“, „Persönliche Positionierung und PR“ oder „Kinderbücher schreiben“.
Anja Fröhlich schätzt hier „die Möglichkeit, mit anderen jederzeit in Kontakt zu treten und nicht alleine arbeiten zu müssen“. Auch wenn sie diesen Rückzugsraum mal nicht nutze, sei es für sie immer schön zu wissen, dass es ihn für sie gibt. 40 Autorinnen und Übersetzer kommen regelmäßig hier hin und zahlen dafür 35 Euro monatlich. Trotzdem wird es eigentlich nie zu eng, sagt Anja Fröhlich - denn niemand sitzt hier wie im Büro jeden Tag von 9 bis 5.
Mal eben die Wäsche aufhängen, die Spülmaschine ausräumen oder den Kühlschrank konsultieren – jeder, der zu Hause arbeitet, kennt solche Ablenkungsstrategien. Wenn dann auch noch kleine Kinder da sind, ist es mit dem konzentrierten Arbeiten oft ganz vorbei.
„Ich bin ein unruhiger Geist und wie vielen anderen Autoren hilft mir die soziale Kontrolle beim Schreiben. Wenn alle konzentriert arbeiten, dann klappt es bei mir auch besser“, erzählt Anja Fröhlich, die den Schreibraum auch managt. Und ihre Produktivität ist der beste Beweis – sie hat unter anderem eine beeindruckende Zahl von Kinder- und Jugendbüchern veröffentlicht und arbeitet gerade an einer neuen Buchreihe über drei spanische Streuner, die von einer deutschen Familie aufgenommen werden.
Writers-Room in Hamburg als Vorbild
Vorbild für den Schreibraum war ein ähnliches Projekt der Stadt Hamburg, wo es schon länger einen städtisch geförderten Coworking-Space für Autoren und Übersetzerinnen gibt. Eine Befragung unter Kölner Literaturschaffenden ergab, dass die Szene sich etwas Ähnliches dringend wünschte: „Einen Raum, wo wir uns treffen, vernetzen und arbeiten können. So ist die Idee für den Schreibraum entstanden und es fand sich zum Glück auch ziemlich schnell diese Immobilie dafür“, erzählt Anja Fröhlich, die hier arbeitet, seit der Schreibraum 2017 eröffnet wurde. Einen Großteil der Miete bezahlt das Kulturamt der Stadt Köln, Träger ist der Verein „Literaturszene Köln“. Und für die Plätze gibt es inzwischen schon eine Warteliste.
Daniela Nagel schreibt gerade an einem „historischen Projekt“ - mehr will sie noch nicht verraten. „Aber ich habe hier wirklich einen Großteil der Romane der letzten Jahre hier geschrieben – unter anderem die Trilogie `Haus der Hebammen`“. Seit 2018 arbeitet sie schon im Schreibraum und genießt die konzentrierte Arbeitsatmosphäre und die Möglichkeit, sich mit anderen austauschen zu können. “Ich habe hier schon viele Autoren und Autorinnen kennen gelernt und dadurch sind auch wieder neue Projekte entstanden.“
Zum Beispiel zusammen mit Ulrike Schäfer, die ihr heute gegenübersitzt. „Ich bin erst Ende 2017 nach Köln gezogen und für mich war das natürlich perfekt, dass ich gleich in den Schreibraum kommen konnte“. Hier hat sie dann unter anderem Daniela Nagel kennen gelernt und mit ihr zusammen auch schon Lesungen gemacht und PR-Seminare für Autoren und Autorinnen angeboten. Ulrike Schäfer schreibt auch gerade etwas Historisches – „ein Generationenroman, der im Bergischen Land spielt“.
Und das Netzwerken klappt auch: Mit Anja Fröhlich versucht Ulrike Schäfer gerade, eine Serien-Idee auszuarbeiten – dann setzen sie sich runter ins Souterrain, wo sie niemanden stören. Ulrike Schäfer sagt: "Selbst wenn ich hier manchmal alleine bin, kann ich besser schreiben – es reicht schon das Umfeld hier, um mich zu inspirieren.”