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So war der „Tatort“Die große Not der Kinder

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Kommissarin Odenthal und Pit  

Der Fall

Der neunjährige Marlon wurde in der Schule die Treppe runtergestoßen und verunglückte tödlich. Verdächtige gab es viele, denn als „Systemsprenger“ hatte Marlon es seinen Mitschülern, seinen Lehrern und Eltern nicht leicht gemacht. Nur sein bester Freund Pit und der Sozialarbeiter der Schule, Anton Leu, standen dem Jungen immer zur Seite.

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Die Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) mussten vielen Spuren nachgehen: Da gab es Marlons Eltern, die ihren Sohn zwar liebten, aber hoffnungslos mit seinem Verhalten überfordert waren, dann den schroffen Hausmeister, der nicht gerade wie ein Kinderfreund wirkte, und schließlich Oliver Ritter, den Vater der Mitschülerin Madita, der Marlon kürzlich den Arm gebrochen hatte.

Ritter gab offen zu, Marlon nicht gemocht zu haben. Er hatte mit allen Mitteln versucht, einen Schulverweis des Jungen in die Wege zu leiten. Doch sie alle erwiesen sich als unschuldig – mehr oder weniger.

Die Auflösung

Eine nebensächliche Bemerkung Ritters brachte die Kommissarinnen auf die richtige Fährte, nämlich zu Anton Leu, dem Sozialarbeiter, an dem Marlon so sehr hing - leider (im wahrsten Sinne des Wortes) zu sehr.

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Als Marlon sich auf der verhängnisvollen Treppe im Schulgebäude an Leu festklammerte, wütend und verzweifelt darüber, dass sein Freund seine Kündigung an der Schule eingereicht hatte, verlor auch Leu die Fassung. Er schubste Marlon von sich weg und stieß ihn damit ungewollt in den Tod.

Die Auflösung des Falls ließ die Spannungskurve, die über den Verlauf der Folge immer mehr verflachte, nicht wieder aufleben. So wirkten auch die Schlussszenen, die Leu am Rande des Schuldaches stehend zeigten, wie ein halbherziger Versuch der Drehbuchautorin Karlotta Ehrenberg, doch noch Aufregung in den Fall zu bringen. Dass der Sozialarbeiter jedoch nicht in die Menge der Kinder auf dem Schulhof springen würde, war abzusehen.

Tatsächlich war es die Eröffnungsszene, die dieser Folge am meisten Spannung verlieh, was nicht zuletzt der überzeugenden schauspielerischen Leistung des jungen Lucas Herzog (Marlon) zu verdanken war.

Das Thema

Obwohl diese Folge nicht mit der Storyline des eigentlichen Falls punktete, hinterließ sie trotzdem bleibende Eindrücke. Das, was über Marlons Leben als „Systemsprenger“ im Verlauf der Ermittlungen ans Licht kam, zwang den Zuschauer, über den gesellschaftlichen Umgang mit „schwierigen“ Kindern zu reflektieren – in dieser Hinsicht überzeugte der „Tatort: Marlon“.

Während Eltern und Behörden immer hilfloser werden, werden die Kinder immer problematischer. Dass aber gerade in dieser Situation das Kind die liebevolle Unterstützung seines Umfelds benötigt, nicht die Bestrafung, wollen nur die wenigsten verstehen. „Kinder sind nicht das Problem – sie haben eins“, so formulierte es der Sozialarbeiter Leu. Er war der Einzige, der den richtigen Umgang mit Marlon gefunden hatte, und doch konnte auch er den Jungen nicht retten – ganz im Gegenteil. Darin lag die eigentliche Tragik dieses Falls.

Fazit

Dem „Tatort: Marlon“ gelang es, ein wichtiges gesellschaftliches Thema differenziert und, bis auf wenige Aussetzer, mit Feingefühl darzulegen. Nur Odenthals Tipp, man müsse doch einfach mal in eine Plastiktüte schreien, wenn der Stress des Lebens einem zu viel wird, hätte sie wohl doch besser für sich behalten sollen.