LeserbriefeEine Kennzeichnungspflicht für Fahrräder hat viele Vorteile
Radfahr-Regularien müssen her
Die Meinung von Frau Lehnen treibt mir die Zornesröte ins Gesicht! „Man kann die Straße verlassen, mal eben über den Bürgersteig abkürzen“. Ich empfehle Frau Lehnen, einmal die Hauptstraße in Bergheim zu Fuß bis zum Aachener Tor zu gehen. Sie wird ihren Spaß an „Gleichgesinnten“ haben: Mit stark überhöhtem Tempo wird hier das Gebot des Schritttempos verhöhnt. Spreche ich einen Raser darauf an, bekomme ich mit viel Glück nur den Mittelfinger gezeigt. Hier wird Fahrradkriminalität gelebt.
Nun sieht Frau Lehnen schon wild wucherndes Denunziantentum aus SUVs heraus. Immerhin hat sie eine Lösung: „Mehr kontrollierende Fahrradpolizisten“. Wo sollen die denn herkommen? Die Besoldung könnte natürlich aus den Anmeldegebühren für 78 Millionen Fahrräder finanziert werden. Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass in Deutschland mit der Bitte um Rücksichtnahme und Verständnis sehr wenig bis gar nichts geht.
Also müssen Regularien her. Die Anmeldung eines Fahrrads ist in meinen Augen weder Schikane noch Einschränkung der persönlichen Freiheit. Radfahrer wollen gleiche Behandlung? Bitte sehr, hier kann der erste Schritt getan werden. Ohne Grundregeln geht es nicht. Die Sanktionierung bei Nichtbeachtung ist dann die logische Konsequenz.Bernd Eilers Elsdorf
Nummernschild könnte erzieherische Wirkung auf Radfahrer ausüben
Oliver Görtz und Claudia Lehnen diskutieren Pro und Contra, ob der Radverkehr stärker reguliert werden muss. Die Frage ist falsch gestellt. Sie müsste lauten: Wie können die Verkehrsregeln gegenüber Radfahrern durchgesetzt werden? Dafür gibt es leider kein Patentrezept. Frau Lehnen behauptet „Wenig Regeln … gehören zur Kultur des Fahrradfahrens.“ Damit beschreibt sie zwar die Realität, irrt aber trotzdem gewaltig. Für Fahrradfahrer gelten nämlich dieselben Regeln wie für Autofahrer; sie werden von mehr als der Hälfte nur leider ignoriert.
Frau Lehnen neigt dazu, das als seltene und harmlose Bagatellen zu karikieren, denen man mit Hilfe von „Fahrradpolizisten“ nachgehen müsse. Wie soll das funktionieren? Wenn ich als rücksichtsvoll langsamer Autofahrer rechts von einem Fahrrad ohne Abstand „überholt“ werde, wenn ich gerade rechts abbiegen will, oder nachts jemanden ohne Licht fast über den Haufen fahre, wenn ich nicht scharf bremse, ist bestimmt kein „Fahrradpolizist“ in der Nähe.
Eine Kennzeichenpflicht, die übrigens am Helm und nicht am Fahrrad anzubringen wäre, ist gewiss kein Wundermittel, aber es hätte vielleicht eine gewisse erzieherische Wirkung, die zu einer leichten Verhaltensänderung bei denen beitragen könnte, die die öffentlichen Verkehrswege als rechtsfreien Raum missverstehen.Christian Fischer Köln
Kennzeichenpflicht als Schritt in die falsche Richtung
Wenn man Fahrräder mit Kennzeichen ausstattet, muss man dann in letzter Konsequenz nicht auch Fußgänger mit Kennzeichen ausrüsten? Die Personalausweisnummer bietet sich dafür an, angebracht auf einer orangefarbenen Weste, die jeder Fußgänger bei Verlassen der Wohnung tragen muss. Rotsünder unter den Fußgängern könnten dann schnell identifiziert und gemeldet werden. Diese Frage offenbart doch, dass die Kennzeichenpflicht für Fahrradfahrer ein Schritt in die falsche Richtung ist, investiert werden muss in bessere und breitere Radwege und nicht in Kennzeichen für Radfahrer und Fußgänger.Dieter Wegener Langenfeld
Haftpflichtversicherung und Kennzeichen schon lange überfällig
Eine Haftpflichtversicherung samt Versicherungskennzeichen ist schon lange überfällig. Vor allem vor dem Hintergrund der Verkehrswende und dem damit noch weiter zunehmenden Fahrradverkehr sind Nummernschilder für Fahrräder dringend geboten. Nicht nur das zum Teil rücksichtslose Ausnutzen von „Freiheiten“, wie Redakteurin Lehnen es nennt, „mal eben über den Bürgersteig abkürzen“ oder Laternenpfähle mit Fahrrädern zuparken, bis kein Kinderwagen mehr vorbeikommt – hier beseitigt ein Fahrradkennzeichen vielleicht die Anonymität des Radfahrers, die ihm diese „Freiheiten“ vermeintlich einzuräumen scheint.
