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Tipps für den OktoberSchauspielerin Lola Klamroth mag offene Kulturorte

Lesezeit 5 Minuten
Lola Klamroth auf dem Hof der Alten Feuerwache im Kölner Agnesviertel.

Lola Klamroth auf dem Hof der Alten Feuerwache im Kölner Agnesviertel.

Lola Klamroth gehört zum Ensemble des Kölner Schauspiels und mag es, wenn Kulturorte offen für die unterschiedlichsten Menschen und Veranstaltungen sind.

Als ich zur Spielzeit 2018/19 zum nach Köln gekommen bin, habe ich mich sofort in diesen Ort verliebt, mit dem Carlsgarten und dem Restaurant, wo man so schön sitzen kann. Und auch diesen Moment, über die Mülheimer Brücke zu fahren, mag ich sehr – deswegen habe ich die Interims-Spielstätte nie als Nachteil empfunden.

Dieser Standort in Mülheim bleibt ja zum Glück als Kulturort erhalten – auch für das Theater. Ich nehme das allerdings auch so wahr, dass niemand so hundertprozentig daran glaubt, dass wir wirklich in einem Jahr wieder am Offenbachplatz spielen werden. Neulich war ich im Krankenhaus und da hat sich der Arzt total darüber aufgeregt. Er meinte: Das dauert jetzt so lange, unsere ganzen Steuergelder gehen da rein, seit Jahren. Und dann wird das nicht mal eine Elbphilharmonie!

Der Carlsgarten am Schauspiel Köln.

Der Carlsgarten am Schauspiel Köln.

In solchen Momenten wird mir dann nochmal bewusst, dass der Theaterbetrieb natürlich ein extrem hoch subventionierter Betrieb ist. Deswegen sollte man sich auch immer wieder fragen: Warum machen wir Theater? Für wen machen wir das Programm und wie erreichen wir ganz unterschiedliche Menschen? Zumindest im Carlsgarten, wo ich oft bin, sind auch die Leute aus der Nachbarschaft und das erfreut mein Herz. Denn das ist ja ein öffentlicher Ort und wenn sich dort die unterschiedlichsten Szenen mischen, ist das schon ein riesiger Gewinn, finde ich.

Ich habe mal eine Baustellenführung gemacht, die werden von den Bühnen der Stadt Köln angeboten. Da fand natürlich nicht die große Selbstkritik statt. Aber es ist schon sehr interessant, um überhaupt mal nachvollziehen zu können, wie das abläuft, wenn zwei Häuser wie das Schauspielhaus und Oper saniert werden. Und warum so etwas so lange dauern kann. Es war aber auch einfach interessant, mal in die verschiedensten Räume zu kommen.

Als ich neu nach Köln gekommen bin, ist mir sofort aufgefallen, dass es hier extrem viele, auch kleine und private Theater gibt. Die mir auch von Freunden und Bekannten empfohlen wurden. Das kannte ich nicht aus Hamburg und Berlin, wo ich vorher gewohnt hatte. Da war ich vor allem in den großen Stadttheatern. Aber hier bin ich auch schnell ins Bauturm-Theater gegangen, ins Theater der Keller und seit ich in der Südstadt wohne, war ich auch schon ein paarmal in der Orangerie.

Eine große Leidenschaft von mir ist Kino. Und in Köln gibt es ja zum Glück einige schöne Arthouse Kinos, die auch die Filme im Original zeigen. Die Filmpalette macht zum Beispiel ein ganz tolles Programm. Aber auch das Odeon oder das Off-Broadway laden immer wieder jemanden aus der Regie oder Schauspieler und Schauspielerinnen ein, denen man dann auch Fragen zum Film stellen kann.

Ich finde es immer schön, wenn kulturelle Orte nicht nur ein geschlossener Raum sind. Sondern sich öffnen als Begegnungsstätte auch für ein anderes Programm. Deswegen mache ich auch das Odonien in Nippes sehr gerne – da gibt es zum Beispiel nachts eine Dancehall-Party und am nächsten Tag ein Naturwein-Event.

