Denkmal- und Naturschützer streiten seit Jahren über die Fällung einer Platane am Bahnhof Belvedere in Müngersdorf. Leser haben dafür wenig Verständnis.
Leserbriefe zum Bahnhof BelvedereNaturschutz ad absurdum geführt
Bahnhof Belvedere: Im Paragrafengestrüpp verfangen?
Die Verwaltungen haben sich offensichtlich im Paragrafengestrüpp verfangen. Der gesunde Menschenverstand hat sich vorher verabschiedet. Wie kann es sonst sein, dass ein Gewächs, von dem es noch zigtausend Exemplare gibt, ein 185 Jahre altes Denkmal, das älteste Bahnhofsempfangsgebäude Deutschlands, zerstören darf?
Der Fehler besteht meines Erachtens darin, dass beim Einpflanzen der Platane an dieser Stelle sich niemand eine solche Situation vorstellen konnte. Kann man daher die Entscheidung über das Fällen des Baumes nicht darauf gründen, dass hier ein Fehler behoben werden muss, nämlich der, dass der Baum falsch gepflanzt wurde? Es wäre bedauerlich, wenn ein einmaliges Gebäude, für das gute Nutzungspläne bestehen, einem Allerweltsbaum geopfert würde. Helmut Pfeffer Köln
Bahnhof Belvedere: „Naturschutz zu Tode geritten“
Eine Politikerin sagt: „Die Bürger sprechen mittlerweile von einer Posse.“ Das ist viel zu milde formuliert. Denn: Am Baudenkmal Bahnhof Belvedere in Müngersdorf wird das Prinzip Naturschutz zu Tode geritten. Das öffentliche Interesse wird hier gleich doppelt geschädigt: Die jahrelang verschleppte Fällung eines Baumes dicht am Gebäude verschlimmert die Schäden am Baudenkmal, und, ebenso fatal, wird hier der Naturschutz ad absurdum geführt und damit lächerlich gemacht. Beides sind schlimme Folgen des halsstarrigen, eindimensionalen Pochens auf einem Prinzip. Die treibende Kraft hinter diesem schädlichen Verhalten sollte zur Rechenschaft gezogen werden. Wolfgang Reinert Köln
Bahnhof Belvedere: Baudenkmal wichtiger als Allerweltsbaum
Zukünftige Generationen werden eines fernen Tages aus einem Kölner Geschichtsbuch erfahren, dass in Müngersdorf jahrzehntelang das älteste Bahnhofsgebäude Deutschlands stand. Es überlebte äußerlich weitgehend unverändert zahlreiche Stürme und zwei Weltkriege. Es wurde zum Baudenkmal erklärt. Dieser einzigartige Bau musste jedoch nach 2024 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Warum das, wird man sich wundern. Lag es am Geld? Nein! Geld, um das Gebäude für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen, war aus öffentlichen und privaten Quellen abrufbereit.
Aber einer von tausenden Bäumen im äußeren Grüngürtel wurde als wertvoller erachtet als ein einzigartiges Baudenkmal. So die Güterabwägung von Politik und Verwaltung. Kölnerinnen und Kölner werden eines Tages nach Müngersdorf pilgern und den Bahnhof suchen, der dann unwiederbringlich beseitigt sein wird. Die Platane wird aus Altersschwäche wahrscheinlich längst eingegangen sein. Die künftigen Besucher werden sich kopfschüttelnd fragen, was die damalige Politik und Verwaltung wohl geritten hat. Hans Birkenbeul Köln
Bahnhof Belvedere: Provinzposse um eine Platane
Vor zehn Jahren wurde der Bahnhof Belvedere von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz als förderungswürdig anerkannt und ich habe meine Gäste zu meinem 70. Geburtstag gebeten, für den Bahnhof zu spenden, was sie auch reichlich taten – in der Annahme, dass innerhalb von fünf Jahren das Werk vollendet sei. Nun habe ich aus Anlass meines 80. Geburtstags wieder um eine Spende für den Bahnhof gebeten. Und nun dieser Artikel, der ein Schlag ins Gesicht für jeden normal denkenden Bürger ist.
Eine Platane, die den gesamten Bau aushebelt und zerstört, darf trotz des Votums des Petitionsausschusses des Landtags nicht gefällt werden, weil es ein paar subalternen wichtigtuerischen Leuten der unteren Landschaftsbehörde nicht passt. Wo sind wir denn? In einer Provinzposse? Nein, in der Großstadt Köln. Soll ich nun von ihnen die Spendengelder zurückfordern? Wo waren denn diese Leute, als in der Bonner Straße viele alte Bäume gefällt wurden? Keinen Mucks haben sie von sich gegeben! Dr. Brigitte Wolff-Wintrich Köln
Bahnhof Belvedere: „Man kann sich ärgern, aber nicht mehr wundern“
Man kann sich zwar ärgern, aber nicht mehr wundern. Dass es zehn Jahre dauert, bis in Köln ein Baum gefällt werden kann, ist, wie bei allen Bauvorhaben in Köln, generell nicht anders zu erwarten. Wenn man dann noch den Erhalt eines Baumes, der ersetzt werden kann, über den Erhalt eines denkmalgeschützten Bauwerks stellt, das nicht ersetzbar ist, dann fragt man sich, wer da eigentlich in der Verwaltung solche Entscheidungen trifft. Aber es ist so wie beim Menschen: Die Gelenke reagieren so, wie sie vom Kopf aus gesteuert werden. Dietrich Keller Köln