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WDR SinfonieorchesterUmjubelter Abend mit Rachmaninow und Kozhukhin

Lesezeit 2 Minuten
Macelaru ROLL

Cristian Măcelaru dirigiert das WDR Sinfonieorchester.

Köln – Es wird schüchtern umkreist, sehnsüchtig beschworen und zugleich angstvoll gemieden. Und wenn es dann in seiner drohenden, sensenschwingenden Gestalt die Klangbühne betritt, weiß man, dass es eigentlich schon die ganze Zeit über da war. Das „Dies Irae“-Motiv der christlichen Totenliturgie ist Sergej Rachmaninows Musik wie ein Wasserzeichen eingelegt - so auch in den beiden Werken, die beim WDR-Konzert auf dem Programm standen. Dabei zeigen die sinfonische Dichtung „Die Toteninsel“ (nach Böcklins Bilderserie) und die späte Paganini-Rhapsodie zwei ganz unterschiedliche Seiten des Komponisten, die das WDR Sinfonieorchester unter Leitung seines Chefs Cristian Măcelaru auch anschaulich herausarbeitete.

Denis Kozhukhin war kurzfristig eingesprungen

Der gedehnte Wellenschlag der „Toteninsel“ nahm vor allem durch die weite Räumlichkeit des Klangs und die feine Differenzierung im Bassregister vom ersten Moment an gefangen. Măcelaru nahm das Stück eher zügig, arbeitete einen untergründigen Puls heraus, der das stehende Klangbild innerlich vibrieren ließ. Gegen den dunkel glühenden Bronzeton dieser Musik stach die mondäne Brillanz der Paganini-Rhapsodie deutlich ab. Denis Kozhukhin (kurzfristig für die erkrankte Anna Vinnitskaya eingesprungen) spielte den Klavierpart mit einer kühlen, athletischen Bravour, die den Komponisten zuweilen in die Nähe seines (verhassten) Kollegen Prokofjew rückte - keineswegs zum Schaden des Stückes. Dabei fehlte es Kozhukhin durchaus nicht an Wärme und Poesie, was er auch in der Tschaikowsky-Zugabe unter Beweis stellte.

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Mit dessen fünfter Sinfonie legte Cristian Măcelaru dem WDR Sinfonieorchester ein weiteres Schwergewicht des russischen Repertoires auf die Pulte. Die Interpretation war in jeder Hinsicht ausgezeichnet - und vor allem völlig frei von jenen vordergründigen Gefühls-Klischees, die das Stück oft so schwer erträglich machen. Măcelaru sorgte selbst in Momenten emotionaler Hochspannung für Durchlässigkeit und freien Atemfluss; im Andante cantabile reihte sich ein exzellentes Bläser-Solo ans andere - wofür es am Ende auch verdienten Jubel gab.

Eine Uraufführung im Rahmen der WDR-Reihe „Miniaturen der Zeit“ hatte den Abend eröffnet: „Downtime“ des Amerikaners Sean Shepherd thematisiert das veränderte Zeitempfinden in der Pandemie - ein etwas beliebig gereihter, aber souverän verlöteter und insgesamt gefälliger Musterkatalog orchestraler Effekte.