Ich finde es schön, wenn sich kulturelle Orte öffnen.
Lola Klamroth

Die alte Feuerwache im Agnesviertel ist auch genau so ein Begegnungsort, wie ich ihn liebe und mag. Wo sich verschiedenste Sachen mischen, kulturelle und soziale. Deswegen finde ich es so schade, dass das Bürgerzentrum von der Stadt Köln offenbar nicht ausreichend finanziert wird und ums Überleben kämpft. Man kann übrigens auch spenden. Aber eigentlich kann eine Stadt kein Interesse daran haben, dass so eine Institution nicht weiter wie gewohnt arbeiten kann. Das wäre ein Riesenverlust!

Lola Klamroth auf dem Hof der Alten Feuerwache.

Lola Klamroth auf dem Hof der Alten Feuerwache.

Mit der Kölner Kulturpolitik habe ich als Ensemble-Sprechern nicht die besten Erfahrungen gemacht. Als jetzt die Nachfolge für unseren Intendanten Stefan Bachmann gesucht wurde, haben wir für eine Vertretung in der Findungskommission gekämpft. Als Ensemble - also die Menschen, die das Theater hier mit aufgebaut haben und zu dem gemacht haben, was es ist.

Toll, dass Köln nun endlich eine Tanzsparte bekommt!
Lola Klamroth

Die Oberbürgermeisterin hat sich zwar zweimal mit uns getroffen und sich unsere Punkte angehört, aber war nicht bereit, uns eine Perspektive für einen Platz in der Findungskommission zu geben. Und wenn man wirklich will, dass sich Dinge verändern, ist das zu wenig. Letztendlich sind diese Findungskommission ja oft ähnlich besetzt. Und auch in Köln bestand die Kommission aus drei Intendant*innen, also war keine Multiperspektivität vorhanden. Die Namen sind übrigens auch nur auf unseren Druck hin veröffentlicht worden. Nun soll Köln ja endlich eine Tanzsparte bekommen, was toll ist. Aber auch da gibt es wieder so einen intransparenten Vorgang.

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Schönes Wochenende!

Es verändert sich gerade viel, auch an anderen staatlichen Theatern und Kulturinstitutionen in Deutschland - Köln hätte die Chance da als einer der Vorreiter mit zu agieren.

Aufgezeichnet von Kerstin Meier


Kulturtipps für den Oktober von Lola Klamroth

„Visions of Iran“ im Filmforum im Museum Ludwig Eine tolle Chance iranisches Kino zu sehen! (Sa., 30.09. – So, 01.10.)

„AMPHITRYON“ im Theater im Bauturm Ein sehr amüsanter Theaterabend. (Do., 05.10. und So. 01.10.)

„Helges Leben“ vom Import Export Kollektiv im Schauspiel Köln Das Import Export Kollektiv ist ein junges und diverses Ensemble am Schauspiel Köln im Alter von 14 bis 34 Jahren aus sehr vielfältigen Lebenswelten. „Helges Leben“ ist ihr erstes Stück auf der großen Bühne und ein Knaller! (7.,13.,19.10.)

„LUSTOPIA“ in den Ehrenfeld Studios Eine Koproduktion mit einer tollen Tanzkompanie aus Litauen, ein intergeneratives und inklusives Bühnenstück zum Thema Lust und Utopie. (Do, 26.10., Fr, 27.10., Sa, 28.10.)


Lola Klamroth, 32, studierte von 2011 bis 2012 an der Otto-Falckenberg-Schule in München Schauspiel und wechselte 2013 nach Berlin an die Universität der Künste. Seit der Spielzeit 2018/19 ist sie festes Ensemblemitglied am Schauspiel Köln. Außerdem dreht sie regelmäßig für Fernsehen und Kino und arbeitet als Sprecherin für Hörspiele.