WDR-Film über Bettina Böttinger„Ich hatte mit 17 meine eigene Schutztruppe“
Köln – Die Jugend soll ja eigentlich eine unbeschwerte Zeit sein. Für Bettina Böttinger war es die vielleicht schwierigste Zeit ihres Lebens, wie sie in dem Film „Bettina Maria Böttinger – Fast ein Selbstportrait“ erzählt, den der WDR am Freitagabend aus Anlass ihres 60. Geburtstags zeigt.
1974 war die damals 17-jährige Böttinger Schülerin eines Düsseldorfer Gymnasiums und verliebte sich zum ersten Mal in eine Frau, eine Mitschülerin. Ihren Eltern wollte sie sich nicht anvertrauen, die Zeiten seien damals nicht so tolerant wie heute gewesen. Also schrieb sie einen Brief an ihre erste große Liebe. Doch dieser machte in der Schule die Runde und auch die Schulleitung erfuhr davon. „Es gab ein unvorstellbares Theater“, erinnert sich Böttinger. „Man drohte mir mit dem Rauswurf von der Schule. Unterprima, ein Jahr vor dem Abi.“
Mutter mit geladener Pistole erwischt
Es sei auch deshalb dramatisch gewesen, „weil die Eltern meiner ersten Freundin unangenehme, aggressive Leute waren, die drohten mich umzubringen.“ Die Frau sei dann tatsächlich erwischt worden, als sie mit einer geladenen Pistole auf dem Weg zur Schule gewesen sei. Auch der Vater der Freundin habe ihr unverhohlen gedroht.
„Ich hatte ein bisschen Schiss, aber eigentlich hatte ich mehr Trotz, wenn ich ehrlich bin“, erinnert sich die Moderatorin. Gute Freunde hätten sie in dieser Zeit überall hin begleitet. „Meine eigene Schutztruppe mit 17. Ausgesucht habe ich mir die nicht, aber sie hat mir sehr geholfen.“ Das sei eine sehr harte Zeit gewesen.
Harald Schmidt sorgte für Skandal
Doch zum Glück lief es danach besser für Böttinger. Sie ging nach Bonn, um dort Germanistik und Geschichte zu studieren und genoss die neue Freiheit. In lila Latzhosen und mit nacktem Oberkörper demonstrierte sie für Frieden und Frauenrechte und schaffte es prompt in die „Tagesschau“ – wo ihr Vater sie sah. „Er fiel in Ohnmacht. Er hat mich erkannt, nicht nur am Busen.“
Natürlich erinnert der Film von Klaus Michael Heinz auch an den Skandal, den Harald Schmidt vor gut 20 Jahren auslöste. Er hatte in seiner Show ein Bilderrätsel gezeigt, in dem Böttinger zusammen mit einer Toilettenschüssel, einem Eierlikör und der Frauenzeitschrift „Emma“ gezeigt worden war und dessen Lösung: „Kein Mann würde sie freiwillig anfassen“ lautete. Böttinger regierte mit der „Wut der Verzweiflung“ und konfrontierte Schmidt in seiner Sendung mit ihrer Verletzung.
Nah kommt der Film dem bekannten WDR-Gesicht. Man sieht Böttinger vor ihrem Elternhaus in Düsseldorf, wo sie als Einzelkind bei ihrer häufig kranken Mutter aufwuchs, in ihrem Ferienhaus in Holland, in den Räumen ihrer Kölner Produktionsfirma und in der Eifel, wo sie ihren Erstwohnsitz hat.
Heinz zeichnet das Bild einer Frau, die gerne lacht, bereit ist, sich zu streiten, wenn ihr etwas wichtig ist, die gerne Gäste einlädt und sie bekocht, die immer ihren Dackel dabei hat und sich an Karneval auch schon mal als „Kölnisch Wasser“ verkleidete, weil ihre Freundin ein Bekenntnis zu Köln einforderte.
Und auch wenn sie nun 60 ist, sei sie noch nicht in dem Alter, Bilanz zu ziehen: „Dafür bin ich zu neugierig und zu offen. Ich weiß ja nicht, was noch kommt. Aber immerhin habe ich manchmal das Gefühl, ich weiß wo und ich weiß, wofür ich stehe.“