Der Münsteraner Jubliäums-Tatort fordert Professor Boerne vieles ab. „Ein Freund, ein guter Freund“ zeigt den Abschied an eine alte Jugendliebe - und eine Parade an Juristen.
So wird der „Münster-Tatort“Fans von Thiel und Boerne kriegen einen Klassiker-Fall
Als Anwalt eines Mafioso einen Fall zu verlieren, kann einen teuer zu stehen kommen. Nikolas Weber (Hadi Khanjanpour) wird deswegen von seinem Chef Nino Agostini in die Zange genommen. Währenddessen befinden sich Professor Boerne, Assistentin Silke Haller und Kommissar Thiel auf der Abschiedsfeier des Rechtsanwalts Friedhelm Fabian und seiner Frau Veronika. Sie wollen ihren frühen Ruhestand auf Guatemala antreten. Professor Boerne (Jan Josef Liefers) darf als Schulfreund der beiden eine Abschiedsrede halten. Kommissar Thiele (Axel Prahl) und Haller (ChrisTine Urspruch) beobachten, dass ihn besonders bei Veronika (Proschat Madani) der Abschiedsschmerz packt.
Der Tatort aus Münster gehört den Juristen
Am nächsten Tag wird der Anwalt Nikolas Weber tot aufgefunden. Frank Thiel kennt Weber als Anwalt des berüchtigten Mafioso Nino Agostini (Claudio Caiolo) und fühlt ihm direkt mit einem „Moingiorno“ auf den Zahn. Von der Anwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) erhält er zwei wertvolle Tipps: Gegen Agostini werde bereits wegen Geldwäsche mit Kryptowährungen ermittelt; und sein Anwalt Nikolas Weber hätte in der Vergangenheit beinahe seine Lizenz verloren. Besonders brisant: Den Vorsitz bei der Anwaltskammer hatte damals Boernes Freund Friedhelm Fabian. Doch der scheint plötzlich nicht erreichbar zu sein…
Spannung kommt bei dem Fall nur in kleinen Dosen auf und wird schnell gebremst. Die Mafiaklischees um Agostini sind zum Vergessen. Die restlichen Elemente sind solide, die Kamera bietet interessante visuelle Übergänge und durchdachte Neigungen, die daran erinnern, dass man Juristen auch Rechtsverdreher nennt.
Fans des Münsteraner Tatorts können sich auf die altgebrachte Formel zwischen Thiel und Boerne und den humorvollen Ton verlassen. Gerade für Boerne-Fans hält der Tatort ein paar besondere Momente der Verwundbarkeit bereit. Für den Rest dürfte „Ein Freund, ein guter Freund“ aber eine durchschnittliche Erfahrung werden: zu schnell weicht man von den tiefsinnigen Momenten ab, zu stark geht der Humor auf Lasten der Spannung.