Digitale Warteschlangen, saftige Preise, Hoffen und Warten: Es gibt viel Kritik an Ticketsystemen. Ein Kommentar.
Taylor Swift in GelsenkirchenTickets kaufen war noch nie so kompliziert, aber das hat auch Vorteile
Sehnen Sie sich auch manchmal nach den guten analogen Zeiten zurück, in denen man ein Hotelzimmer am Telefon buchen und Konzertkarten beim Vorverkaufsschalter im Erdgeschoss eines Kaufhauses buchen konnte? Die zudem noch bezahlbar waren?
Heute, so scheint es, muss der Kunde durch brennende Reifen springen, bevor er sich überhaupt in die virtuelle Warteschlange einreihen darf, an deren Ende er schließlich einen nicht unwesentlichen Anteil seines Monatsgehalts für einen Hartschalen-Sitz in einem Stadion ausgeben kann.
Taylor Swift: Frust bei Fans wegen Ticketsystemen und Warteschlangen
Wer hätte gedacht, dass es sich einmal derart exklusiv anfühlen kann, eine oder einer von Zehntausenden zu sein, die demnächst Taylor Swift in Gelsenkirchen erleben dürfen? Wenn am 12. Juli Punkt 9 Uhr der Vorverkauf für die deutschen Konzerte des amerikanischen Superstars startet, können daran nur Fans teilnehmen, die sich rechtzeitig zu diesem angemeldet und anschließend eine Mail mit einem Zugangscode erhalten haben.
Dann heißt es immer noch warten und hoffen. In Frankreich ist eben dieses System gerade abgestürzt. Auch für die Auserwählten gibt es keine Ticket-Garantie, dafür gibt es eine Warteliste für die Warteliste. Wie teuer die Tickets letztlich sein werden, dazu will sich Eventim nicht im Vorfeld äußern.
Friss oder stirb, heißt es für den Fan
Das klingt nach „Friss oder Stirb“ und so viel anders ist es ja auch nicht gemeint. Aber das leicht kafkaeske Prozedere hat auch seine Vorteile: Zwar ist es bislang noch keinem Ticketverkäufer gelungen, den Sekundärmarkt einzudämmen. Im Gegenteil: Quasi-Monopolisten wie Live-Nation-Ticketmaster oder Eventim verdienen zum Teil über fantasievoll eingesetzte Gebühren kräftig an den Wiederverkäufen mit. Oft halten Ticketfirmen auch bestimmte Top-Plätze zurück, um sie dann später als „Platin-Tickets“ zum vielfach höheren Preis anzubieten.
Aber Angebot und Nachfrage lassen sich über Voranmeldungen besser aneinander anpassen: nach dem überwältigenden Run auf die Registrierungen annoncierte Swift zwei weitere Konzerte im Gelsenkirchener Stadion. Und, dass im Vorteil ist, wer regelmäßig die Nachrichten zu seinem Lieblingsstar verfolgt, ist ja auch nur fair.
Und dann sei noch angemerkt, dass man etliche Konzerte völlig stressfrei und vergleichsweise günstig – teurer geworden leider ist alles – besuchen kann. Neben den angeblich unverpassbaren Superstars, den Swifts, Beyoncés und Bruce Springsteens, gibt es noch etliche Acts, die ähnlich unvergessliche Abende garantieren. Um die zu finden, muss man zwar ebenfalls einiges investieren, allerdings hauptsächlich Zeit und Aufmerksamkeit.