Corona-Pandemie130 Meckenheimer zeigen mit Menschenkette Solidarität
Meckenheim – Es war dunkel, kalt und windig. Das hinderte die Bürger nicht daran, mit einer mehr als 300 Meter langen Menschenkette vor dem Meckenheimer Rathaus ein Zeichen für Solidarität zu setzen. Um die nötigen Abstände einzuhalten, verbanden sich die Teilnehmer mit mitgebrachten Schals.
130 Menschen kamen am Montagabend zusammen, um mit der Aktion den Opfern der Pandemie zu gedenken und sich mit denen solidarisch zu erklären, die tagtäglich im Kampf gegen das Virus im Einsatz sind: dem Pflegepersonal in den Krankenhäusern, den Feuerwehrleuten und Polizisten. „Wir wollen ein Zeichen setzen für einen solidarischen Umgang miteinander in Zeiten der Pandemie“, erklärte Tobias Schaetzer mit Zustimmung von Tobias Hübel von den Meckenheimer Jusos, der Jugendorganisation der SPD.
Die friedlich verlaufene Veranstaltung für Zusammenhalt und eine starke Gemeinschaft mit verschiedenen Meinungen und Interessen fand parteiübergreifend und in der Bevölkerung Zustimmung. „Es hat mir Spaß gemacht, heute Abend dabei zu sein“, sagte etwa Martin Leupold (CDU) und fügte hinzu: „Als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses sehe ich, wer gute Argumente hat.“
Die Genehmigung abgewartet
Die Ratsfraktion der Sozialdemokraten hatte in der vergangenen Woche kurzfristig zur Menschenkette aufgerufen, zu der sich 100 Menschen anmeldeten. Letztendlich waren noch 30 Bürger mehr dem Aufruf gefolgt, der auch an Vereine und Organisationen verschickt worden war.
Die Aktion sei relativ kurzfristig publik gemacht worden, weil die Initiatoren die offizielle Erlaubnis der Polizei abgewartet hätten, erklärte der Lüftelberger Ortsvorsteher und SPD-Pressesprecher Daniel Südhof. Weitere Aktionen seien geplant, ergänzte Mitstreiter Stefan Pohl. Der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Meckenheim wies die Teilnehmer eingangs darauf hin, eine Maske zu tragen und die Schals als Abstandhalter zu nutzen. Da die Veranstaltung ordentlich als Demonstration angemeldet sei, müsse sich jeder auch an die Spielregeln halten, erklärte Peter Zachow (SPD) gegenüber der Rundschau.
Der Meckenheimer Ehrenamtler kritisierte die „Spaziergänge“ der rund 50 Impfgegner, die sich an diesem Abend ebenfalls vor dem Eingang zum Rathaus versammelt hatten und von dort ebenso friedlich in die Meckenheimer Altstadt gingen. Sie zogen über die Hauptstraße bis zur Kirche St. Johannes der Täufer und wieder zurück zum Neuen Markt. Einige hatten sich mit Lichtern sichtbar gemacht.
Zachow richtete einen Appell an diese „Spaziergänger“, ihre Zusammenkunft als Demonstration anzumelden und sich an die Sicherheitsvorgaben wie Abstand und Maske zu halten. „Die Impfgegner behaupten, spazieren zu gehen, um die Anmeldung ihrer Demonstration bei den Behörden zu umgehen“, sagte Zachow, „das finde ich nicht in Ordnung“. Für den SPD-Mann ist Impfen wichtig: „Durch die Impfungen sind die Sterberaten runtergegangen und es ist erwiesen, dass der Krankheitsverlauf milder ist.“
Bürgermeister Jung auf Seiten der Befürworter
Bürgermeister Holger Jung räumte ein, es gebe für beide Positionen Argumente, er sei aber auf Seiten der Impfbefürworter. SPD-Ratsfrau Brigitte Kuchta war mit ihrem Team der Initiative „Meckenheim hilft“ Teil der Kette. Die ehemaligen Krankenschwestern Gertrud Feller und Gerti Jansen waren ebenfalls dabei, begleitet von ihren Ehemännern – beide Fachpfleger für Anästhesie.
Durch den Kontakt zu den einstigen Kollegen fühlten sich die Ehrenamtler über die Zustände in Krankenhäusern und auf Intensivstationen gut informiert: „Wir wissen, wie überlastet die Kollegen sind und wir sind hergekommen, um uns solidarisch zu zeigen und den Verstorbenen zu gedenken, die mit einer Impfung vielleicht nicht hätten sterben müssen.“
Im Netz beschimpft worden
Krankenschwester Ulrike Keiper, die nach 40 Jahren Dienstzeit auch im Ruhestand noch einen guten Draht zu ihren einstigen Mitarbeitern hat, erzählte vom Chaos in den Krankenhäusern, vom Zeitmangel der Pflegekräfte und von verschobenen Operationen: „Die Arbeitsumstände waren früher schon schwierig, aber jetzt ist es richtig schlimm.“
Viele Menschen lägen aktuell mit Omikron im Krankenhaus, zwar nicht auf der Intensivstation, aber dennoch abgeschottet. Besuche seien nur unter 2G plus-Regeln und nur für eine Stunde erlaubt. Angesichts dessen ärgere sie die „Ignoranz der Impfgegner“ und der rüde Ton. So sei sie auf Facebook übel beschimpft worden, als sie sich für Schutzimpfungen ausgesprochen habe.
Eine Stunde lang standen die Menschen mit Schals verbunden als Kette vor dem Rathaus. Teilnehmer und Initiatoren waren begeistert. „Dafür, dass wir den Aufruf relativ spät gestartet haben, sind viele gekommen. Beim nächsten Mal werden wir die Werbetrommel noch stärker rühren“, freute sich Organisator Daniel Südhof.