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Neuer Podcast der Kölnerin Mona Ameziane„Wir wollen vor allem den Spaß am Lesen vermitteln“

Lesezeit 7 Minuten
Mona Ameziane sitzt auf einer sterinernen Treppe. Sie hat die Arme auf die Oberschenkel gelehnt und trägt ein oranges Top.

Mona Ameziane startet einen neuen Podcast namens „Zwei Seiten“

Die Kölner Moderatorin Mona Ameziane („1Live Stories“ und „Aktuelle Stunde“) startet mit der Autorin Christine Westermann einen Literatur-Podcast.

Hast Du nicht Lust, beim Casting für unsere Bücher-Sendung mitzumachen? Könntest Du Dir vorstellen, ein Buch zu schreiben? Mona Ameziane musste bei beiden Fragen nicht lange überlegen. Wenn sich ihr Chancen bieten, greift die 29-Jährige zu – und zu ihrem großen Glück ist das in den vergangenen Jahren ziemlich oft passiert. Seit sechs Jahren moderiert sie die Bücher-Sendung 1Live Stories, hat 2021 ihr erstes Buch veröffentlicht und gehört seit Ende 2022 auch zum Moderations-Team der WDR-TV-Sendung „Aktuelle Stunde“.

Aber jetzt war sie es, die jemanden gefragt hat - nämlich Christine Westermann: „Wollen wir zusammen einen Podcast machen?“. Der heißt „Zwei Seiten“ und startet an diesem Dienstag. Beide sind leidenschaftliche Literatur-Vermittlerinnen und Journalistinnen. Und machen aus dem Lesen kein germanistisches Proseminar: „Wir gehen sehr emotional ans Thema Bücher ran und wollen vor allem den Spaß am Lesen vermitteln, die Literatur aus der Hochkultur-Ecke herausholen, ohne dabei unsere Ansprüche über Bord zu werfen.“

Mona Ameziane und Christine Westermann trennt das Alter

Doch gerade weil es nicht nur Gemeinsamkeiten gibt, glaubt Mona Ameziane, dass sie das perfekte Podcast-Team sind. Denn alleine schon wegen ihres Alters haben sie einen unterschiedlichen Blick auf das Leben und auf die Literatur: Sie trennen 45 Jahre. In jeder Folge wollen sie sich künftig gegenseitig ein Buch zu einem Thema empfehlen, beispielsweise „Liebeskummer“ oder „Zukunft“ – zum Start des Podcasts ist das Thema „Anfänge“: „Es wird also über die Bücher hinaus auch ein Generationen-Gespräch sein. Und wir werden sicher auch viel streiten und diskutieren über die Bücher, die wir uns empfehlen.“

Wann hattest Du zuletzt Liebeskummer? Was macht Dich richtig wütend? Beim Reden darüber wollen sie sich auch gegenseitig besser kennen lernen. Denn sie wissen noch nicht allzu viel voneinander und sind auch nicht schon seit Ewigkeiten befreundet. „Eine 74-Jährige hat viele Gefühle schon in sehr viel größerer Bandbreite durchlebt als eine 29 jährige. Das wird spannend, das aufeinander treffen zu lassen und wirklich auch ehrlich miteinander zu reden.“

Die beiden Hosts lernten sich in Westermanns Sendung bei WDR5 kennen

Persönlich kennen gelernt hat sie Christine Westermann, als sie vor zwei Jahren in ihrer Sendung WDR5 Bücher eingeladen war. Damals hatte Mona Ameziane ihr erstes Buch veröffentlicht. „Auf Basidis Dach: Über Herkunft, Marokko und meine halbe Familie“ heißt es. Geboren und aufgewachsen ist sie im Norden des Ruhrgebiets, aber ihr Vater stammt aus Marokko. Sie ist also mit zwei Kulturen aufgewachsen und hat für ihr Buch eine Spurensuche im Land ihres Vaters unternommen.

