Im Theater am Dom ist aktuell die Komödie „Achtsam Morden“ nach dem Bestseller-Roman von Karsten Dusse zu sehen.
Zwischen Achtsamkeit und KettensägenTheater am Dom bringt Bestseller-Roman von Karsten Dusse auf die Bühne
Er ist Direktor, Dichter, lustige Person und, viertens, Regisseur: Siebzehn Stücke hat er selbst geschrieben, an vier Theatern sägt er jene Bretter, die nicht nur ihm die Welt bedeuten – und wenn sich wer für das Private interessiert: Vier Kinder hat er auch. In „Achtsam Morden“, unter der Regie von Pascal Breuer im „Theater am Dom“, erweitert René „Robby“ Heinersdorff als „Björn“ und Strafverteidiger seine Kompetenzbereiche um Mord und Kettensägenbiesterei, wenn er den Gangsterboss Dragan in vierundzwanzig Stücke sägt, als wolle er einen Adventskalender basteln. Und dann die folgenreiche Einsicht: „Tatsächlich: Ich hatte einen Menschen getötet.“ Nicht weniger tatsächlich: Björn erzählt. Das heißt, er spielt, wie er erzählt.
Wo das Theater, Aristoteles zufolge, „darstellt“, malt der Lesende in der Erzählung sich sämtliche Details wie die Figuren aus. Zumeist im Personalverhältnis eins zu eins, ein Schauspieler pro Rolle. Was aber wird wohl aus dem Stück, wenn es gleich siebzehn Rollen hat, weil es nämlich ein bearbeiteter Roman ist, der gleichnamige Beststeller von Kasten Dusse, passend aufbereitet für die Bühne von Bernd Schmidt, und wenn es mit drei Schauspielern aus Fleisch und Blut fast schon den Etat sprengt?
Deutlich mehr Rollen als Schauspieler: Ein Kraftakt auf der Bühne
Es gehört zu den Weisheiten dieses Klamauks, dass das Theater nach Corona seine eigene Krise spielt, und zu seinen Vorzügen, wie es das macht. Die großartige Yael Hahn stemmt sieben Rollen vom Töchterlein bis zur Prostituierten, und Migueal Abrantes Ostrowski, mit drastisch meisterlichem „Method Acting“, buchstäblich zum Brüllen komisch, gar neun – vom Gangsterboss bis hin zum Achtsamkeits-Guru Joshua.
Denn damit hatte alles angefangen: Björn wird von seiner Gattin in den Kurs geschickt, auf dass er für die Ehe Achtsamkeit erwerbe. Er aber wendet das Gelernte gleich auf seine wirklichen Probleme als Gangster-Anwalt an. Zum Beispiel so: „Wir lassen die Arbeit einfach im Kofferraum liegen“, das hat Björn von Joshua gelernt und schlägt es vor, wohl wissend, dass dort Boris und auch Dragan zwischenzeitlich unfreiwillig stationiert sind. Beim Kampf der Szenen im Gedränge beherrschen die flachen Zitate den Text („Dragan möchte keinen Waffenkrieg mit Boris“) und die einfachen Fragen: „Ist das Igor, der da auf dem Boden liegt?“ – „Ja!“ – „Und warum brennt der?“. Schließen wir daher mit einem Zitat: „Wie war’s?“ – „Sensationell!“
„Achtsam Morden“ mit René Heinersdorff, Yael Hahn und Miguel Abrantes Ostrowski nach der Bühnenbearbeitung von Bernd Schmidt, noch bis 10.11. im Theater am Dom, Tickets und Termine hier.