So wird der Münchener „Tatort“Eine Reise in die Vergangenheit mit dramatischen Folgen

Die Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Letmayr (Udo Wachtveitl) im Gespräch mit dem Psychologen Vonderheiden (André Jung)
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München – Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) erinnert sich an Klub-Besuche zu Led Zeppelins „Whole Lotta Love“, Ivo Batic (Miroslav Nemec) singt lieber bei Alain Delon und Dalidas 70er Hit „Paroles paroles“ mit – so unterschiedlich die Münchener Kommissare auch sind, so gut ergänzen sie sich bekanntlich als Ermittlungsteam. Im neuen „Tatort: Flash“ müssen sie sich jedoch einer innovativen und experimentellen Ermittlungsmethode zuwenden, die sie in vergangene Zeiten zurückversetzt.
Der verurteilte Mörder Alois Meininger (Martin Leutgeb) wird nach über 30 Jahren aus der Sicherheitsverwahrung entlassen. Er hatte einen Mord an einer jungen Frau begangen. Nun wieder auf freiem Fuß, begeht er einen zweiten Mord und taucht unter, ohne jede Spur. Um Meininger zu finden, legen die Kommissare ihre letzte Hoffnung auf den alten Therapeuten des Mörders, Norbert Prinz (Peter Franke).
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Das Problem: Prinz ist inzwischen stark dement. Leitmayr und Batic hoffen, dass man durch eine sogenannte „Reminiszenz-Therapie“, wie sie der Neuropsychologe Ralph Vonderheiden (André Jung) durchführt, Prinz einige Erinnerungen über seinen alten Patienten entlocken könne. Eine ungewöhnliche Art des Verhörs, für das sogar die alte Praxis von Norbert Prinz bis ins letzte Detail nachgebaut wird.
In dieser Kulisse versuchen Batic und Leitmayr mit Prinz ins Gespräch zu kommen. Denn ein wichtiges Detail weiß – oder wusste – nur Prinz: Wo befindet sich Meiningers „Bunker“, in dem er sich schon vor über 30 Jahren versteckt hielt? Die Zeit drängt, denn Meininger könnte jederzeit wieder zuschlagen. Doch Prinz driftet zu schnell ab, als dass man ihm Informationen zum Bunker entlocken könnte. Stattdessen kommen andere Details ans Licht, die den Fall noch düsterer erscheinen lassen, als zunächst gedacht.
Die Ermittlungen plagen Leitmayrs Gewissen
„Ich glaube, diesmal haben wir uns ein bisschen übernommen“, gibt Batic schon zu Beginn zu. Denn die Ermittler sind nicht nur mit der Frage konfrontiert, ob sich der ganze Ermittlungsaufwand am Ende auszahlen wird, sondern auch, ob deren Vorgehen überhaupt ethisch vertretbar ist. Oft wirkt Prinz durch die Fragen der Kommissare verängstigt oder wird aggressiv, was vor allem Leitmayrs Gewissen plagt. Aber wird Prinz‘ Reaktion wirklich nur durch die Demenz hervorgerufen, oder will er doch Erinnerungen unterdrücken, die auch ihn in ein schlechtes Licht stellen könnten?
Im „Tatort: Flash“ steht nicht nur die Ermittlung im Fokus, sondern auch die Krankheit. Besonders eindrucksvoll wird gezeigt, wie Nele Prinz (Jenny Schily) sich um ihren Vater kümmert, und damit immer mehr ihre Tochterrolle ablegt und zur Mutterfigur für Norbert Prinz wird. Gleichzeitig versucht er, an seinen ehemaligen Verpflichtungen als Vater festzuhalten, was darin endet, dass er seine erwachsene Tochter wie einen Teenager behandelt – wenn er sie überhaupt erkennt.
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