Auch die vielen Fahrradleichen im öffentlichen Raum, die mit hohem Kostenaufwand von den Kommunen beseitigt werden müssen, können durch die Ermittlung des letzten Halters verursachergerecht getragen werden. Und zum Schluss bedeutet ein mehr an Fahrradfahrten auch zwangsläufig ein mehr an Unfällen, auch mit Fußgängern. Insbesondere Lastenfahrräder mit Elektromotorunterstützung erreichen Geschwindigkeiten, die schnell erhebliches Verletzungspotenzial bei schwächeren Verkehrsteilnehmern auslösen. Fahrradkennzeichen können daher mit Sicherheit dazu beitragen, die Fahrradfahrer zur Rechenschaft zu ziehen, die andere gefährden. Dafür brauchen wir keine Polizei.Carsten Schmitz Köln
Das könnte Sie auch interessieren:
Beachten von Verkehrsregeln wäre auch bei Radfahrern zu begrüßen
Ich kann Herrn Görtz nur zustimmen! So wie die Radfahrer zur Zeit hofiert werden – das geht gar nicht! Je mehr Rechte sie bekommen, desto mehr nehmen sie sich heraus. Wer auf der Strecke bleibt, ist der Fußgänger und manchmal auch der Autofahrer. Ich bin Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer, im Außendienst und jede Menge Kilometer pro Jahr unterwegs. Autos dürfen weder über Gehwege noch bei Rot über die Ampel fahren. Dies sehe ich bei Radfahrern tagtäglich.
Auch das über den Gehweg Fahren, obwohl ein ausgewiesener Radweg auf der Straße vorhanden ist, macht einem als Fußgänger zu schaffen. Wenn man Radfahrer auf ihr Fehlverhalten hinweist, wird man noch blöde angemacht. Auf dem Gottesweg muss man beim Verlassen eines Eiscafés erst mal schauen, ob nicht ein Radfahrer oder ein Lastenfahrrad dort entlang rast und einen über den Haufen fährt. Die Bedienung hat oft genug Beinah-Zusammenstöße, wenn sie die Bestellung zu den Tischen bringt.
Ich würde es begrüßen, wenn es auch für Radfahrer Kennzeichen gäbe. Ein Nachweis über die Verkehrssicherheit bei Teilnahme am Verkehr oder das Wissen um Verkehrsregeln wäre auch zu begrüßen. Dann würden sich sicherlich einige überlegen, ob sie den Gehweg verwenden oder sonstige Verstöße bewusst anwenden. Ich betone, es gibt bei allen Verkehrsteilnehmern Rowdys. Radfahrer fallen aber zurzeit besonders auf. Martina Liebehenz Köln
Radfahren hat auch mit Intelligenz zu tun
Es gibt sie leider beide, die militanten wie die verträumten Radfahrer. Beide Gruppen finde ich extrem bedrohlich, selbstverliebt und Unfall-affin. Aber Extreme sind kaum reformierbar. Wir, die Radfahrerfraktion der gemäßigten Mitte – um angepassten, rücksichtsvollen Fahrstil bemüht, ohne Kamikaze-Gebaren, kein Schneckentempo –, weichen den einen aus, überholen die anderen. Bequem ist das nicht. Aber der Königsweg ist nicht in Sicht. Wie alles im Leben, unterliegt auch Fahrradfahren – Regeln hin, Regeln her – der Intelligenz des radfahrenden Individuums.Hans-Jürgen Appelt Köln
Vorsicht geboten vor Typ „Tour de France“
Sehr geehrter Herr Görtz, danke für Ihre zutreffende Beschreibung. Nur wenige Radfahrer agieren wie normale Verkehrsteilnehmer! Oft handelt es sich um Herren der Schöpfung, die mit Helm, Kniepolster, Handschuhen und Knopf im Ohr bewaffnet, sich benehmen wie Alleinherrscher über den öffentlichen Verkehrsraum. Rücksichtnahme, Klingeln, Fahrradwege statt Bürgersteige nutzen, ist unter ihrer Würde.
