Um die Zahl von Rad-Unfällen zu begrenzen, schlagen Leser verbesserte Verkehrskonzepte sowie strengere Verkehrserziehung für Radfahrende vor.
Leserbriefe zu Rad-UnfällenVerkehrsregeln gelten auch für Radfahrer
Mehr als 2300 Rad-Unfälle in Köln mit Verletzten – Steigerung um 20 Prozent (3.7.)
Unfallstatistik: Fehlverhalten von Radfahrern häufig Unfallursache
Natürlich steht es außer Frage, dass jeder verunglückte Radfahrer einer zu viel ist. Auch ist es selbstverständlich, dass auf Radfahrer als schwächere Verkehrsteilnehmer besondere Rücksicht genommen werden muss. Jedoch hat, genau wie in vielen anderen Fällen, auch diese Medaille zwei Seiten. Schaut man in die Statistik 2020 des Statistischen Bundesamts (www.destatis.de), dann lag bei 65,2 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden mit Beteiligung von Fahrrädern ein Fehlverhalten der Radfahrer vor. 2022 wird es nicht viel besser gewesen sein.
Im Jahr 2022 waren in 49,3 Prozent Radfahrer sogar die Hauptverursacher der Unfälle mit Fahrrad-Beteiligung. Dieser Aspekt sollte bei der Suche nach Maßnahmen zur Verbesserung der Situation nicht außer Acht gelassen werden. Das heißt, auch von Radfahrern kann erwartet werden, dass sie sich an entsprechende Vorschriften halten. Ziel sollte eine deutliche Verringerung der Unfallzahlen sein. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn sich alle daran beteiligen. Gerhard Bosch Pulheim
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Rad-Unfallstatistik: Wie kann sinnvolle Verkehrserziehung aussehen?
Als Radfahrer in Köln brauche ich permanent alle Sinne, insbesondere den tiefensensiblen „Achtsamkeitssinn“, um von A nach B zu kommen. Es wundert mich nicht, dass Radunfälle in diesem Maße zunehmen. Interessant ist, dass sich die Statistik und die Wahrnehmung über Radfahrer als Unfallmitverursacher zwischen der Verkehrsdirektion der Polizei Köln und dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club laut Artikel um fast 100 Prozent unterscheiden! Das verleitet zu der Annahme, dass hier kognitive Verzerrungen eine Rolle spielen – aber welche bei wem?
Persönlich nehme ich wahr, dass durch zunehmend mehr Verkehrsteilnehmer und -teilnehmerinnen eine „egomanische Aneignung des öffentlichen Verkehrsraums“ stattfindet — trotz Straßenverkehrsordnung und besonderen Regelungen. Spannend ist in der Tat die Frage, wie heute eine Verkehrserziehungssendung nach dem Muster des „7. Sinn“ gestaltet werden müsste und wie diese Verkehrserziehung nachhaltig wirken könnte. Armin Wambach Köln
Venloer Straße: „Suicide Avenue“
In Ehrenfelder Kreisen heißt die Venloer Straße seit der Umgestaltung „Suicide Avenue“. Als Radfahrer versuchen wir, wenn möglich, dieses Desaster an Straße zu umfahren. Die Unfallzahlen sprechen Bände und es wird Zeit, dass hier gehandelt wird und die Umgestaltung in eine Einbahnstraße endlich abgeschlossen wird. Silke Kraushaar Köln
Unübersichtliche Verkehrssituation generiert Rad-Unfälle
Ihr Bericht über die zahlreichen Rad-Unfälle, insbesondere auf der Venloer Straße in Ehrenfeld, stimmt mich einerseits traurig, macht mich aber auch wütend. Ich selbst wohne in der Gutenbergstraße und erlebe die katastrophale Verkehrssituation auf der Venloer Straße als Radfahrer, Autofahrer und Fußgänger aus den unterschiedlichen Perspektiven jeden Tag. Die Anzahl der Radfahrer und besonders der Lastenfahrradfahrer ist in den vergangenen Jahren auf dieser Straße deutlich gestiegen. Die neuen Vorfahrtsregeln an der Kreuzung Venloer und Gutenbergstraße werden kaum beachtet.
