Rockmusik ist facettenreich. Wie breit das Spektrum ist, ließen The Datsuns, Kadavar und The Hellacopters erahnen, die sich am Montagabend im Carlswerk Victoria an der Schanzenstraße ein Stelldichein gaben.
The HellacoptersDreifache Dosis im Carlswerk Victoria
Den Eisbrecher gaben The Datsuns. Für Fans der Neuseeländer eigentlich ein Festtag, denn zuletzt waren Gründer Dolf de Borst und Kollegen vor über zehn Jahren in Deutschland zu Gast. Daher dürfte die Wiedersehensfreude von dem kurzen Auftritt – nach nur sechs Songs war schon wieder Schluss – ein wenig getrübt worden sein.
Geprägt von den Urvätern
In ihren von Urvätern wie Led Zeppelin geprägten Hardrock mischen sich Punk-Elemente. So nennen die Datsuns-Mitglieder den Bandnamen gerne als Familiennamen. Eine Hommage an die Punk-Legenden der Ramones, deren musikalischer Einfluss ebenfalls nicht zu überhören ist. Natürlich bleiben The Datsuns ihre Band-Hymne „MF From Hell“ nicht schuldig.
Gewissermaßen sind Kadavar aus Berlin die Frischlinge im Carlswerk Victoria. Dabei ist das 2010 gegründete Trio vor allem aus der deutschen Rock-Landschaft nicht mehr wegzudenken. Um eine größtmögliche Authentizität für ihren Stoner-/Psychedelic-Rock bemüht, nutzt die Gruppe ausschließlich analoges Equipment aus den 1970er Jahren.
Am besten sind die Berliner, wenn sie sich in minutenlangen Instrumental-Orgien verlieren. Sie schickten ihr Publikum durch ein sich aufbauendes Klanggewitter, das zwischendurch zu einem leichten Sprühregen abebbte, nur um sich nochmals zu beinahe bedrohlicher Größe aufzutürmen. Ein Extra-Bonbon war eine eigenwillige, aber dennoch gelungene Interpretation des Beatles-Klassikers „Helter Skelter“.
Diverse Projekte
Trotz der zwischenzeitlichen Auflösung gehören The Hellacopters ohne Zweifel zu den einflussreichsten schwedischen Rock-Bands der Gegenwart. So ist allein Frontmann Nicke Andersson an etlichen Projekten und deren musikalischen Ausstoß beteiligt. Gitarrist Dregen ist zudem noch Teil der Backyard Babies.
Nach dem ohrenbetäubenden Geräusch eines anfliegenden Hubschraubers, wohl das naheliegendste Intro für diese Band, legen Andersson und seine Mitstreiter die Marschrichtung für die folgenden gut 80 Minuten gleich fest. Schnörkelloser Rock’n’Roll ohne unnötige Längen.
In einer der wenigen Ansagen erklärte Andersson diesen zu seinem liebsten Montagabend aller Zeiten. Ganz offensichtlich mochten ihm viele Hellacopters-Fans bei dieser Erkenntnis folgen. Zumindest gab die Show der Schweden keinen Anlass, etwas Gegenteiliges zu behaupten.
In angeblich nur 26 Stunden hatte die Band 1996 ihr Debüt-Album „Supershitty To The Max!“ aufgenommen. Songs wie „(Gotta Get Some Action) Now“ sind gut durch die Jahre gekommen und rissen die Kölner Fans ungebrochen mit. Wenngleich die Punknote der Anfänge nach dem vorübergehenden Ausstieg von Gitarrist Dregen verschwand, so blieben die Songs temporeich. Das machte den Auftritt kurzweilig. Im Gegensatz zu den Vorbands kehrten die Hellacopters aber für drei Songs auf die Bühne zurück. Eine dreifache Dosis Rock, die für beinahe jede Gemütslage etwas bereithielt.