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Konzert im Palladium KölnThe Smile sind fast wie Radiohead – nur mit einem fröhlicheren Thom Yorke

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Thom Yorke beim Konzert von The Smile im Palladium Köln.

Der Radiohead-Frontmann Thom Yorke gründete gemeinsam mit seinem Bandkollegen Jonny Greenwood während der Corona-Pandemie The Smile. Jetzt war die Band in Köln.

Fans von Radiohead müssen geduldig sein. Aber zum Glück gibt es The Smile, die in Köln auf der Bühne standen.

Radiohead gehören zu den wohl wichtigsten Rockbands der Jetztzeit. „Creep“ ist ein Song, den so ziemlich jeder Mensch auf diesen Planeten schon mal gehört haben dürfte. Mit „The Bends“ und „OK Computer“ schufen die Briten in den Neunzigern Alben, deren experimenteller Sound die Populärmusik maßgeblich beeinflusste. Eine Rolle, die die Band auch darüber hinaus innehat.

Allerdings zählen Radiohead zu den Bands, die sich nicht von der Maschinerie der Musikindustrie leiten lassen und Jahr für Jahr neue Musik veröffentlichen. Stattdessen stecken die Perfektionisten in ihre Kunst sehr viel Zeit – weshalb das letzte Radiohead-Album, „A Moon Shaped Pool“, schon acht Jahre alt ist. Die letzten Konzerte der Band liegen ebenfalls schon weit zurück.

Deshalb überrascht es nicht, dass das Kölner Publikum am Sonntag völlig ausrastet, als The Smile die Bühne des Palladiums betritt. Schließlich sind es zwei Fünftel von Radiohead, die vor ihnen stehen. Thom Yorke und Jonny Greenwood gründeten The Smile gemeinsam mit Tom Skinner, Schlagzeuger der Jazz-Band Sons of Kemet, in der Corona-Pandemie. Eine Zeit, in der die Welt (zumindest gefühlt) für eine Weile stillstand, und viele Menschen versuchten sich mit neuen Hobbys abzulenken.

The Smile in Köln: Eine abgespeckte Version einer riesigen, englischen Rockband

Genau dieser Eindruck entsteht beim Kölner Konzert von The Smile. Was aber absolut nichts Schlechtes ist. Es wirkt ein wenig so, als ob man ein paar Musikern bei einer Jam-Session zuschaut. Auf der Bühne befinden sich etliche Instrumente, hauptsächlich diverse Synthesizer und Tasteninstrumente, aber auch eine große Harfe. Und alle werden ausgiebig von Yorke, Greenwood und Skinner genutzt. Instrumentenwechsel finden ständig statt – oft sogar mehrfach während eines Songs. So oder so ähnlich dürfte es auch im Proberaum von The Smile ausgesehen haben, als sie an „Wall of Eyes“ arbeiteten, ihrem inzwischen zweiten Album, das im Januar dieses Jahres erschien.

The Smile im Palladium Köln

The Smile ist mit Thom Yorke und Jonny Greenwood von Radiohead gewissermaßen eine abgespeckte Version der britischen Rockband. Schlagzeuger Tom Skinner von Sons of Kemet vervollständigt das Trio.

Jedoch ist das Konzert im Palladium viel mehr als eine bloße Jam-Session von irgendwelchen Nobodys. Der donnernde Applaus nach wirklich jedem Song zeigt, wie die Realität aussieht: Hier spielt gerade eine (im positiven Sinne) abgespeckte Version einer riesigen, englischen Rockband Songs, die wie Radiohead klingen, nur vielleicht etwas roher. Nachvollziehbar, schließlich gehören Jonny Greenwoods experimentierfreudiges Gitarrenspiel und Thom Yorkes Falsett-Gesang zu den Markenzeichen von Radiohead.

The Smile fehlt die melancholische Schwere von Radiohead

Es gibt aber einen gravierenden Unterschied zwischen den beiden Bands – und es sind nicht nur die anderen drei Radiohead-Musiker, die fehlen. The Smile hat vor allem diese gewisse sowohl klangliche als auch textliche Schwere nicht, die zu Radiohead dazugehört und von den Fans so geliebt wird.

Zwar ist die Musik von The Smile auch keine leichte Kost, dennoch umgibt die Band ein Gefühl von Einfachheit. Einerseits fehlt der mit Melancholie und epischer Theatralik verbundene Name von Radiohead, aber auch die Musiker nehmen dieses Projekt nicht ganz so ernst. Nicht umsonst haben The Smile in vier Jahren schon mehr Musik veröffentlicht, als Radiohead in den letzten fünfzehn Jahren. Der radioheadsche Perfektionismus ist etwas, das Gitarrist Jonny Greenwood immer frustrierte.

Aber vor allem Thom Yorke scheint diese Einfachheit zu helfen. Der 55-Jährige gilt eigentlich als introvertiert. In Köln suhlt er sich jedoch regelrecht im Jubel, der ihm und The Smile zufliegt, er animiert das Publikum sogar dazu, länger zu applaudieren. All das mit einem – sorry für den schlechten Wortwitz – breiten Lächeln im Gesicht.