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Triumph für Kölnerin Karin BeierDas deutsche Schauspielhaus Hamburg ist Theater des Jahres

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Lina Beckmann in "Laios" am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Die Schauspielerin trägt ein weißes Unterhemd und gestikuliert mit ausgestrecktem Zeigefinger, ihr Gesicht ist blutverschmiert.

Lina Beckmann in Karin Beiers Inszenierung von „Laios“ am Deutschen Schauspielhaus Hamburg

„Theater heute“ kürt Lina Beckmann zur Schauspielerin des Jahres. Das Schauspiel Köln muss sich mit Einzelerwähnungen begnügen.

Das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg unter der Leitung von Karin Beier ist zum Theater des Jahres gewählt worden. Zu diesem Ergebnis kommt die Zeitschrift „Theater heute“ in ihrem Jahrbuch. An der jährlichen Umfrage zu den Höhepunkten der Saison beteiligten sich 46 Kritikerinnen und Kritiker.

Beier leitete von 2007 bis 2013 das Kölner Schauspiel, zur Spielzeit 2013/14 übernahm sie die Intendanz des Deutschen Schauspielhauses. „Sie überrollte Hamburg mit Kunst“, schrieb „Theater heute“ nun zum Ehrentitel. Beier zeigte sich überwältigt und sehr froh über die Würdigung. „Die Ehrungen sind nicht nur eine Bestätigung von dem, was wir tun und lieben, sondern auch Motivation, weiterhin großes Theater zu machen und neue Maßstäbe zu setzen“, sagte sie. Sie danke dem gesamten Ensemble, dem künstlerischen Team, den technischen Gewerken sowie allen Mitarbeitenden des Hauses, „die parallel zum normalen Spielplan die Proben für den Anthropolis-Zyklus gestemmt und so diese Auszeichnungen überhaupt erst möglich gemacht haben“.

Roland Schimmelpfennigs zusammen mit Karin Beier entworfener Antiken-Zyklus ist Stück des Jahres

Die Kritiker hoben das Schauspielhaus auch in anderen Kategorien hervor. So wurde Lina Beckmann für ihr „fulminantes Solo“ in „Laios“ – dem zweiten Teil des fünfteiligen Antiken-Zyklus „Anthropolis“ – zur Schauspielerin des Jahres gekürt. „Laios“ in der Regie von Beier und von Autor Roland Schimmelpfennig erhielt sowohl den Titel als Stück des Jahres als auch, zusammen mit dem Stück „Die Hundekot-Attacke“ (Theaterhaus Jena), den Titel als Inszenierung des Jahres.

Schimmelpfennig verfasste die Texte für „Anthropolis“ auf Basis der antiken Dramen von Aischylos, Sophokles und Euripides. Das Großprojekt bescherte dem Schauspielhaus eine hohe Auslastung. Auch bei einer Umfrage der Zeitschrift „Die Deutsche Bühne“ hatte das Hamburger Theater mit seiner Gesamtleistung klar vorne gelegen.

Dimitrij Schaad überzeugte in der Kritikerumfrage von „Theater heute“ als Schauspieler des Jahres an der Berliner Schaubühne. In Falk Richters „The Silence“ wechsle er zwischen „Distanz und Einfühlung in den Autor und Regisseur, der nach familiären Traumata in seiner behüteten Kindheit und Jugend der 1980er Jahre forscht.“

Das Schauspiel Köln muss sich mit einzelnen Erwähnungen begnügen: Bahram Beyzaies in Köln in deutscher Erstaufführung gezeigtes Drama „Yazdgerds Tod“ und Akın Emanuel Şipals Auftragswerk fürs Schauspiel „Akins Traum (Vom Osmanischen Reich)“ wurden jeweils als bestes Stück des Jahres vorgeschlagen. Ebenso Rebecca Lindauer für ihre Rolle „Yazdgerds Tod“ als beste Schauspielerin, Olaf Altmann für beste Bühne und Adriana Braga Peretzki für die besten Kostüme in „Akıns Traum“. Michaela Flück erhielt eine Nominierung für ihr Bühnenbild in Franz Kafkas „Der Prozess“.

Auch zwei Ärgernisse des Jahres kommen aus Köln: das von der Politik beschlossene jähe Ende von Richard Siegals Tanzcompany „Ballet of Difference“ und die erneute Verschiebung der Eröffnung des Schauspielhauses am Offenbachplatz. (mit dpa)