Legenden Kölner FrauenHaltestelle „Ebertplatz“ wird zur Kunstgalerie
Was macht St. Ursula am Ebertplatz? Wer war die Frau, der die Agneskirche gewidmet ist? Was verbirgt sich unter der Kirche St. Kunibert und wie bringt St. Gertrud dies alles zusammen? Ab dem 10. Oktober verwandelt die Kölner Künstlerin Zrinka Budimlija die nördliche KVB-Passage am Ebertplatz in eine Kunstgalerie. Rund um die Uhr können Besucher dort auf eine Reise durch die Stadtgeschichte gehen. Die Leuchtkörper, die den Gang erhellen, dienen dabei als Bilderrahmen für die Kunstwerke, die sich den Legenden der vier Kirchen um den Ebertplatz widmen: St. Ursula, St. Agnes, St. Kunibert und St. Gertrud.
War die heilige Ursula eine Politikerin?
Die Künstlerin hinterfragt mit ihren Werken kritisch die Art und Weise, mit der Geschichten und Errungenschaften von Frauen historisch und gegenwärtig häufig bewertet werden. So fokussiert sie bei der Darstellung und den ausgewählten Körperhaltungen bewusst die „scheinbare Passivität“, die bei allem Erfolg von Frauen als tradierte weibliche Tugend immer noch erwartet wird. So wagt Zrinka Budimlija eine andere Interpretation der heiligen Ursula, der Schutzpatronin Kölns: War ihre Entscheidung, eine Pilgerfahrt zu machen, ein ausgeklügelter diplomatischer Schachzug, um einen Krieg in ihrem Land abzuwenden? War Ursula eine mutige Strategin und kühne Politikerin? Elf Frauen, die in der Umgebung des Ebertplatzes leben, ließen sich stellvertretend für Ursula und ihre zehn Gefährtinnen für dieses Projekt portraitieren. Sie lächeln nicht. Sie denken an die schwierigen Entscheidungen und Situationen ihres eigenen Lebens. Sie denken an die Momente, in denen sie Stärke zeigten.
Vergessene Stadtgeschichte
Die Bilder in den Leuchtkästen befassen sich nicht nur mit der heiligen Ursula, sondern ebenso mit den Namenspatroninnen dreier weiterer Kirchen rund um den Ebertplatz: Die Agneskirche ist Agnes Roeckerath gewidmet, aber kaum jemand weiß, wer diese Frau war. Weiter Richtung Dom steht die Kunibertskirche, in welcher der Kunibertspütz verborgen liegt. Um jenen Brunnen ranken sich Geschichten, die fast 2.000 Jahre alt, heute aber vielfach in Vergessenheit geraten sind. Die Patronin der Kirche St. Gertrud spinnt – wie die griechischen und römischen Göttinnen vor ihr – unsere Lebensfäden. „Köln ist seit 20 Jahren meine Wahlheimat. Je mehr ich über die Stadt erfahre, umso mehr fühle ich mich hier verankert“, erklärt Zrinka Budimlija. „Dieses Gefühl möchte ich zurückgeben, doch die Stadtgeschichte ist im Alltag nicht immer leicht zu erkennen. In Köln gibt es viele Schichten vergangenen Lebens, einige davon unter der Erde, einige für immer verloren durch Zeit oder Zerstörung. Was uns bleibt, sind die Erzählungen.“
Die Ausstellung, die bis zum 31. Januar 2021 gezeigt wird, ist ein Projekt im Rahmen der „Zwischennutzung Ebertplatz“. Sie wird vom Kulturamt der Stadt Köln gefördert und durch die Kölner Verkehrs-Betriebe AG unterstützt.