Ich bin der festen Überzeugung, es wird noch ein Buch von mir geben
Mona Ameziane

„Wenn man ein Buch geschrieben hat, kann das einen halben Tag in der Welt sein - da kommt schon die Frage nach dem nächsten. Aber ich versuche das extra ein bisschen vage zu halten“, sagt Mona Ameziane. Sie will und muss sich schließlich nicht stressen lassen beim Schreiben – ihr Terminkalender ist voll genug. Nach unserem Interview, erzählt sie, geht es zum Dienst bei der „Aktuellen Stunde“, abends ist dann Sendung. Vieles müsse in ihrem Berufsalltag schnell gehen und sei nach außen gerichtet. Das Schreiben sei für sie das Gegenstück dazu: „Ich bin der festen Überzeugung, es wird noch ein Buch von mir geben. Aber dafür möchte ich mir mehr Zeit nehmen. Denn auch das ist es, was ich am Schreiben so liebe.“

Mona Ameziane trennt das eigene Schreiben von der Literaturkritik

Wenn man so viel liest und professionell über Literatur spricht und schreibt wie sie – meldet sich dann nicht auch beim eigenen Schreiben sofort die innere Literaturkritikerin? Sie könne das für sich gut trennen, Bücher zu bewerten und Bücher schreiben, sagt Mona Ameziane: „Ich habe meinen eigenen Ton und meine eigene Art zu schreiben. Das hat für mich nicht unbedingt etwas mit den Büchern zu tun, die ich lese und rezensiere.“

Wie schafft sie es, so entspannt zu sein? Und wie hat sie all das überhaupt geschafft: mit noch nicht mal 30 schon eine eigene Literatursendung im Radio, Erfolg als Fernsehmoderatorin und mit dem eigenen Buch? „Das klingt nach außen hin immer so, als wäre das ein Durchmarsch gewesen: Immer selbstbewusst und ganz ohne Zweifel. Aber das ist natürlich Quatsch.“

Anfangszeit als Moderatorin bei 1Live Stories

Einen Masterplan für ihre Karriere gibt es nicht: „Ich mag es zu schauen: wo führt der Weg mich hin? Und mich auch einfach mal treiben zu lassen.“ Bislang zumindest hat diese Strategie super funktioniert: Im Rahmen ihres Journalistik-Studiums an der TU Dortmund machte sie ein Volontariat beim WDR und beschloss danach, in Köln zu bleiben. An manchen Tagen habe sie einfach nur im Sender gesessen und auf Aufträge gewartet – manchmal auch vergeblich.

Als sie anfing, 1Live Stories zu moderieren, war sie erst 23. „Ich hatte bis dahin nur beim Kinderradio live moderiert und musste in meiner Anfangszeit als Moderatorin auch echt durch einige schwierigere Phasen durch.“ Eine Kollegin habe sie damals an die Hand genommen und sei für sie wie eine Mentorin gewesen. „Das war ein riesiges Glück für mich und ich bin in den letzten sechs Jahren auch an dieser Sendung gewachsen. Aber das war auch mit sehr viel Arbeit und Willenskraft verbunden.“

Von der Idee bis zum Start des Podcasts vergingen 2 Jahre

Schon ihre Bachelorarbeit habe sie dann nur noch „mit Ach und Krach irgendwo dazwischen gequetscht“. Irgendwann musste sie sich eingestehen, dass sie den Master nicht mehr schaffen wird und hat für sich beschlossen: „O.k., das ist jetzt mein Weg. Ich stürze mich jetzt hier in diese Gelegenheiten, die sich für mich ergeben. Und dann bin ich halt ein Mensch ohne Master“. Dafür aber ein Mensch, der im Beruf seine Leidenschaften leben kann.

