300 Teilnehmer hatten sich für die Fledermaus-Exkursionen im Kloster Mariawald bei Heimbach angemeldet. Sie wurden nicht enttäuscht.
Auf den Spuren von echten BatmansFledermäuse im Kloster Mariawald faszinieren die Besucher
Sie sind schnell, faszinierend und geheimnisvoll. Wie Schatten flitzen Fledermäuse vermeintlich lautlos durch die Nacht, schwirren um Lampen, über Felder und Gewässer und jagen ihre Beute. Doch die scheuen Tiere sind in Gefahr, denn sie finden immer weniger Nahrung und Lebensräume. Um für besseren Schutz für sie zu werben, fand am Kloster Mariawald eine Veranstaltung im Rahmen der „Internationalen Fledermausnacht“ – der „Bat Night“ – statt.
Denn Mariawald ist nicht nur bei den Besuchern von Kloster und Kirche beliebt. In den vielen historischen Gebäuden der Klosteranlage gibt es für die anspruchsvollen Tiere so viele Unterschlüpfe, dass sie dort teilweise in großer Zahl vorkommen. Den Zuschauern boten sich ideale Beobachtungsorte.
Mariawald: 300 Teilnehmer hatten sich für Fledermaus-Exkursionen gemeldet
Rund 300 Teilnehmer hatten sich für die Exkursionen gemeldet, die der Arbeitskreis Fledermausschutz Aachen, Düren und Euskirchen veranstaltete. Zwei besonders gefährdete Arten haben ihren Unterschlupf im Dachstuhl der Klosterkirche gefunden. „Dort leben das Große Mausohr und das Graue Langohr“, erläuterte Holger Körber.
Kirchen böten ruhige Lebensräume – wenn sie nachts nicht angestrahlt würden. „Gerade Mausohr und Langohr sind sehr lichtempfindlich“, erläuterte der Experte. Deshalb seien bei den Exkursionen auch zuerst die Zwergfledermäuse zu beobachten, die bereits kurz nach Sonnenuntergang ausflögen, so Körber.
Klimawandel macht auch Fledermäusen zu schaffen
Die anderen Arten würden sich erst auf die Jagd begeben, wenn es richtig dunkel sei. Mit seiner Frau Dr. Henrike Körber widmet er sich seit vielen Jahren dem Schutz der scheuen Lebewesen. „Die Zahl der Insekten ist um 73 Prozent zurückgegangen“, sagte er. So würden auch immer mehr Fledermäuse – junge wie alte – geschwächt aufgefunden und müssten von Hand wieder aufgepäppelt werden.
„Dieses Jahr ist es auch wieder eine Katastrophe“, sagte er. Vier Wochen später als normal hätten die Tiere ihre Jungen bekommen. Fledermäuse seien Opfer des Klimawandels und der Lebensweise der Menschen. Ihr Schutz sei eine frustrierende Arbeit.
„Wir schützen nicht den Planeten, nur unsere Existenz. Wenn wir sterben, lebt der Planet weiter“, betonte er. Die Fledermäuse seien nur ein Rädchen im großen Ganzen. Um sie zu schützen, sei es notwendig, mehr Blumenwiesen anzulegen, Flächen zu entsiegeln und weniger Insektengifte zu verwenden. „Wir brauchen etwas Kontinuierliches. Es gibt kein Konzept, wie wir vernünftig unsere Existenz retten sollen“, betonte er. Es sei mittlerweile nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach halb eins.
Ein Problem seien gesetzliche Grundlagen der Finanzierung von Hilfsmaßnahmen. Denn Ersatzgelder, die für Eingriffe in die Natur gezahlt werden, dürften laut Gesetz nur für die Verbesserung der Natur, aber nicht für die Erhaltung schützenswerter Arten eingesetzt werden. Es müsse einen Topf für den Erhalt geben. Und nicht nur das: „Wenn die Tiere 2500 Kilometer weit ziehen, dann muss der Fledermausschutz international gedacht werden“, so Klaus Schnippengerd, ein weiterer Fledermaus-Experte.
Deshalb sei die seit rund 30 Jahren stattfindende Europäische Fledermausnacht auch zur „International Bat Night“ weiterentwickelt worden. Doch es sei nicht nur frustrierend, für die Fledermäuse zu arbeiten. „Wenn wir die Kinder erreichen, erreichen wir die Eltern“, so Körber. Ein Blick in die Augen begeisterter Kinder zeige, dass es sich lohne, sich zu engagieren.
Nicht nur an Ständen informierten die Naturschutzverbände über ihre Arbeit, auch wurden von den Fachleuten des Arbeitskreises Fledermausschutz eine Reihe von Vorträgen über die Lebensweise der Nachttiere gegeben. Rund 100 Interessierte hatten sich zu einer Führung durch die Räume des Klosters angemeldet. Einen Zugang zu den Räumen, in denen die Fledermäuse leben, gab es jedoch nicht. „Die dürfen nicht gestört werden, dort kommt man nur mit Ausnahmegenehmigung hin“, so Körber.
Auch Gäste aus Köln kamen nach Heimbach
Die fachkundigen Experten, zu denen auch Tim Kölsch gehörte, führten nach Sonnenuntergang vier Gruppen gleichzeitig über die üblicherweise nicht zugänglichen Hinterhöfe des Klosters, um den Teilnehmern einen Blick auf die fliegenden Säugetiere zu ermöglichen. Besonders über dem kleinen Teich auf dem Klostergelände waren die Tiere gut im letzten Rest der Dämmerung zu sehen.
„Die Tiere, die zwei Meter über dem Wasser fliegen, sind Zwergfledermäuse, die kurz über der Wasseroberfläche sind Wasserfledermäuse“, so Körber. Mit einem Ultraschalldetektor machten die Fachleute die sonst unhörbaren Orientierungslaute der Tiere hörbar.
Aus Köln waren Brigitte Diekmann und Hans Jeschke in die Eifel gekommen, um an einer Klosterführung wie auch an der Fledermaus-Exkursion teilzunehmen. „Ich sehe die Tiere abends im Garten“, sagte er. Er fände es interessant, welche Arten hier lebten.
Mit ihrem zehnjährigen Sohn René war Astrid Lauriers aus Düren angereist. „Mein Sohn ist im Tierschutzverein“, sagte sie. „Ich habe schon oft Fledermäuse über dem benachbarten Bauernhof gesehen“, ergänzte ihr Sohn. Gut sei die Führung gewesen, fanden die beiden. Nächstes Jahr wollen sie wiederkommen, „dann aber etwas später am Abend.“