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Zum Tod von Don EverlyWie die Everly Brothers die Popmusik erfunden haben

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Phil (l.) und Don Everly

Nashville – „Als John und ich anfingen, zusammen Songs zu schreiben“, erinnert sich Paul McCartney, „da war ich Phil und er war Don.“

Phil und Don. Zusammen waren sie die Everly Brothers, „das am schönsten klingende Duo, das ich je gehört habe“, wie Paul Simon, einst selbst Teil eines schön klingenden Duos, jetzt gegenüber der „New York Times“ sagte. Der Anlass ist ein trauriger. Vergangenen Samstag ist Don Everly im Alter von 84 Jahren gestorben. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Phil starb bereits 2014 an einer Lungenkrankheit.

Studio statt Kohlengrube

Die Geschwister hatten schon zusammen gesungen, bevor sie laufen konnten: Ihr Vater Ike hatte sich das Gitarrenspiel von einem schwarzen Bluesmusiker beibringen lassen, um der Arbeit in den Kohlengruben zu entkommen. Bald trat er mit seiner Frau und „Little Donnie and Baby Boy Phil“ als Everly Family im Radio auf. Nach ihrem High-School-Abschluss zogen der kleine Donnie und sein Baby-Bruder nach Nashville, Tennessee, ins Zentrum der Country-Musik.

Ihre Stimmen waren wie für den neuen Teenager-Markt entworfen: Dons Bariton breitete die Bettlaken aus, Phils Tenor legte sanft das Plümo obendrauf: Ihren Hörern blieb nur noch, von Mondaufgängen und Zuckerwatte zu träumen. Niemand konnte so perfekt in enger Lage harmonisieren wie die Everlys. Vielleicht war das nur möglich, wenn man es von klein auf geübt hatte, oder wenn man die gleichen Gene teilte, siehe auch die Beach Boys. „Es war, als könnten wir, wenn wir sangen, die Gedanken des jeweils anderen lesen“, resümierte Don nach Phils Tod.

Nur Elvis strahlte heller

Bereits ihre erste Single, „Bye Bye Love“ – ein Stück, das vor ihnen 30 etabliertere Gesangsgruppen abgelehnt hatten – katapultierte sie 1957 in den höchsten Orbit der amerikanischen Pop-Charts. Nur Elvis strahlte einsam über ihnen.

Dass diese beiden brav frisierten Bengel in Ivy-League-Anzügen manchen Radiosendern zu forsch waren, mag man mit dem Abstand von mehr als 60 Jahren kaum glauben, doch der Text ihres ersten Nummer-eins-Hits „Wake Up Little Susie“ galt manchem Moralwächter als anstößig: Ein High-School-Junge und seine Freundin sind im Kino während des Films eingeschlafen. Plötzlich ist es vier Uhr morgens. Nichts ist passiert, aber der Junge verfällt in Panik: Was werden bloß ihre Eltern denken? Der gute Ruf ist dahin.

Kein Country, kein Folk, kein Schmalz

Ja, das ist nicht gerade Chuck Berry („My Ding-a-Ling“), aber hören Sie doch noch mal rein: Der Track besteht außer den göttlichen Stimmen der Everlys nur aus ihren hart angeschlagenen Rhythmusgitarren (Keith Richards war ein Fan des Gitarristen Don Everly) und einem Kontrabass. Das Schlagzeug fehlt. Oder gerade nicht: Denn „Wake Up Little Susie“ hat bis heute nichts von seiner Durchschlagskraft verloren. Das ist kein Country, kein Folk, kein Rock’n’Roll, bestimmt kein Rhythm and Blues, aber auch kein seichter Schmalz.

Die Everly Brothers, könnte man mit nur wenig Übertreibung sagen, haben die Popmusik erfunden. Kein Wunder, dass die Beatles – die sich zu Anfang ihrer Karriere als die britischen Everly Brothers annoncierten – so genau hinhörten. Die späteren Jahre verliefen für die Brüder weniger harmonisch, erst beendete ein Zwist mit ihrem Musikverleger 1961 ihre vierjährige Erfolgsstrecke, dann waren es die Drogen: Während ihrer Europatournee 1962 wäre Don beinahe an einer Überdosis Schlaftabletten gestorben. Dagegen nahm man dann Amphetamine.

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Ein letzter Triumph war ihnen noch mit ihrem 1968er Album „Roots“ gegönnt, für das sie sich von ihrem sauberen Pop-Sound verabschiedet hatten und sich als eine der ersten Gruppen dem Country-Rock verschrieben. Dann lebten sich die Brüder auseinander: Phil war Republikaner, Don Demokrat, auch sonst hatte man sich nichts mehr zu sagen. Während eines Auftritts im Juli 1973 zerschlug Phil seine Gitarre auf offener Bühne und ließ Don allein zurück: Das Ende der perfektesten Harmonie, die je auf Vinyl gebannt wurde.