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WDR-Direktorin soll Schlesinger-Nachfolgerin werdenKann Katrin Vernau den rbb retten?

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Katrin Vernau ist seit 2015 Verwaltungsdirektorin des WDR.

Köln – Es gibt Jobs, die sind zurzeit begehrter als der der Intendantin des rbb. Nach dem Skandal um Patricia Schlesinger und dem anschließenden Rauswurf sucht der öffentlich-rechtliche Sender dringend eine Führung, zumindest für den Übergang. Und die Frau für diesen schwierigen Posten kommt vermutlich aus Köln.

Die bisherige Verwaltungsdirektorin des WDR, Katrin Vernau, ist nach rbb-Informationen Favoritin der vierköpfigen Findungskommission. Der Rundfunkrat will die Übergangsintendantin am Mittwochnachmittag wählen. Will der WDR also den rbb retten? Das ist ein Eindruck, den Tom Buhrow, Intendant der größten ARD-Anstalt und nach Schlesingers Ausscheiden auch wieder Vorsitzender des Senderverbundes, sicher vermeiden will.

Gleichzeitig ist es für ihn in dieser Phase wichtig, sein Haus davor zu bewahren, in den Abwärtsstrudel der ja nun auch schon den NDR erfasst hat, hineingerissen zu werden. Die Botschaft „Schaut her, wir haben das Personal, das es braucht, um die Dinge zu regeln“ kommt ihm da natürlich recht.

Im SPD-Schattenkabinett

Auf der Seite des rbb entlud sich in den Kommentarspalten am Dienstag Unmut, warum eine Frau aus dem Westen und nicht jemand aus dem Osten den rbb führen soll. Auch Mitarbeiter des Senders äußerten Kritik. Der Redaktionsausschuss schloss sich am Dienstag mit der Vertretung der freischaffenden rbb-Mitarbeiter zusammen. Sie stoßen sich daran, dass es nur einen Kandidaten gebe und keine Auswahl zur Verfügung stehe.

Die gebürtige Baden-Württembergerin Vernau ist seit 2015 Verwaltungsdirektorin des WDR. Vor dieser Tätigkeit war die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin Partnerin bei der Unternehmensberatung Roland Berger. Von 2002 bis 2012 war sie zudem Kanzlerin an den Universitäten Ulm und Hamburg. 2011 war sie vom damaligen SPD-Spitzenkandidaten Nils Schmid in Baden-Württemberg als potenzielle Forschungsministerin ins sozialdemokratische Schattenkabinett nominiert worden.

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Sie bringt also beides mit: Einen nüchternen Blick auf die Fakten und Kenntnisse des Systems ARD. Ohne Einblick in die Strukturen, Bündnisse und Befindlichkeiten wäre es ein Himmelfahrtskommando, auch nur für eine Übergangszeit den rbb in dieser Phase zu leiten. Die ehemalige Intendantin Patricia Schlesinger sieht sich mit Vorwürfen der Vetternwirtschaft und der Geldverschwendung konfrontiert.

In den Tarifverhandlungen des WDR stand Vernau jüngst in der Kritik, weil sie laut DJV das „schlechteste Angebot seit Gedanken“ machte. Zudem sorgte sie laut „Übermedien“ für Unmut, weil sie mit laxen Worten verteidigte, dass auch die Spitzenverdiener des Hauses, zu denen sie gehört, von Tariferhöhungen profitieren.

Filmhaus-Sanierung sorgt für Schlagzeilen

Für Schlagzeilen sorgt immer wieder auch die Sanierung des Filmhauses, die in ihren Bereich fällt. Deren Kosten sind von 130 auf 240 Millionen Euro gestiegen. Mit Krisen kennt Vernau sich also aus. Ob diese Erfahrungen für eine Baustelle in der Größenordnung des rbb reichen, wird sich zeigen.