„Mord Ex Machina“Im neuen „Tatort“ wird das selbstfahrende Auto zum Sarg

Sebastian Feuerbach (Nikolai Kinski) neben dem „Wunderauto“ im „Tatort“.
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Nastasia Tretschok (Julia Koschitz) hat ihr Hobby zum Beruf gemacht: Die Hackerin lässt sich von großen Firmen dafür bezahlen, dass sie in deren Computersysteme eindringt, bevor es Kriminelle tun. Ihr neuester Auftrag führt sie ins Allerheiligste einer Software-Firma, die für die Automobilindustrie die Daten der neuesten Generation selbstfahrender Autos aufbereitet. In der Nacht, in der Nastasia den Sicherheitscode der Firma knackt, rast dann dummerweise einer ihrer Auftraggeber per Autopilot in den Tod. Und nicht nur Kommissar Stellbrink (Devid Striesow) fragt sich: War es Selbstmord? Oder hat jemand via Fernsteuerung am Lenkrad gedreht?
Der neue „Tatort“ aus Saarbrücken spielt die Gefahren der digitalen Zukunft am Beispiel Auto durch: Es geht um persönliche Daten und ums große Geld, um die geheime Welt der Hacker und um die Frage, ob jeder halbwegs aufgeweckte Nachbarsjunge demnächst unser selbstfahrendes Auto in einen Sarg verwandeln kann. Bei seinen Ermittlungen taucht Stellbrink deswegen ganz tief in die professionelle Hacker-Szene ein – oder was man sich in der ARD eben darunter vorstellt.
„Warum lügen die denn alle?“
Ein Klischee folgt dem nächsten, und natürlich sind alle Computer-Nerds entweder Psychos, verhinderte Weltenretter oder wie Nastasia eine analoge Femme fatale. Mit Abstand am albernsten ist allerdings die Idee, dass sich ausgerechnet unsere höchsten Politiker als Versuchskaninchen in Sachen autonomes Fahren melden könnten.
Aber selbstredend ist an diesem „Tatort“ nicht alles schlecht: Der Location-Scout hat das Saarland ziemlich erfolgreich nach futuristisch wirkenden Orten abgegrast, und Striesow kämpft als Kommissar Computer-Trottel recht amüsant mit den Tücken der digitalen Wunderwelt. Am schönsten ist aber sein rechtschaffen empörter Ausruf: „Warum lügen die denn alle?“ Offenbar kann man sich auch nach etlichen Jahren im Polizeidienst die Naivität eines Anfängers bewahren.