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TV-Tipp „Friesland: Mörderische Gezeiten“Krimi mit Komik und Klischee

Lesezeit 2 Minuten

Das Ermittler-Dreamteam aus Leer: Jens Jensen (Florian Lukas) und Süher Özlügül (Sophie Dal).

Der örtliche Bestattungsunternehmer trägt den schönen Namen „Habedank“. Und kümmert sich nicht nur vorschriftsmäßig um die Verstorbenen der ostfriesischen Kleinstadt Leer, sondern hat nebenbei auch noch ein Hobby. Im Keller seines Geschäftes baut er Hanf an, und zu seiner Kifferkundschaft zählt die örtliche Prominenz: Hinnerk Goosen, der Chef der Streifenpolizei im Ort, ist durch und durch korrupt, lässt sich schmieren, deckt Habedank dafür und freut sich über die gute Ernte: „Da kann man kwarzen, bis die Polizei kommt“.

Gülesh Özlügül, der Hafenmeister von Leer, zählt in Bezug aufs Kiffen ebenfalls zu den Kunden des Bestattungsunternehmers, und das übrige Personal der neuen ZDF-Krimikomödien-Reihe „Friesland: Mörderische Gezeiten“ (Samstag, 20.15 Uhr) changiert auch zwischen den Koordinaten „skurril“, „verschroben“ und „bauernschlau“. Jens Jensen ist als Dorfbulle herzensgut, aber definitiv nicht die hellste Kerze auf der Torte und muss sich deshalb von seiner Kollegin Süher Özlügül (der Tochter des Hafenmeisters, genau) folgenden Satz anhören: „Ich weiß, es fällt dir schwer, aber denk doch mal nach!“

In „Friesland: Mörderische Gezeiten“ geht es des Weiteren noch um Fußdeo und Halsschmerztabletten im Zusammenhang mit einem fingierten Selbstmord, Prostitution im Wohnviertel, um einen betrügerischen Windpark-Investor und eine kurz vor der Insolvenz stehende Apothekerin, die sich erstens im Unterhaltsstreit mit ihrem Ex befindet, zweitens zu viel „CSI“ geguckt hat und sich drittens nebenbei als Ermittlerin versucht. Was alles in allem einigermaßen verworren klingt, aber nur manchmal zu arg an den Haaren herbeigezogen ist und meistens die Balance zwischen Klamauk, Klischee (erzählt werden u.a. altbekannte Ostfriesen- und Türkenwitze) und absurder Komik hält.

Matthias Matschke ist als Bestattungsunternehmer und kiffender Selbstversorger großartig, Florian Lukas (Jens Jensen) und Sophie Burcu Dal (Süher Özlügül) werden sich als neckendes Polizisten-Paar irgendwann auch lieben lernen (jede Wette; der zweite Fall wird im Sommer gedreht), und die Morde in dieser Krimikomödie werden – obwohl sie wirklich Nebensache sind – tatsächlich auch noch aufgeklärt.

In den schlechteren Momenten ist die neue ZDF-Reihe ob ihrer Witzchen so vorhersehbar wie der unfassbar öde Münsteraner „Tatort“ mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers; in den besseren – wenn sich zum Beispiel der Posaunenchor Leer an „Yellow Submarine“ von den Beatles und „The Winner Takes It all“ von ABBA versucht – hat sie was von der Sorte Humor, die frühe Buck-Filme wie „Karniggels“ und „Wir können auch anders“ auszeichnet. Kein ganz großer Wurf, hat auf jeden Fall aber eine zweite Chance verdient.