Die Amerikaner nannten sie „The Peek-a-Boo Girl“, Film-Noir-Filme machten sie zum Sex-Symbol und ihr Ende war tragisch. Am 14. November wäre die Schauspielerin Veronica Lake 100 Jahre alt geworden. Wir erinnern an sie und sieben ihrer besten Filme.
100. Geburtstag der Film-Noir-IkoneDiese 7 Filme mit Veronica Lake sollten Sie kennen
Etliche Jahre vor anderen blonden Ikonen wie Marilyn Monroe oder Jayne Mansfield, die ebenfalls ein trauriges Ende fanden, war es Veronica Lake, die Anfang der 1940er Jahre auch wegen ihrer Haare ein Superstar in Hollywood wurde. Lang, glatt und blond: Das Haar hing ihr meist über das rechte Auge. Ihre Frisur war eine Sensation und wurde millionenfach kopiert. Schließlich musste sogar die US-Regierung während des Zweiten Weltkriegs einschreiten: In Fabriken kam es zu Unfällen, weil Arbeiterinnen mit ihren Haaren in die Produktionsmaschinen gerieten und skalpiert wurden. Lake drehte nun öfter Filme mit Locken, Dutt oder anderen Frisuren.
Die Schauspielerin war ab 1939 in rund 25 Filmen zu sehen. Filme wie „Sullivans Reisen“ und „Meine Frau, die Hexe“ oder ihre Film-Noir-Krimis an der Seite von Alan Ladd machten sie zum Kassenmagneten – nicht in Deutschland, wo ihre Filme durch die Verbote des Nazi-Regimes erst nach dem Krieg aufgeführt werden konnten.
Veronica Lake: Launische Film-Noir-Ikone
Lake passte sich nie an das rigide Hollywood-System an. Sie soll oft zu spät gekommen sein, konnte ihren Text nicht auswendig und galt als launisch. Viele Filmpartner wollten nach dem Ende der Dreharbeiten nicht mehr mit ihr arbeiten. Ende der 1940er Jahre, als sich der Publikumsgeschmack änderte, verblasste ihre Karriere. Die Filmstudios ließen sie schnell fallen. Lake geriet in Vergessenheit. Anfang der 1960er Jahre fand sie ein Reporter als Kellnerin in einem New Yorker Restaurant. Lake kämpfte gegen Alkoholismus. Vier gescheiterte Ehen, ein zerrüttetes Verhältnis zu ihren Kindern und der Niedergang ihres Filmruhms ließen die strahlende Schönheit schnell altern.
1969 war sie in England in Tennessee Williams' „Endstation Sehnsucht“ auf der Bühne zu sehen – sie erhielt gute Kritiken. Sie kehrte noch für zwei Filme ins Showgeschäft zurück, doch ihr letzter Film „Flesh Feast“ von 1970 war ein erbarmungswürdig schlechter Film, in dem sie eine verrückte Wissenschaftlerin spielt, die Adolf Hitler wieder zum Leben erweckt, nur um ihn mit Maden zu Tode zu foltern. Ihre Karriere war hierdurch nicht mehr zu retten. Veronica Lake starb am 7. Juli 1973 mit 50 Jahren an akuter Hepatitis, eine Folge ihrer jahrzehntelangen Alkoholsucht.
Schauen wir zurück auf ihre großen Rollen in sieben Filmen, die Sie kennen sollten.
Sullivans Reisen („Sullivan’s Travels“, USA 1941)
Deutschland-Premiere: 1970 auf dem WDR
Hollywood-Regisseur John L. Sullivan (Joel McCrea) macht sich auf den Weg, das Leben eines Obdachlosen zu erleben, um relevante Lebenserfahrung für seinen nächsten Film zu sammeln. Auf dem Weg begegnet ihm Veronica Lake, die hier „Das Mädchen“ genannt wird. Slapstick und Trauer gehen in dieser famosen Hollywood-Satire nahtlos ineinander über, die mit den Jahrzehnten noch an Aktualität gewonnen hat. Brillant geschrieben, ist die beißende Tragikomödie zunächst voller großartiger Slapstick-Einlagen, reich an intelligentem Wortwitz und Situationskomik. In der letzten halben Stunde wird es dann sehr ernst, nur um in den letzten Minuten noch einmal eine humorvolle Wendung zu nehmen.
Die Narbenhand („This Gun for Hire“, USA 1942)
Deutschland-Premiere: 1952 im Kino
Als der Auftragskiller Philip Raven (Alan Ladd) einen Erpresser und dessen schöne Begleiterin erschießt, wird er von seinem verräterischen Arbeitgeber, der mit ausländischen Spionen zusammenarbeitet, mit markierten Scheinen bezahlt. Auf seiner blutigen Flucht nimmt er Veronica Lake als Geisel und verliebt sich in sie. Psychologisch zwar hart an der Grenze des Glaubwürdigen, ist dieser Klassiker des Film Noirs trotzdem eine Perle des Genres. Dies war Veronica Lakes erste große Hauptrolle, und sie ist die am meisten stilisierte Figur in diesem Film. Ihr Gesicht ist so makellos leer, dass man, wenn sie lächelt, was sie vielleicht zweimal im Film tut, für einen Moment die Luft anhält.
