Der Aktivist Gianni Jovanovic setzt sich seit vielen Jahren für die Rechte von Sinti und Roma und Homosexuellen ein. Obwohl ihm viel Hass begegnet, bleibt er optimistisch.
Schwuler Roma-Aktivist Gianni Jovanovic„Ich habe Köln nicht als tolerante Stadt erlebt“
Gianni Jovanovic passt in keine Schublade. 1978 wurde er in eine Roma-Familie geboren. Schon früh musste er lernen, mit Armut und Gewalt umzugehen. Als er 14 Jahre alt war, verheirateten ihn seine Eltern, mit 16 wurde er zum ersten Mal Vater, mit 17 zum zweiten Mal. Da wusste er schon lange, dass seine Ehe eine Farce und er eigentlich schwul war. Mit Anfang 20 trennte er sich von seiner Frau.
Der Kölner lebt seit vielen Jahren glücklich mit seinem Ehemann zusammen und setzt sich für die Rechte von Sinti und Roma und Homosexuellen ein.
Ablehnung, Hass und auch körperliche Übergriffe gehören für ihn noch immer zum Alltag. Schon als Kleinkind wurde seine Familie Opfer eines Brandanschlags, den er nur mit körperlichen und seelischen Narben überlebte.
Jovanovic glaubt daran, dass man Vorurteile abbauen kann
Obwohl er schon viele negative Erfahrungen machen musste, bleibt der 45-Jährige, der schon dreifacher Großvater ist, optimistisch. Er glaubt daran, dass man Vorurteile abbauen kann. Dafür setzt er sich mit Geduld und viel Humor ein. Menschen seien empathiefähig und in der Lage, sich zu verändern.
An seinem Optimismus ändert auch das Erstarken der AfD nichts. „Deutschland ist nicht die AfD“, sagt er. Er kämpfe weiter für ein demokratisches und pluralistisches Deutschland. „Ich bin hier geboren in diesem Land. Wir werden nicht zulassen, dass diese Menschen, die irgendwas anderes wollen, die Mehrheit werden.“
Über seinen Lebensweg hat er das berührende Buch „Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit“ geschrieben. Zurzeit ist er außerdem als Co-Juror der Show „Drag Race Germany“ beim Streamingdienst Paramount+ zu sehen.
In „Talk mit K“ spricht er über seine schwierige Kindheit, sein gestörtes Verhältnis zu seinen Eltern und über die vermeintliche Weltoffenheit Kölns.„ Ich habe Köln nicht als tolerante Stadt erlebt. Ich habe auch die queere Community nicht als weltoffen und partizipativ erlebt. Im Gegenteil. Ich habe auch dort viel körperliche Gewalt, Ausgrenzung und Rassismus erlebt.“ Für bestimmte Menschen könne Köln eine tolerante Stadt sein, für viele andere aber nicht.
Jovanovic ist auch kein Freund des Karnevals. Er schmücke sich gerne mit seiner großen Toleranz, aber die Strukturen seien doch sehr patriarchalisch. Dabei sei Grundidee von Karneval eigentlich gut.