Der Super Mario Bros Film zehrt von 40 Jahren Nostalgie. Mit einem tollen Soundtrack und viel Action bietet sich hier ein wahres Animationsspektakel. Ist der Videospiel-Fluch endlich gebrochen?
Der Super Mario Bros FilmDer König der Videospiele kommt ins Kino
Wer hätte gedacht, dass dieser kleine Klempner aus einem Arcade-Spiel der Achtziger es so weit bringen würde? 40 Jahre nach seiner Geburt ist Mario nicht nur das Gesicht von Nintendo, er dominiert die Gaming-Industrie als das meistverkaufte Videospiel-Franchise der Welt. Nun soll er auch ein Kinoheld werden.
„Der Super Mario Bros. Film“ handelt von den Brüdern Mario und Luigi, die als Klempner in Brooklyn durchstarten wollen. Die beiden haben so ihre Schwierigkeiten, sehen aber in einem großen städtischen Wasserrohrbruch ihre Chance, wahre Helden zu werden. Bei diesem Versuch steigen sie in die Kanalisation und landen - Narnia lässt grüßen - im Pilz-Königreich, wo sie zusammen mit Prinzessin Peach den Bösewicht Bowser aufhalten müssen.
Kinofilm mit großen Stars wie Chris Pratt, Jack Black und Anya Taylor-Joy als Synchronstimmen
Hier kommen alle Zutaten zusammen, die einen großen Hit versprechen. Bekannte Stars wie Chris Pratt, Jack Black, Anya Taylor-Joy, Charlie Day, Seth Rogan und Keegan-Michael Key leihen den Figuren ihre Stimme. Die Animationsfirma Illumination ist mit „Ich – Einfach unverbesserlich“ und den Minion-Ablegern erfolgserprobt, die Zusammenarbeit mit Nintendo verspricht ein wahres Animationsspektakel.
Doch ist dieser Sprung vielleicht zu groß, selbst für Mario? Die Epidemie an schlechten Videospiel-Adaptionen ist beinahe übernatürlich. Man könnte ihren schlechten Ruf einfach Regisseur Uwe Boll in die Schuhe schieben („Alone in the Dark“, „Bloodrayne“, „Far Cry“), der auf seinen mächtigen Schultern den Ruf der Videospielverfilmung tief in den Keller getragen hat. Seine Projekte konnten auch Schauspieler wie Christian Slater und Ben Kingsley nicht retten. Doch auch Mario selbst hat eine geradezu ulkig-schlechte Realverfilmung aus dem Jahre 1993 hinter sich. Videospiele ließen sich über Jahrzehnte nicht gut in Filme übersetzen.
Videospiel-Adaptionen feierten zuletzt in Serien wie „The Last of Us“ und „Arcane“ große Erfolge
Das wäre als finales Urteil auch nicht komplett unverständlich, schließlich verliert man bei diesem Medienwechsel zwar nicht zwingend Story oder Soundtrack, aber das Performative, also das Gaming selbst. Und es lag ja auch immer dieser Vorwurf im Raum, dass eine Adaption eigentlich nur ein Marketing-Gag ist, erst recht nachdem Videospiele die Filmindustrie finanziell überflügelt haben. Geld schießt keine Tore, hieß es mal im Fußball.
Aber die Welt des Gamings kennt mittlerweile großartige Stoffe. Und zuletzt gab es besonders im Serienformat ein paar außerordentliche Treffer: „Arcane“, „The Witcher“ (streng genommen eine Roman-Adaption) und „The Last of Us“ waren erfolgreiche Serien mit hoher Qualität. Bricht Mario den Videospiel-Fluch auch für den Spielfilm? Und das ausgerechnet mit einem Spiel, dessen Qualität sich eben nicht aus seinem Plot speist?
Der Super Mario Bros Film ist ein Nostalgie-Trip
Ja. Der Film hat durchaus seine Schwächen. Die Handlung ist flach, emotionale Konflikte werden oft nur stiefmütterlich behandelt, der Fokus liegt klar auf der Action. Da hat der Film aber einiges zu bieten, und kann dabei 40 Jahre Videospielgeschichte und etliche Ableger zitieren, während Mario parcoursartig durch die Welt hüpft, Upgrades sammelt und mit seinem Kart über eine Regenbogenpiste donnert.
Auch mit der Musik spielt er es sicher, zitiert populäre Songs, die man schon in hundert anderen Filmen gehört hat. Das hätte es gar nicht gebraucht: Der orchestral aufgemotzte Soundtrack aus den Spielen hebt den Film auf andere Sphären und macht diese skurrile, comichafte Welt glaubhaft. Man kann dem Film vorwerfen, dass er praktisch in jeder Szene aus dem Nostalgie-Brunnen schöpft. Gleichzeitig wäre es seltsam gewesen, eine so lange Tradition nicht sichtbar zu machen. Auch Charles Martinet, der Mario in den Videospielen seine Stimme gegeben hat, ist in Cameo-Auftritten im Film mit eingebunden. Da erweisen sich die nostalgischen Momente als eine respektvolle Hommage.
Kommt jetzt das Mario Cinematic Universe?
Damit zeigt der Film eine Erfolgsformel: Mit dem Humor holt er ein jüngeres Publikum ab, mit den Zitaten ein älteres. Alles in allem ist „Der Super Mario Bros. Film“ ein gelungener Film, der durch großartige Animation besticht und auch die Stärken des Spiels - die bunte Welt, die Musik - zur Geltung bringt.
Die brennende Frage ist: Was kommt als Nächstes? Wenn der Film finanziell erfolgreich wird, und danach sieht es allemal aus, wäre ein Nachfolge-Film trivial (das Hintertürchen haben sie sich mit einer Post-Credit-Szene auch offengehalten). Aber ist der Bann jetzt endgültig gebrochen? Folgen als nächstes Verfilmungen von „The Legend of Zelda“, „Metroid“ oder „Starfox“? Steht MCU bald für das Mario Cinematic Universe? Und wird uns das so ermüden wie die endlose Spirale an Marvel-Filmen?