Letzte Woche hat mich vor der Haustüre ein „Tour-de-France-Typ“, lautlos auf dem Rad heranflitzend, fast umgefahren! Meine künftige Vorgehensweise: Haustüre schließen, links und rechts schauen, ob kein Radler auf dem Bürgersteig ist. Dann am Straßenrand entlang im Slalom an geparkten Autos oder an Häusermauern vorbei. Bei Geräuschen hinter mir: klein und dünn machen und Radfahrern den Bürgersteig nie streitig machen! Vermutlich haben Radfahrer Angst, auf Straßen zu fahren.Helga Eickmann Köln
Gefahr von Regelverstößen bewusst machen
Viele Radfahrer kennen die Verkehrsregeln nicht kennen oder ignorieren sie bewusst. Immer häufiger sehe ich Radfahrer jeden Alters, die ihr Handy während der Fahrt bedienen, die freihändig fahren oder die Straßenverkehrsordnung als nicht für sie gemacht ansehen. Oftmals wissen sie vermutlich gar nicht, dass sie mit ihrem Leben oder ihrer Gesundheit spielen – wer weist sie auch darauf hin?Rolf Soergel Köln
Ein neues Verkehrskonzept muss her
Natürlich ist der Fahrradfahrer der Schwächere im Straßenverkehr, der Fußgänger aber ist noch schwächer, an dem sich etliche Fahrradfahrer ob ihrer rücksichtslosen Fahrweise – auch über Zebrastreifen und Bürgersteige hinweg, wie Frau Lehnen propagiert – vergehen. Wie sieht das Verhältnis zwischen Fahrrad- und Autofahrern aus, was die Herbeiführung von Unfällen anbelangt?
Mir geht die immer wieder gebetsmühlenartig vorgetragene Anfeindung von Autofahrern auf den Geist, wenn 100 Jahre Auto-Vorherrschaft durch die von Fahrrädern in 20 Jahren ersetzt werden soll. Alle Städte und Gemeinden sind aufgefordert, zusammen mit den drei Gruppen von Verkehrsteilnehmern Konzepte zu erarbeiten, die für alle zu akzeptieren sind. Das geistlose Einschlagen auf Autofahrer führt sicher nicht zu mehr Sicherheit im Verkehr.Rolf Havermann Bergisch Gladbach
Von europäischen Fahrradstädten lernen
Die beiden unterschiedlichen Positionen der Redakteure zeigen auf, dass das Problem zwischen den Verkehrsteilnehmern Fußgänger und Radfahrer gelöst werden muss. Da beide oftmals den gleichen Straßenraum nutzen und die Rücksichtnahme in vielen Fällen nicht gegeben ist, sind Probleme vorprogrammiert.
Hinzu kommt, dass das Fahrrad vom Freizeit- zum Verkehrsmittel geworden ist und sich teilweise die Radfahrer mit hohem Tempo bewegen. Oft tauchen sie geräuschlos rechts überholend oder bei rot fahrend aus dem Nichts auf und verschwinden bei Unfällen genauso schnell wieder. Da es keine Nummernschilder gibt, können die Verkehrssünder oft nicht nachverfolgt und zur Rechenschaft gezogen werden. Deshalb sollte auch hinterfragt werden, ob alle Radfahrer eine private Haftpflichtversicherung haben oder dazu verpflichtet werden können.
Die Regeln, die bei der Fahrprüfung gelten, müssen auch bei den Radfahrern umgesetzt werden: gegenseitige Rücksichtnahme auf die Verkehrsteilnehmer! Dies ist leider in Köln nicht für alle eine Grundhaltung. Andere europäische Fahrradstädte wie Amsterdam oder Kopenhagen haben getrennte Spuren für die unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmer und geben damit konsequent den unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmern ihren Straßenraum.Annett Polster Köln
Pferde brauchen beim Ausritt eine „Marke“ – warum Radfahrer nicht?
Sehr geehrte Frau Lehnen, ich zitiere Sie: „Als Parkplatz reicht ein Laternenpfahl, man kann mit dem Rad die Straße verlassen, mal eben über den Bürgersteig abkürzen und querfeldein fahren.“ Damit fangen die Probleme für Fußgänger schon an! Wenn man sich vor von hinten lautlos auf dem Bürgersteig rasenden Radfahrern zum zehnten Mal am Tag in Sicherheit bringen muss, dann fragt man sich, wo denn die Freiheitsgefühle des Fußgängers bleiben?
