Meistgelesen 2022Martin Rütter kündigt Betreiberin – Amt kennt Beschwerden über Bergheimer Pferdehof
- Nachdem ein Gericht im Juni 2022 die Kündigung für die Betreiberin des Jennerhofs in Bergheim für rechtens erklärt hatte, erheben beide Parteien Vorwürfe gegeneinander.
- Der Eigentümer des Hofes, der TV-Star Martin Rütter, sagt, die Betreiberin Anja Mouratidis habe den Hof „verlottern“ lassen und schulde ihm Geld.
- Mouratidis, die auf dem Gelände des „Rosenhofs ”einen Pferdehof betreibt, glaubt, dass es wirtschaftliche Probleme mit Rütters Firma Mina Horse GmbH gebe.
- Dieser Text ist zuerst am 21. Juli 2022 veröffentlicht worden.
446 Kommentare hat der Beitrag der Betreiberin des Jennerhofs in Bergheim-Glessen, Anja Mouratidis, in den vergangenen drei Tagen unter sich gesammelt, 582 haben mit einem Emoji reagiert, fast 9000 Mal ist er bis Donnerstagnachmittag geteilt worden.
Beide Seiten erheben nach einem Rechtsstreit Vorwürfe. Wir haben nachgefragt.
Mouratidis hatte in dem Beitrag öffentlich gemacht, dass sie ihren Pferdehof, den sie am Rosenhof in Glessen seit August 2020 betreibt, schließen und das Gelände verlassen muss, weil Eigentümer Martin Rütter, TV-Star, Hundetrainer und Autor, ihr den Pachtvertrag gekündigt habe. Der Rosenhof ist unter anderem aus der Vox-Serie „Die Pferdeprofis“ bekannt.
Anja Mouratidis hatte Kündigung zunächst nicht akzeptiert
Mouratidis hatte die Kündigung nicht akzeptiert. Der Streit landete schließlich vor Gericht, das im Juni die Kündigung nach rund einem Jahr für rechtens erklärte. Rütter hatte auf Anfrage behauptet, dass die Betreiberin den Hof habe „verlottern“ lassen.
Mouratidis glaubt, dass es auch etwas damit zu tun haben könnte, dass es Probleme mit Rütters Firma Mina Horse GmbH, über die der Hof lief, gegeben habe. „Lange Rede, kurzer Sinn, wir müssen Mina Horse schließen, da wir langfristig weitere Unterdeckungen nicht mehr darstellen können und das auch wirtschaftlich keinen Sinn mehr macht“, heißt es in einer Mail von Rütter an Mouratidis vom Januar 2021, die der Redaktion vorliegt.
Streit über Finanzen zwischen Martin Rütter und Mieterin
„Ursprünglich lag die Pacht bei 8000 Euro. Dann sind wir Frau Mouratidis um 2000 Euro entgegengekommen, weil wir seinerzeit ja noch davon ausgingen, dass Frau Mouratidis einen Gnadenhof auf dem Gelände betreiben wolle. Wir haben aber immer gesagt, dass wir schauen müssen, diese 2000 Euro auf einem anderen Wege zu erwirtschaften. Klappe das nicht, müssten wir die Mina Horse GmbH schließen. Der Vertrag wurde vor diesem Hintergrund unterschrieben. Bereits an Tag zwei hatte Frau Mouratidis nicht das Geld, die Kaution zu hinterlegen“, erklärt dazu Martin Rütter auf Anfrage.
„Selbst als es dann tatsächlich zur Schließung kam, haben wir Frau Mouratidis weiterhin gesagt: »Kein Problem, wenn es noch etwas dauert, schauen Sie sich in Ruhe um, wir haben keine Hektik und können unkompliziert einen Aufhebungsvertrag machen.«“ Rütter wirft der Betreiberin zudem vor, ihm mehrere Tausend Euro zu schulden.
Kreisveterinäramt bestätigt Beschwerden
Wie das Kreisveterinäramt auf Anfrage mitteilt, hat es tatsächlich seit Mouratidis’ Übernahme des Rosenhofs „immer wieder Beschwerden (privat, wie auch vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz) wegen Verstößen und Missständen in den Bereichen Tierschutz und vor allem Tierseuche gegeben“.
Seit mehr als einem Jahr habe das Veterinäramt „immer wieder umfangreiche tierseuchenrechtliche Verstöße in der Schweinehaltung bei Kontrollen feststellen“ müssen. „Die Mängelbeseitigung durch die Betreiberin erfolgte nicht ausreichend genug oder gar nicht.“
Und weiter: „Tierschutzrechtliche Verstöße wurden bisher in geringgradigem Umfang einmalig festgestellt und kurzfristig behoben. Insgesamt erscheint die Betreiberin als nur mäßig zuverlässige Tierhalterin.“
Pferdehof-Betreiberin weist Vorwürfe zurück
Mouratidis berichtet darauf angesprochen von zwei Fällen. Einmal sei es um die Schweinehaltung gegangen. Die Tiere seien nicht den Auflagen entsprechend eingezäunt gewesen. Das habe sie aber nachgeholt. Der andere Fall habe Ponys betroffen, die eine Hautkrankheit gehabt hätten, die nicht richtig behandelt worden sei. „Das stimmte aber nicht. Ich habe das damals auch belegt, dass der Tierarzt da war“, so Mouratidis.
Die grundsätzlichen Vorwürfe, sie habe den Hof verlottern lassen, weist die Betreiberin von sich, schränkt aber ein: „Vielleicht habe ich den Hof nicht so gepflegt, wie Herr Rütter es gern gehabt hätte.“
Anja Mouratidis will ihren Betrieb woanders weiterführen
Mouratidis will ihren Betrieb woanders weiterführen, am liebsten in der Region. „Ich habe Angebote aus ganz Deutschland“, sagt sie. Aber bei jedem müsse sie die Tiere – neben den Ponys und Pferden auch Esel, Schweine, Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen und Kaninchen – trennen. Das wolle sie nicht. Bevor sie aber im schlimmsten Fall geschlachtet würden, müsse sie ein solches Angebot aber wohl annehmen. Nicht angenommen hatte sie Rütters inzwischen wieder zurückgezogenes Angebot, Mouratidis’ Tiere weiter auf dem Hof zu lassen, wenn sie weg ist.
Er hatte angeregt, die Tiere zu pflegen und weiterzuvermitteln. „Wieso hätte ich das annehmen sollen? Das sind doch meine Tiere“, sagt Mouratidis, die mit allen gern einen neuen Betrieb aufbauen würde.
Sie selbst sucht noch nach einer Wohnung, sie zieht Mitte August aus dem Rosenhof aus. Für den 15. August hat der Obergerichtsvollzieher die Räumung angekündigt, falls sie dann nicht aus dem Rosenhof raus ist. Das Urteil anfechten möchte sie nach eigener Aussage nicht mehr.
Unsere besten Texte 2022 – dieser Text ist erstmals am 21. Juli 2022 veröffentlicht worden.