„Ich liebe es, nah an Menschen dran zu sein und mit ihnen über ihre Geschichten zu sprechen. Ich liebe es, in das Leben anderer Leute reinzuschauen, einen Vibe aufzubauen und zu gucken: Wie kommen wir aneinander ran? Ob es da um eine fiktive Geschichte geht oder um eine wahre ist für mich erstmal nebensächlich.“

Wenn Arbeit so großen Spaß macht, findet Mona Ameziane, dann fühlt es sich auch nicht so sehr nach Stress an: „Ich bin Fan davon, diese Zeit in den 20ern, in der ich noch ungebundener bin, zu nutzen. Ich habe wahnsinnige Lust, mich da reinzustürzen. Zum Beispiel jetzt in diesen Podcast.“ Zwei Jahre habe es von ihrer ersten Idee bis zum Start gedauert, in denen auch nicht immer alles glattlief. Und sie habe sich auch schon mal übernommen in den vergangenen Jahren mit ihren ganzen Projekten. „Das ist schon alles viel Arbeit, aber angetrieben von Spaß und davon, dass ich wirklich vom tiefsten Herzen überzeugt bin, dass das cool wird.“


Drei Sommer-Buchtipps von Mona Ameziane

1. „Sommernachtserwachen“ von Meg Rosoff

Das Buchcover zeigt verschiedene Menschen, die in Badesachen ins Meer springen. Es ist schwarz-weiß.

„Sommernachtserwachen“ von Meg Rosoff

Das Buch empfehle ich Christine auch in unserer ersten Podcastfolge: Eine ganz tolle Familiengeschichte, die in England spielt. Die Familie fährt jedem Sommer in das gleiche Sommerhaus. Und dieser eine Sommer ist für mich deswegen zu unserem Thema „Anfänge“ passend. Denn in diesem Sommer verändert sich sehr viel: Ein junger Mann stößt zu dieser Familie - der Sohn einer Freundin der Mutter. Und er bringt diese komplette Familie von vorne bis hinten durcheinander.

Meg Rossoff: „Sommernachtserwachen“ , Fischer, 256 Seiten, 15 Euro, E-Book, 10,99 Euro.

2. „22 Bahnen“ von Caroline Wahl

Das Buchcover zeigt eine Schwimmerin, die taucht. Das Bild wirkt, als würde es abblättern.

„22 Bahnen“ von Caroline Wahn

In diesem Roman geht es um zwei Schwestern, die bei einer alkoholkranken Mutter aufwachsen. Das klingt erstmal sehr hart und das Buch ist auch kein reines Sommer-Buch. Aber es spielt es auch ganz viel im Freibad und hat irgendwie so eine sommerliche Stimmung, die aber nicht kitschig wird - sondern man ist ganz nah bei diesen beiden Schwestern. Und es gibt auch eine kleine Liebesgeschichte. Für mich bisher das beste Debüt in diesem Jahr. Von einer jungen Autorin, von der wir bestimmt noch ganz viel hören werden.

Caroline Wahl: „22 Bahnen“, Dumont, 22 Euro, 208 Seiten, E-Book: 17,99 Euro.

3. „Damals im Sommer“ von Florian Gottschick

Das Buchcover zeigt einen Mann, der in Badesachen auf einer pinken Luftmatratze im Pool liegt.

Florian Gottschlick: Damals im Sommer

Die Geschichte spielt Ende der 90er Jahre. Der Protagonist erzählt aus einer erwachsenen Perspektive vom Urlaub mit seiner Familie. Er war damals 15 und verliebt sich zum ersten Mal in einen Jungen am Strand. Und man begleitet ihn dann, wie er sich in diese neuen Gefühle reinstürzt. Obwohl das Buch recht dünn ist, hat das am Ende noch Wendungen, die man nicht kommen sieht. Und die schließlich dafür sorgen, dass dieser Sommer sein ganzes Leben beeinträchtigt.

Florian Gottschick: „Damals im Sommer“, Penguin, 18 Euro, E-Book 14,99 Euro.