In den Niederlanden liefern sich Influencerinnen in Tulpenfeldern wahre Bilderschlachten. Nicht in Ordnung, finden Züchter und Blumenfreunde.
TulpenmanieWarum Blumen jetzt Bodyguards brauchen


Ein Tulpenfeld mit vorwitziger Tulpe.
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Die Kirschblüten-Selfies sind gerade durch, jetzt sind die Tulpen dran. Auf Instagram hüpfen Influencerinnen mit wehendem Haar durch bunte Tulpenfelder, sogar Yoga machen manche dort mit verzücktem Blick. Schon klar: So sehe ich auch immer beim Sport aus.
Aber ist das nicht schön, wie naturverbunden die Menschen in den sozialen Medien sind? Geht so. Denn was man auf den Bildern und Videos nicht sieht: die Felder nach der Selfie-Schlacht. Das ist dann weniger pittoresk. Denn auch wenn das Blumenmeer aussieht wie KI-generiert – Tulpen sind empfindlich. Deswegen werden die Felder schon extra mit Absperrband geschützt. Trotzdem latschen viele Niederlande-Touristinnen (in diesem Fall meist weiblich) im Foto-Rausch einfach darüber.
So trampelt man quasi auf dem niederländischen Nationalstolz herum
Damit schaden sie unserem Nachbarland nicht nur wirtschaftlich. Sie trampeln quasi auch auf dem niederländischen Nationalstolz herum. Tulpen sind bei unseren Nachbarn ikonisch und auf mindestens so vielen Gemälden verewigt wie die Mitglieder des Königshauses. Gouda ist dort natürlich auch ein großes Ding, aber für romantische Yoga-Fotos ungeeignet.
An den Tulpen-Hotspots gibt es inzwischen sogar Blumen-Bodyguards, die die fotografierenden Horden freundlich aber bestimmt wieder aus den Beeten lotsen. Und zwischen Amsterdam und Den Haag wurde extra ein „Selfie-Schaugarten“ mit vier Millionen Tulpen angepflanzt, in dem man nach Herzenslust fotografieren kann. Gleichzeitig wird dort für die historische Bedeutung der Tulpe in den Niederlanden und die „harte Arbeit der Blumenzwiebelzüchter“ sensibilisiert. Scheint aber nicht so wirklich zu klappen.
Ich weiß nicht, ob das ein Trost ist, aber nicht nur die Menschen im Zeitalter der sozialen Medien drehen beim Anblick von Tulpen durch. Schon im 17. Jahrhundert gab es ein Phänomen, das als „Tulpenmanie“ oder „Tulpenwahnsinn“ in die Geschichte eingegangen ist. Die Leute zahlten damals Mondpreise für die Blumen - Tulpen waren das ultimative Statussymbol in den Niederlanden. Doch irgendwann platzte die Blase und zurück blieben mittellose Spekulanten - und haufenweise Blumen.