Die ausgewiesenen Parkplätze zum Be- und Entladen für Lieferanten sind in der Regel durch falsch parkende Pkw besetzt, sodass Lieferanten mit eingeschalteter Warnblinkanlage auf der regulären Fahrbahn halten und von Radfahrern und Autofahrern überholt werden müssen. Die Venloer Straße müsste umgehend zur Einbahnstraße werden und viel mehr Einsatzkräfte des Ordnungsamtes müssten das ständige Falschparken stärker kontrollieren. Günther Kligge Köln
Anstieg der Rad-Unfallrate infolge von zunehmendem Radverkehr
Ich bin selbst Fahrradfahrer und oft in Köln unterwegs. Die Situation für Radfahrer verbessert sich zunehmend. Der Radverkehr nimmt zu und damit auch die Zahl der Unfälle. Viele Radfahrer ignorieren allerdings Ampeln und Verkehrszeichen und erhöhen damit selbst die Unfallrate. Auch mit dem Fahrrad nimmt man am Verkehr teil und hat die Verkehrsregeln zu beachten. Hier wären mehr Kontrolle und auch Bußgelder hilfreich. Dieter Vosen Köln
Rad-Unfälle: Kampagne für richtiges Verhalten im Verkehr starten
Sinnvoll wäre es, eine Kampagne zu starten, wie sich die Fahrradfahrer im Straßenverkehr zu verhalten haben. Täglich ist haarsträubendes Fehlverhalten zu beobachten: Fahren in die falsche Richtung, Missachtung von roten Ampeln, Benutzung der Fußwege und noch vieles mehr. 400.000 Euro Fördergeld vom Bundesamt für Mobilität wären aber sicherlich bei der Renovierung einer Schule besser angelegt als bei der Kampagne für Radfahrer. Michael Wegener Köln
Kölner Radunfall-Statistik: Verkehrskonzept stringent entwickeln
Vieles, was im Artikel „Die Straßen sind einfach zu eng“ beschrieben wurde, stimmt. Jedoch sollten unterschiedliche Straßen auch nach ihrer jeweiligen Beschaffenheit beurteilt werden. Was ich bei der Beschreibung ganz vermisse, ist die Überlassung eines beträchtlichen Teils vieler Gehwege an Händler zur Präsentation ihrer Waren und somit eine günstige Erweiterung ihrer Geschäftsräume zulasten von Fußgängern. Interessierte bleiben an den Kleiderständen, Gemüse- und Obstkisten stehen, auch mit Fahrrädern, und blockieren den Verkehrsfluss noch einmal mehr.
Die teilweise doppelte Ausweisung von Radwegen, Markierung vom Gehweg und auf der Straße und dann nach der nächsten Kreuzung wieder anders, führt zu Verunsicherung zumindest all der Verkehrsteilnehmer, die diese Strecken nicht regelmäßig befahren. Aussage einer Nichtkölnerin nach einer Autofahrt über die Venloer Straße zwischen Piusstraße und Gürtel: „Da möchte ich nicht noch einmal fahren, es war furchtbar.“
Es fehlt in Köln an einem durchdachten Verkehrskonzept, das dann auch stringent durchgesetzt wird. Mindestens einmal in der Woche wird über eines der Erprobungskonzepte berichtet, wie Deutzer Freiheit, Ehrenstraße, Trankgasse, Venloer Straße. Bei den Ringen ist auch nach vielen Jahren immer noch kein durchgängiger Radweg vorhanden. Köln kann gut Ideen entwickeln, aber nicht durchdenken und umsetzen. Vieles wird angefangen – und dann?Veronika Grünewald Köln
Rad-Unfälle: Erziehungsleitfaden für Autofahrer
Ich pendle seit 1981 mit dem Fahrrad ganzjährig zwischen Köln und Bergheim mit dem Fahrrad, beruflich und privat. Ein Auto besitze ich nicht, habe aber den Autoführerschein. In dieser Zeit habe ich über 200.000 Kilometer abgerissen, vier Fahrräder verschlissen und wurde ein halbes Dutzend Mal von Autofahrern „abgeschossen“, meist auf Radwegen. Ich habe deshalb einen Erziehungsleitfaden für Autofahrer zusammengestellt:
1. Wenn man beim Rechtsabbiegen einen Fahrradweg überquert, den Rückspiegel benutzen und anhalten, bis der Radfahrer die Stelle passiert hat. 2. Wenn man sein Auto neben einem Radweg parkt, sollte man den Beifahrer darauf aufmerksam machen, zunächst nach hinten zu schauen, damit dem Radfahrer nicht durch eine sich plötzlich öffnende Tür Genick oder Rückgrat gebrochen werden. 3. Das Gleiche gilt selbstverständlich für die Straßenseite. 4. Wenn der Radfahrer vorsichtig ist und nicht dicht an geparkten Autos vorbeifährt, sondern mit Abstand, weil sich jederzeit eine Autotür und damit das Leichenschauhaus öffnen könnte, hupt und schreit man als Autofahrer nicht, weil man ein paar Sekunden auf das Überholen warten muss.
