So war der „Tatort“Typisch deutsches Belehrungsfernsehen aus dem Schwarzwald
Freiburg – Einen Täter gab es im sechsten Fall des „Tatort“ aus dem Schwarzwald, „Was wir erben“, eigentlich nicht. Die Fabrikantenwitwe (Marie Anne Fliegel) war dann doch nur aus Altersschwäche die Treppe ihrer Villa heruntergestürzt. Und ihre Gesellschafterin Elena Zelenka (Wieslawa Wesolowska), die unverhoffte Erbin des Stammsitzes der Familie, ist ertrunken, nachdem ihr die um Haus und Geld gebrachte Nichte (Johanna Polley) einen impulsiven Stoß versetzt hat und dann weglief.
Dass die Frauen dabei auf einem Steg standen, dass der kleine See an dieser Stelle drei Meter tief ist und die Gestoßene nicht schwimmen konnte: eine unglückliche Verkettung von Umständen, keine Heimtücke.
Die wahren Böswichte sind andere
Die wahren Böswichte sind die deutsche Vergangenheit und das Erbrecht. Die nette Pralinenfabrik hat nämlich in der Nazi-Zeit Zwangsarbeiter beschäftigt und dieses dunkle Kapitel der Firmengeschichte mit Hilfe ihrer Anwaltsarmee erfolgreich unter Verschluss gehalten.
Bis die Witwe während eines Opernbesuchs auf das Zwangsarbeiterkind Elena Zelenka traf, diese als Gesellschafterin einstellte und schließlich gar ehelichte, um sie als Erbin einzusetzen. Auch eine Art von Wiedergutmachung.
Aber das Erbe bleibt schwer. Beziehungsweise das Erben an sich. Das ist nämlich, ereifert sich Kommissarin Tobler (Eva Löbau) „immer ungerecht“, ein „überholtes Privileg“.
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Eigentlich eine reizvolle Idee: Man erbt nicht nur die angehäuften Werte, sondern auch die Schuld der vorangegangenen Generationen. Leider beschränkt sich Patrick Brunkens Drehbuch darauf, die Problemlage vorzutragen, von Kommissaren, Archivaren und Notaren.
Was anfängt wie ein hübsches Whodunit? In Agatha-Christie-Tradition plätschert bald als typisch deutsches Belehrungsfernsehen dahin, von Regisseurin Franziska Schlotterer ohne erkennbaren Stilwillen umgesetzt.