Die blaue Dahlie („The Blue Dahlia“, USA 1946)
Deutschland-Premiere: 1951 im Kino
Ein ehemaliger Bomberpilot (Alan Ladd) wird verdächtigt, seine untreue Frau ermordet zu haben. Ein expressionistisch ausgeleuchteter Schwarzweiß-Film, der alles bietet, was den Film Noir ausmacht: Den tragischen Helden, Voyeure, Erpresser, verwirrte Polizisten und Ganoven, die vom Nachtclubbesitzer bezahlt werden und natürlich eine Femme fatale. Alan Ladd ist in seiner Rolle als hartgesottener Held in Höchstform, und Veronica Lake ist wie immer die perfekte Noir-Dame, geheimnisvoll und verführerisch. Im Jahr nach der Filmpremiere nannte die Presse das Opfer im Mordfall Elizabeth Short in Anlehnung an den Filmtitel „Die schwarze Dahlie“. Sie trug der Legende nach gerne schwarze Kleider und eine Dahlie im Haar.
Meine Frau, die Hexe („I Married a Witch“, USA 1942)
Deutschland-Premiere: 1949 im Kino
Eine schöne Hexe aus dem 17. Jahrhundert erwacht wieder zum Leben, um den Politiker Wallace Wooley (Fredric March), Nachfahre ihres Verfolgers, zu quälen. Diese ebenso gewitzte wie poesievolle René-Clair-Komödie bot Veronica Lake die Gelegenheit ihr komödiantisches Talent auszuspielen. Auch hinter den Kulissen ärgerte sie ihren Filmpartner – so lud sie sich u. a. Gewichte unters Kleid, als er sie auf den Arm nehmen sollte. Fredric March soll nach den Dreharbeiten so erbost über Lakes Verhalten gewesen sein, dass er in Anspielung auf den Originaltitel den Film in „I Married a Bitch“ umtaufte. Die Bilder von Veronica Lake als Hexe haben insbesondere zur Halloweenzeit bei nostalgischen Fans Hochkonjunktur.
Der gläserne Schlüssel („The Glass Key“, USA 1942)
Deutschland-Premiere: 1977 auf dem WDR
Ein korrupter Politiker wird von einem Gangster des Mordes beschuldigt, dessen Hilfe er während seiner Wiederwahlkampagne abgelehnt hat. Ein weiteres Film-Noir-Meisterwerk mit Alan Ladd und Veronica Lake in den Hauptrollen. Kalt, regungslos und intrigant: Lake spielt als undurchsichtige Femme fatale ihr ganzen Qualitäten aus.
Mutige Frauen („So Proudly We Hail“, USA 1943)
Deutschland-Premiere: 1947 im Kino
Eine Gruppe von Krankenschwestern, die aus dem Krieg auf den Philippinen zurückkehrt, erinnert sich an ihre Erfahrungen im Kampf und in der Liebe. Veronica Lake spielt - in einer ihrer besten Rollen – die seit dem Tod ihres Verlobten traumatisierte Lieutenant Olivia D'Arcy, die ihre Kolleginnen sehr unhöflich und rücksichtslos behandelt. „Mutige Frauen“ war 1943 ein hervorragend inszenierter und gespielter Propagandafilm, der, ungewöhnlich für die Zeit, Frauen in den Kriegsmittelpunkt stellte. Lake war neben zwei weiteren großen Stars ihrer Zeit zu sehen, Claudette Colbert und Paulette Goddard. Und daraus entsteht der einzige Wermutstropfen des ansonsten überaus sehenswerten Films: Gemäß dem Hollywood-Stil jener Jahre sehen die Damen auch in Kampfszenen immer wie aus dem Ei gepellt aus. Der Film ist auf Deutsch äußerst selten. Er scheint laut dem Filmprogramm „Film-Bühne“ nur 1947 kurzzeitig im Kino gelaufen zu sein.
Die Farm der Gehetzten („Ramrod“, USA 1947)
Deutschland-Premiere: 1953 im Kino
Eine gewalttätige Fehde zwischen der Besitzerin der Circle 66 Ranch (Lake) und einem Rancher, dem selbsternannten Boss eines ansonsten öffentlichen Weidelands. Sie holt sich Hilfe von einem ihrer Farmarbeiter (Joel McCrea). Für diesen Film spielten Veronica Lake und Joel McCrea erstmals seit „Sullivans Reisen“ wieder zusammen, was der Schauspieler als sehr unangenehm in Erinnerung hatte. Während McCrea als Westernheld in die Hollywood-Geschichte einging, war dies Lakes einziger Ausflug in dieses Genre. Es war auch einer ihrer letzten kommerziellen Erfolge.
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