5. Man parkt sein Auto nicht auf Radwegen, auch nicht für Minuten. 6. Wenn man mit dem Auto aus einer Garageneinfahrt kommt, fährt man nicht mit hoher Geschwindigkeit auf Geh- und Radweg. 7. Man betätigt nicht die Scheibenreinigung am Auto, wenn man einen Radfahrer überholt. 8. Man überholt einen Radfahrer in sicherem Abstand. 9. Wenn man einen Radfahrer nicht überholen kann, droht man ihm nicht, indem man dicht auffährt. 10. Wenn der Radfahrer auf sogenannten „Fahrradsicherheitsstreifen“ – besser „Todesstreifen“ – fährt, hält man als Autofahrer beim Überholen trotzdem den Sicherheitsabstand und fährt nicht bis an die gestrichelte Linie heran.
11. Wenn der Radfahrer, aus welchem Grund auch immer, den Streifen links über die gestrichelte Linie verlassen muss, hupt und brüllt man als Autofahrer nicht. 12. Die Todesstreifen, das muss der Autofahrer wissen, sind keine Radwege. 13. Wenn auf einer zweispurigen Straße eine Seite zugeparkt ist und der Radfahrer die freie Spur in der korrekten Richtung benutzt, kommt man ihm nicht in voller Breite mit dem Auto entgegen und drängt ihn ab. 14. Wenn vor Feldwegen ein Schild steht, das den Verkehr dort auf landwirtschaftliche Fahrzeuge und Fahrräder beschränkt, fährt man dort nicht mit dem Auto entlang.
15. Man fährt generell nicht mit dem Auto auf Radwegen. 16. Man lässt beim Überholen nicht die Beifahrerscheibe herunter, grölt „Scheiß Radfahrer“ und garniert diese Ansprache mit einer Wolke aus Alkohol oder Gras. 17. Wenn man mit dem Auto von einem Parkplatz rückwärts auf die Straße fährt und dort steht vor einer Ampel ein Radfahrer, der nicht wegkann, weil er von anderen Autos eingekeilt ist, fährt man ihn nicht über den Haufen. 18. Man fährt nicht noch mit 90 Jahren einen SUV und drängt Radfahrer ab. 19. Wenn man als Autofahrer einen Radfahrer verletzt hat und dieser blutend und zuckend auf der Straße liegt, leistet man Erste Hilfe und fragt nicht als Erstes in die Runde: „War ich das etwa schuld?“ Reinhard Klein-Arendt Bergheim
Radunfälle: Helmpflicht einführen
Ich bin fast täglich in Köln mit dem Fahrrad unterwegs. Dabei befahre ich auch die genannten Fahrradunfall-Schwerpunkte. Dabei nehme ich stets wahr, dass vor allem die Radlerinnen und Radler zu schnell, rücksichtslos, aggressiv und sich nicht an die Verkehrsregeln haltend unterwegs sind. Vor allem trifft dies auf die Lastenfahrräder zu, die von ihrer Größe und bedingt durch den elektrischen Antrieb sehr schnell unterwegs sind und für die Fahrradwege oftmals nicht ausgelegt sind.
Das Tragen von Fahrradhelmen hat sich zwar verbessert, aber es sind noch erheblich viele Personen ohne Helm unterwegs, vor allem trifft dies für Kinder zu, die ungeschützt in Lastenrädern sitzen. Eine Helmpflicht wäre wohl angebracht. Gegenseitige Rücksichtnahme, vorausschauendes und passives Fahren sind die Garantie für weniger Unfälle. Hier sind Öffentlichkeit und Medien gefordert. Ekkehart Staritz Köln