Die wenigen Regeln, die es für Radfahrer gibt, werden leider kaum angewendet, denn man fährt ja „umweltfreundlich“. Und wenn mal ein „Malheurchen“ geschieht, dann ist man schnell weg und der Geschädigte kann sehen, wo er bleibt. Am nächsten Tag steht steht dann in der Zeitung: „Ein Radfahrer verursachte gestern einen Unfall auf dem Bürgersteig XY. Ohne sich um die/den Verletzte(n) zu kümmern, fuhr er einfach weiter. Er war schwarz gekleidet. Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden.“ Apropos: Radfahrer scheinen ein Faible für schwarze Kleidung zu haben und bei Dunkelheit gerne ohne Licht zu fahren, ich vermute, dies erhöht den Kick.
Dass Fahrräder nicht nur an Laternen-, sondern auch an Fußgängerampelpfählen geparkt werden, möglichst noch komplett in den Bürgersteig hineinragend, ist ein ebensolches Ärgernis. So schlängelt sich der zu Fuß gehende Mensch zwischen Fahrrädern, gerne auch Lastenfahrrädern durch die Stadt, nach dem Motto: „Ich kann mein Fahrrad überall hinstellen, denn ich bin ja umweltfreundlich unterwegs. Sollen doch die, die noch laufen, dies auf der Straße tun.“
Hinzu kommen noch diejenigen Radfahrer, die zu dritt nebeneinander fahren, um sich angeregt unterhalten zu können, solche, die scheinbar nicht eine Vorfahrtsregel kennen, Ampelanlagen als Illumination der Stadt verstehen und noch nie etwas vom Rechtsfahrgebot gehört haben. Mal ganz abgesehen von den rasenden Essenslieferanten, die wirklich jede Hemmung verloren haben, um Wohlstandsverwöhnten so schnell wie möglich ein Eis und eine Flasche Wasser zu liefern.
Und das, liebe Frau Lehnen, ist die überwiegende Mehrheit der Pedaltreter. Ich bin immer wieder verblüfft, wenn ein Radfahrer an einer roten Ampel anhält oder auf der rechten Straßenseite fährt, obwohl seine Wohnung auf der linken liegt. Daher kann ich Ihrem Kollegen Herrn Görtz nur aus tiefster Seele zustimmen und jedes seiner Worte unterstreichen. Pferde bekommen ein „Nummernschild“, wenn sie in der Öffentlichkeit geritten werden, warum nicht auch Radfahrer? Dann würde uns Fußgängern bestimmt vieles erspart bleiben.Karola Ringhausen Köln
„Problemfall“ Radfahrer regulieren
Schauen Sie sich mal den technischen Zustand der Fahrräder an, da funktionieren die Bremsen nicht, weil die Bremssteine verschlissen sind, da funktioniert die Beleuchtung nicht, weil man diese erst gar nicht kontrolliert hat. Ein Auto muss regelmäßig zum TÜV, ein Fahrrad nicht, weil der Halter anonym ist. Wie Sie sehr richtig ausführen, Herr Görtz, die Radfahrer sind genauso Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Autofahrer, und diese haben sich genauso strikt an die StVO zu halten wie alle anderen auch. Das tun sie aber nicht, weil sie eben anonym daher radeln.
Diese verkehrswidrige Verhaltensweise der Radfahrer ist nicht mit einem akzentuierten Freiheitsbewusstsein oder gar Freiheitsbedürfnis zu begründen, sehr verehrte Frau Lehnen. Das Zusammenleben in einer Gesellschaft ist ohne Verhaltensregularien ganz einfach nicht möglich, darauf kann ganz einfach nicht verzichtet werden. Und das gilt auch für die Radfahrer.
Was kann denn dagegen sprechen, wenn ein jedes Fahrrad eine halterbezogene Nummer, ein Identitätszeichen bekommt, so wie jedes Auto, Motorrad und auch jeder E-Scooter? Was spricht dagegen, wenn der Halter des Fahrrades eine Haftpflichtversicherung haben muss, wenn er einen Helm tragen muss, um sich beim Sturz und Aufschlag auf die Bordsteinkante nicht den Schädel zu stoßen? „Die Radfahrer“ werden immer ein Problemfall bleiben, solange die Regularien für sie nicht erheblich ausgeweitet werden.Alfred W. Bunten Köln