„Der Dicke liebt“ lautet der Titel des Polizeiruf 110 am Sonntag. Die Figur, auf die er sich bezieht, bekommt aber wenig Gegenliebe.
So wird der Polizeiruf 110Drama um ein verschwundenes Mädchen
Der Fall eines verschwundenen Kindes rüttelt zwangsläufig Eltern auf - aber auch die Ermittler, die nach ihm suchen und selbst Kinder haben. Der zweite Fall des Polizeiruf-Teams aus Halle an der Saale wird an diesem Sonntag um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt.
Beim Polizeiruf 110 geht es um ein verschwundenes Mädchen
Und dieser Krimi geht mächtig auf die Substanz. Ein achtjähriges Mädchen ist nach der Schule einfach nicht nach Hause gekommen. Die beiden Ermittler gehen völlig unterschiedlich damit um. Henry Koitzsch (Peter Kurth), der schon vor dem Fall als Alkohol-Ruine wandelt, geht pragmatisch und kühl an den Fall. Er will seinen Kollegen Michael Lehmann (Peter Schneider) schützen, der davon ausgeht, die verschwundene Grundschülerin noch lebend auffinden zu können. Doch Koitzschs Alleingänge sorgen für Konflikte. Und schon bald taucht die Leiche auf, die deutliche Spuren von sexuellem Missbrauch aufweist. Naheliegenderweise nimmt die Polizei diejenigen Menschen aus der Umgebung ins Visier, die bereits als Pädokriminelle straffällig geworden sind.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer begleiten parallel zu den Ermittlungen den Unterricht des Lehrers Krein, der das verschwundene Mädchen unterrichtet und ihr sogar Nachhilfe gegeben hat. Krein geht seinen Stoff mit geradezu kindlicher Unschuld und Motivation durch, kommt aber einer anderen Schülerin etwas zu nahe.
So wird der Krimi am Sonntag
Der Fall geht unter die Haut. Er beleuchtet die Perspektive der Polizei stärker als diejenigen der Verbliebenen, aber es ist gerade die Anteilnahme der Ermittler, die den Fall zu etwas besonderen machen. Auch wenn es bei dem Polizeiruf-Duo etwas zu schnell zum Gebrüll kommt, haben Peter Schneider und Peter Kurth in ihren Rollen eine Glaubwürdigkeit, die viele Krimi-Ermittler mit ihrer Entrücktheit und ihrer polizeilichen Genialität nicht erreichen können. Die Polizisten sind nahe am Bruch oder haben ihn bereits hinter sich.
Auch Sascha Nathan überzeugt als Lehrer Krein vollends. Die Zeit, die das Publikum in einem Klassenraum verbringt, ist begleitet von einer ständigen Anspannung. Ist das einfach ein Mann, der ein guter Lehrer sein will, oder sucht er sich schon sein nächstes Opfer aus? Der Krimi stellt sich die Frage, wo die Grenze von Kinderliebe zu Distanzlosigkeit liegt. Auch wenn der Sonntagskrimi filmisch konventionell bleibt, weiß er seine Geschichte zu erzählen.