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ZDF-Reihe feiert 40. GeburtstagDeshalb ist das „Traumschiff“ immer noch erfolgreich

Lesezeit 4 Minuten
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Die aktuelle Crew des Traumschiffs um Florian Silbereisen als Max Parger (l.)

Bahamas, Barbados, Jungferninseln, Dominikanische Republik. Das waren die ersten Ziele, die das „Traumschiff“ 1981 ansteuerte. Und so sonnig ging es weiter.

Als Harald Schmidt den Produzenten Wolfgang Rademann einmal fragte, warum der Dampfer so selten in den Norden aufbricht, war seine Antwort so simpel wie einleuchtend: „Da gibt es keine Palmen.“

ZDF-Traumschiff: Schönes Wetter und ein bisschen Liebe

Schönes Wetter, exotische Landschaften, ein bisschen Liebe, ein bisschen Herzschmerz. So simpel ist die Formel, die die ZDF-Reihe seit nunmehr 40 Jahren zu einem der langlebigsten Fiktion-Formate im deutschen Fernsehen macht – und fast alles, was sich ähnlich lange gehalten hat, sind Krimis. Beim „Traumschiff“ bestand hingegen nie Grund, sich zu fürchten. Auch wenn Kritiker das mitunter anders sehen.

Rademann, der einige Jahre später auch „Die Schwarzwaldklinik“ zu einem Megaerfolg machte, nahm die DDR-Serie „Zur See“ und vor allem das amerikanische Format „The Love Boat“ zum Vorbild für den deutschen Ableger. Der 2016 gestorbene Produzent war lange Jahre der wahre Kapitän auf dem Schiff.

Rademann sagte, wo es langgeht

Er gab die Route vor. Und er wusste, wie prominente Schauspieler und Showstars auf sein Schiff brachte. Mit den bestenfalls durchschnittlich originellen Drehbüchern konnte er niemanden locken. Das wusste er auch.

Also verkaufte er ihnen die Zeit an Bord als netten Urlaub auf Kosten anderer. Zwischendrin mussten Peter Alexander oder Thomas Gottschalk dann eben ein paar Sätze in die Kamera sagen.

Infos zu den Jubiläumsfolgen

Das ZDF zeigt die beiden neuen "Traumschiff"-Folgen am Sonntag, 26. Dezember (Schweden) und Samstag, 1. Januar (Namibia), jeweils 20.15 Uhr. Zudem stehen sie ab 24. Dezember zur Ansicht in der Mediathek bereit.

Das Spezial "40 Jahr auf See" läuft am 26. Dezember um 23.15 Uhr. Zudem sind zahlreiche alte Folgen in der Mediathek zu sehen.

Harald Schmidt, der selbst 2008 auf dem „Traumschiff“ anheuerte und inzwischen als Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle zur Stammbesetzung gehört, hat seinen Einstieg einmal auf die simple wie wahre Formel gebracht: „Drehort geht vor Drehbuch.“ Da schluckt dann auch der größte Zyniker jede spöttische Bemerkung runter.

„Das Traumschiff“ ging in einer Zeit an den Start, in der für die meisten Deutschen eine Kreuzfahrt in der Karibik schlicht nicht zu bezahlen war. Mit atemberaubenden Naturaufnahmen und Infos über das Reiseland, die vermutlich direkt aus irgendeinem Führer abgeschrieben wurden, konnte man zumindest ein bisschen mitreisen in die große weite Welt.

Kreuzfahrten sind ein Massenphänomen geworden

Und heute? Sind Kreuzfahrten längst zu einem Massenphänomen geworden. Wer früher mit Neckermann nach Mallorca flog, kann sich heute durchaus auch eine Schiffsreise leisten. In Zeiten des Klimawandels sind sie jedoch in Verruf geraten. Für die Umwelt sind die gewaltigen Schiffe eine echte Katastrophe.

Den Zuschauern scheint das egal zu sein. Man will sich ja auch mal was gönnen. Vor allem an Feiertagen, denn die sind angestammte Sendeplätze der Reihe. Vermutlich ist es auch dieser Nostalgie-Faktor, die Erinnerung daran, wie man einst mit Mutter und Oma vor dem Fernseher saß, die viele auch heute noch einschalten lässt.

„Traumschiff“ war in 70 Ländern zu Gast

Mehr als 90 Folgen wurden mittlerweile gedreht, in über 70 Ländern war der Herzschmerz-Dampfer zu Gast, fünf Schiffe kamen zum Einsatz, fünf Kapitäne lenkten die Geschicke.

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Nach anfänglicher Skepsis über Max Pargers' (Florian Silbereisen, 2.v.r.) Teambuilding-Maßnahme sind Hanna Liebhold (Barbara Wussow, l.), Dr. Jessica Delgado (Collien Ulmen-Fernadnes, 2.v.l.) und Martin Grimm (Daniel Morgenroth, r.) begeistert dabei.

Aber wenn man sich die Folgen anschaut, die an Weihnachten und Neujahr laufen, hat man das Gefühl, seit 1981 habe sich nichts verändert. Am zweiten Weihnachtstag schippern Crew und Passagiere nach Schweden.

Florian Silbereisen, dem öffentlich-rechtlichen Stammpublikum bestens aus diversen Volksmusikshows bekannt, ist wieder als Kapitän dabei. Und er agiert dabei so pomadig-staatstragend, dass man fast vergisst, dass er vielen für den Job eigentlich zu jung war. Silbereisen wirkte schließlich mit 30 schon alt.

Barbara Wussow hat als Hoteldirektorin Hanna Liebhold nichts Besseres zu tun als Amor für die Passagiere zu spielen. Das tut sie als Nachfolgerin der mittlerweile verstorbenen Heide Keller, die in der Rolle der Chefhostess Beatrice 80 Episoden lang für diese Aufgabe zuständig war.

Zwischenstopp für die Liebe

Da wird dann auch schon mal ein Zwischenstopp des Schiffs abgesagt, damit ein Passagier nicht vorzeitig von Bord gehen und sich stattdessen mit seiner großen Liebe versöhnen kann.

Dieses junge Glück sind übrigens ein Umweltschützer und eine Holzwirtin, deren Vater die Bäume fällt, die er retten will. Da sage noch einer, „Das Traumschiff“ blende aktuelle Probleme aus.

Gastauftritte haben in dieser Folge die Comedians Özcan Cosar und Bülent Ceylan. In Namibia sind Influencerin Caro Daur und Sängerin Sarah Engels dabei. Auch beim Einbinden von prominenten Gaststars bleibt man sich also treu.

Und so schippert das „Traumschiff“ vermutlich auch die nächsten 40 Jahre über alle Weltmeere. Oder wie es der Medienwissenschaftler Sven Grampp kürzlich im Deutschlandfunk ausdrückte: „„Das Traumschiff war immer da, war nie weg und hatte vergleichsweise stabile Quoten über Dekaden hinweg. Das finde ich das Erstaunliche daran.“ Es bleibt eben alles, wie es war.