So war der „Tatort“Erstaunlich ernste Töne in Münster
Der Fall
Eigentlich wollte Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) eine dreimonatige Auszeit nehmen und in Holland ein Buch über den Tod schreiben. Doch auf der Fahrt dorthin hat der Rechtsmediziner einen schweren Unfall. Auf der Intensivstation ringt er mit dem Tod – sein Geist allerdings ist hellwach und sitzt im Limbus fest, einer Art Zwischenreich, in dem ein strenger Sachbearbeiter, der Kommissar Thiel (Axel Prahl) wie aus dem Gesicht geschnitten ist, dafür sorgt, dass jede Seele dahin kommt, wo sie hingehört: Himmel oder Hölle.
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.
Die Auflösung
Die Zuschauer wussten früh, dass der Mann, der sich als Boernes Vertretung Jens Jacoby (Hans Löw) ausgab, ein Hochstapler war, der versucht hatte, Boerne zu töten, um dessen Job zu übernehmen. Boernes Geist, der durch die Ermittlungen stolperte, durchschaute das auch alles sehr schnell. Dumm nur, dass er es Kommissar Thiel nicht erzählen konnte. Dieser traute der Unfallgeschichte aber zum Glück nicht und konnte den falschen Arzt überführen.
Der Limbus
Ein doppelter Thiel, ein doppelter Boerne, der als Geist versucht, mit seinen Kollegen Kontakt aufzunehmen, das klingt ziemlich abgedreht, funktionierte aber in „Limbus“ (Regie: Max Zähle) erstaunlich gut. Drehbuchautor Max Vattrodt ließ trotz der gewagten Ausgangslage glücklicherweise dem Klamauk wenig Raum. Im Gegenteil gab es dieses Mal erstaunlich viele ernsthafte Töne in Münster.
Das nüchtern gestaltete Wartezimmer auf die Hölle, in dem Boernes arme Seele schon mal mit viel Bürokratie und Karnevalsmusik gequält wurden, erzeugte in der Tat ein beklemmende Atmosphäre.
Fazit
Ein klassischer Krimi war dieser „Tatort“ aus Münster nicht. Das machte aber gar nichts, denn Buch, Regie und Darsteller ließen sich auf das Zwischenreich-Experiment ein und schufen einen erstaunlich nachdenklichen Fall.
Und Boernes Abschied von Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter), die Anfang des Jahres in einem Improvisations-Tatort gestorben war, und die ihm hier auf ihrer Reise in den Himmel noch einmal begegnete, war sogar ein bisschen rührend.