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WDR-Intendant hört aufTom Buhrow steht für dritte Amtszeit nicht zur Verfügung

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Tom Buhrow trägt einen blauen Anzug und ein weißes Hemd.

WDR-Intendant Tom Buhrow hat im Rundfunkrat verkündet, nicht für eine dritte Amtszeit zur Verfügung zu stehen.

Im Rundfunkrat verkündete Tom Buhrow am Dienstag, dass er die Führung des größten ARD-Senders Ende des kommenden Jahres abgeben wird.

Tom Buhrow hört auf. Am Dienstagnachmittag verkündete der Intendant des WDR, dass er für eine dritte Amtszeit nicht zur Verfügung stehe. „Ich habe mich gefragt, wann ist ein guter Zeitpunkt und was ist das Beste für den WDR. Ich möchte genug Zeit einräumen, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden“, sagte der 65-Jährige vor dem Aufsichtsgremium.

Wie er in der Sitzung ankündigte, will er bereits zum Jahresende 2024 gehen und damit ein halbes Jahr vor Ablauf seiner zweiten Amtszeit. So solle ein reibungsloser Übergang gewährleistet werden. 2025 sei ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel an der Spitze des Hauses, sagte Buhrow, der gut 20 Minuten lang sprach und danach von den anwesenden Rundfunkräten mit Applaus bedacht wurde.

„Der WDR und der öffentlich-rechtliche Rundfunk haben Tom Buhrow viel zu verdanken. Er hat seit Beginn seiner Amtszeit 2013 den WDR von Grund auf reformiert und in der ARD entscheidende Impulse für maßgebliche Erneuerungen gesetzt“, zitierte der WDR den Vorsitzenden des Rundfunkrats, Rolf Zurbrüggen. Die Entscheidung, mit viel zeitlichem Vorlauf die Leitung des WDR zu übergeben, zeuge von „einem hohen Verantwortungsgefühl und Fürsorge für seinen Sender“. Zurbrüggen kündigte an, dass der Rundfunkrat im Januar einen Vorschlag machen will, wie die Suche nach einer Nachfolge ablaufen soll.

Der WDR ist für die Zukunft bestens aufgestellt
WDR-Intendant Tom Buhrow

Buhrow ist seit Juli 2013 als Nachfolger von Monika Piel Intendant des WDR. Von Januar 2020 bis Ende Dezember 2021 war er zudem Vorsitzender der ARD. Der gebürtige Siegburger arbeitet schon seit Mitte der 19080r Jahre beim WDR. Er volontierte bei dem Kölner Sender und wurde nach Stationen als Redakteur und Reporter als Auslandskorrespondent in Washington und Paris und später als Moderator der „Tagesthemen“ bekannt.

„Der WDR ist für die Zukunft bestens aufgestellt. Die Reformen laufen auf Hochtouren, der WDR und seine engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von einer Top-Geschäftsleitung geführt: Die fünf Direktorinnen und der Direktor ziehen mit Weitsicht, Verantwortungsbewusstsein und Herzblut an einem Strang. Genau das werde auch ich weiterhin tun, bis zu meinem letzten Tag als Intendant des WDR“, so Buhrow.

In seinem Sender sehen die Zukunft allerdings viele nicht ganz so rosig. Buhrow, der bei seinem Antritt als Intendant verkündet hatte, die Liebe mitzubringen, stand in seinen Jahren an der Spitze des WDR häufig in der Kritik. Intern bemängelten viele Kolleginnen und Kollegen Sparrunden und fehlende offene Kommunikation. Buhrow, der im persönlichen Kontakt sehr gewinnend und freundlich ist, wird von vielen, die ihn im Haus erleben, als wenig greifbar und häufig unverbindlich beschrieben. Er erweckte mitunter den Eindruck, bloß nichts falsch machen zu wollen, was dann Konflikte verschlimmerte.

Häufig im Kreuzfeuer der Kritik

Deutlich wurde das etwa 2020 bei der Kontroverse um die satirische Umdichtung des Kinderliedes „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“, aus dem Kinderchor „Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau“. Die Verantwortlichen löschten nach einem auch von Rechten befeuerten Shitstorm den Clip, Buhrow bat öffentlich um Entschuldigung. Viele im WDR nahmen ihm sehr übel, dass er sich damals nicht schützend vor die Redaktion stellte.

Verzögerungen und Kostensteigerungen bei der Sanierung des WDR Filmhauses sorgen ebenfalls für Unmut. Auch seine Entscheidung, Valerie Weber, die vom Privatfunk kam, 2014 zur Hörfunkdirektorin zu machen, stieß bei großen Teilen der Belegschaft auf Unverständnis. Die gab dann auch Ende 2021 entnervt auf und verließ den Sender wieder.

Extern geriet Buhrow auch immer wieder ins Kreuzfeuer. So musste er 2018 damit umgehen, dass es #metoo-Vorwürfe gegen einige Kollegen, auch in Führungsposition, gab. Monika Wulf-Mathies legte daraufhin ein Gutachten vor, das sie im Auftrag des Senders angefertigt hatte. Ihr Fazit war deutlich: Das Betriebsklima könnte besser sein, es fehle an Wertschätzung füreinander. Der Sender brauche einen Kulturwandel.

Zuletzt musste er im vergangenen Jahr nach den Vorwürfen gegen rbb-Intendantin Patricia Schlesinger als Übergangs-ARD-Vorsitzender einspringen, um diese Krise zu managen.

In den kommenden Monaten wird es nun vor allem darum gehen, wer den bestbezahlten Intendanten-Posten innerhalb der ARD übernehmen wird. Kein Geheimnis ist, dass Jörg Schönenborn sich den Job zutraut. Der Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung ist wie Buhrow ein WDR-Gewächs und mit den Strukturen im Sender und der ARD bestens vertraut. Allerdings fehlt dem 59-Jährigen der Rückhalt in weiten Teilen der Belegschaft. Eine mögliche Kandidatin ist sicher auch Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau, die von September 2022 bis Ende August 2023 als Interimsintendantin des RBB eingesprungen war. (mit mhe)