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„Tatort“-Darstellerin Matilda Merkel„Ich mag das Düstere ganz gern“

Lesezeit 3 Minuten

Matilda Merkel und Aylin Tezel.

KölnMatilda, im gestrigen Dortmunder „Tatort“ wurde die Jugend wieder einmal als dauerfacebookende Generation dargestellt, die ihr gesamtes Leben auf Bildern und Videos festhält. Sieht so aus Deiner Sicht die Realität aus oder macht die ARD Jagd auf eine neue Zielgruppe?

Nein, das ist schon die Realität. Aus meiner Schule und meinem Freundeskreis kenne ich das genauso so. Es gibt immer einen, der Fotos macht oder filmt und es dann ins Netz stellt. Wir nehmen uns zum Beispiel gegenseitig bei irgendwelchen Gesprächen auf oder wenn wir zum Spaß Talkshows nachspielen. Ich passe allerdings immer auf, wer dabei ist. Man kann nicht jedem vertrauen.

Jörg Hartmann spielt den ebenso traumatisierten wie durchgeknallten Kommissar Faber, der die Vergewaltigung Deiner TV-Freundin mit seiner Kollegin nachstellt. Vielen Zuschauern geht das zu weit.

Ich glaube, dass Polizisten im wahren Leben sehr heftige Dinge erleben. Dass manch einer dabei auch psychischen Schaden nimmt, halte ich nicht für ausgeschlossen. Das Eigenleben eines Kommissars zu beleuchten und vielleicht auch zu überzeichnen, gehört zum „Tatort“ doch dazu. Ansonsten bliebe das Ganze doch recht unpersönlich. Außerdem muss man sagen, dass Jörg Hartmann seine Rolle einfach großartig spielt.     

Das war bereits Deine zweite „Tatort“-Rolle. Auch in der Münsteraner Folge „Spargelzeit“ warst Du die Täterin. Damals hattest Du deine Mutter erstochen. In „Der letzte schöne Tag“ mit Wotan Wilke Möhring hast Du ein Mädchen gespielt, dessen Mutter Suizid begeht. Ist das nicht etwas düster für eine 17-Jährige?

Ich selbst mag das Düstere ganz gern. Mir fallen solche Rollen einfach leichter. Comedy beispielsweis finde ich da schon viel schwieriger. Da muss man aufpassen, dass man nicht schnell übers Ziel hinausschießt. Aber ich muss mal sehen, wie es weitergeht. Nur düstere Rollen müssen natürlich auch nicht sein.

Du gehörst zum zweiten Jahrgang, der das „Turboabitur“ absolviert. Der Abschluss in zwölf Jahren ist wegen der zusätzlichen Belastung höchst umstritten. Siehst Du das ebenfalls kritisch?

Ich gehöre wohl zu den wenigen, die es eigentlich ganz gut finden. Der positive Aspekt ist: Man ist ein Jahr früher fertig und hat somit mehr Zeit. Aber natürlich ist es Stress. Um 16 Uhr ist die Schule aus, um halb fünf bin ich zuhause. Und dann ist Lernen angesagt. Gerade jetzt, wo wir bis zu den Weihnachtsferien jede Woche mindestens eine Klausur schreiben, sitze ich im Grunde jeden Abend bis 23 Uhr am Schreibtisch. Einigen Schülern aus meinem Jahrgang war das in der Tat zu heftig. Sie haben abgebrochen oder sind auf ein Berufskolleg gewechselt.

Wo holst Du dir den Ausgleich zum Schulstress?

Seit ich acht Jahre bin fahre ich die gesamten Sommerferien über auf immer dieselbe griechische Insel. Da freu' ich mich schon im Winter drauf. Den Alltag und die Schule kann ich dort komplett ausblenden.

Wie sehen Deine Pläne für die Zeit nach dem Abi aus?

Als Kind habe ich davon geträumt, Meeresbiologin zu werden. Inzwischen will ich doch lieber Schauspielerin sein. Ich könnte mir aber auch vorstellen, nach dem Abi ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland zu machen. Reisen und etwas Gutes tun ist doch eine ideale Kombination. Südamerika würde mich reizen, vor allem Uruguay.

Warum ausgerechnet Uruguay?

Ich habe gelesen, dass dort die Menschen sehr glücklich sein sollen.

Das Gespräch führte Christian Parth.

Zur Person: Matilda Merkel ist 17 Jahre alt und wurde in Köln-Nippes geboren. Ihren ersten größeren TV-Auftritt hatte sie 2009 in der Comedy-Serie „Pastewka“. 2011 wurde sie für ihre Rolle in der „Tatort“-Folge „Spargelzeit“ für den Nachwuchspreis „New Faces Award“ der Zeitschrift „Bunte“ nominiert.