Von der Jagd bis zur Zerstörung ihres Lebensraums: Diese 11 Tierarten, kämpfen ums Überleben.
Vom Aussterben bedrohtDiese 11 Tierarten könnten 2024 Geschichte sein
Da unsere moderne Gesellschaft immer ressourcenintensiver wird, schrumpfen die Naturräume und die Zahl der Wildtiere geht zurück. Laut dem „Living Planet Report 2022“ des „World Wildelife Fund für Nature“ (WWF), sollen weltweit die Wildtierpopulationen seit 1970 im Durchschnitt um 69 Prozent gesunken sein.
Obwohl es in der Vergangenheit erstaunliche Erfolge beim Erhalt von Wildtieren gegeben hat, sind viele Tiere immer noch gefährdet – vor allem aufgrund von nicht nachhaltigen, vom Menschen verursachten Aktivitäten. Auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) sind derzeit mehr als 41.000 Arten vom Aussterben bedroht. Im Folgenden haben wir 11 der weltweit am stärksten bedrohten Tiere in freier Wildbahn aufgelistet:
Sumatra-Tiger
Der Sunda-Insel- oder Sumatra-Tiger ist die kleinste Tiger-Unterart der Welt und wiegt bis zu 140 kg. Zum Vergleich: Die Sibirischen Tiger (oder Amurtiger) sind die größten aller Großkatzen, die Männchen können bis zu doppelt so schwer werden wie die Sumatra-Tiger. Letztere sind sehr selten – laut dem WWF sollen nur noch schätzungsweise 600 Exemplare in freier Wildbahn leben, und das auch nur auf der indonesischen Insel Sumatra.
Seit den 1980er Jahren hat sich die Bevölkerung in Südostasien von 357 Millionen Menschen auf etwa 668 Millionen im Jahr 2020 fast verdoppelt. Dies hat sich auch auf die Zahl der Tiger ausgewirkt, die zusammen mit ihrem Lebensraum schrumpft. Da sich die menschlichen Siedlungen in der Region ausbreiten, werden Tiger auf den Sunda-Inseln immer häufiger auf Menschen treffen, was zu einer weiteren Zunahme von Mensch-Tiger-Konflikten führen könnte.
Die Jagd auf den Sumatra-Tiger ist nach indonesischem Recht verboten, dennoch stellen die Wilderei und der illegale Handel mit Tigerteilen und -produkten eine ernsthafte Bedrohung für das Überleben des Tieres dar.
Berggorilla
Der Berggorilla ist eine Unterart des Östlichen Gorillas und lebt in zwei isolierten Populationen in den Hochwäldern der vulkanischen Bergregionen der Demokratischen Republik Kongo, Ruandas und Ugandas sowie im Bwindi Impenetrable National Park in Uganda. Die Virunga-Landschaft ist seit jeher von politischer Instabilität und großer Armut in der Region geprägt. Dies stellt eine erhebliche Bedrohung für den Bestand der Berggorillas dar, da die Menschen aus Nahrungs-, Schutz- und Platzgründen in die Nähe der hochsensiblen Menschenaffen gezogen sind.
Dank der Schutzbemühungen und Interventionen lokaler und internationaler Partner sowie des WWF im Rahmen des Internationalen Gorillaschutzprogramms erholen sich die Berggorillas jedoch vielversprechend. Derzeit sind die Berggorillas mit etwas mehr als 1.000 Exemplaren in freier Wildbahn „nur noch“ als gefährdet eingestuft. Es gibt jedoch noch zahlreiche Bedrohungen, die eine Erholung der Art gefährden könnten.
Hunter-Antilope (Hirola)
Für die Hirola könnte es schon fast zu spät sein. Sie lebt im Nordosten Kenias und im Südwesten Somalias und ist die am stärksten bedrohte Antilope der Welt. Die mittelgroße Antilopenart, die bis zu 118 Kilogramm wiegen kann, ist gelbbraun oder hellbraun gefärbt und hat lange, spitze Hörner. Die aktuelle Population der Hunter-Antilope wird auf weniger als 500 Tiere geschätzt. Dieser kleine Bestand befindet sich im ursprünglichen Verbreitungsgebiet, das sich auf Gemeindeland entlang der kenianisch-somalischen Grenze beschränkt und nicht offiziell geschützt ist.
Ihr Bestand ist seit den 1970er Jahren rapide zurückgegangen. Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. In den 1980er Jahren tötete die Rinderpest – eine Viruserkrankung – zusammen mit anderen Wildtieren etwa 85-90 Prozent der vorhandenen 15.000 Hirolas. Als die Krankheit in den frühen 1990er Jahren eingedämmt wurde, erholten sich die Hirolabestände nicht mehr. Auf der Website des Schutzprogramms kamm man sich über die Bemühungen zum Schutz der letzten Tiere und zur langfristigen Rettung der Art informieren.
Mittelmeer-Mönchsrobbe
Die Mittelmeer-Mönchsrobbe ist eines der seltensten Meeressäugetiere der Welt und eine der wenigen Flossenfüßer, die in tropischen und subtropischen Gewässern leben. Heute gibt es laut der Roten Liste der IUCN nur noch 600 bis 700 Exemplare. Experten schätzen sogar, dass es unter 500 sein könnten, wenn man nur die erwachsenen Tiere zählt. Zum Schutz der Art wurden 1992 die Nationalparks um die Ilhas Desertas bei Madeira und die Nördlichen Sporaden in der Ägäis eingerichtet.
Zu den Hauptbedrohungen der Mittelmeer-Mönchsrobbe gehören die Vertreibung und Zerstörung ihres Lebensraums, die absichtliche Tötung durch den Menschen sowie Beifang in der Fischerei. Die Mittelmeer-Mönchsrobbe ist im Mittelmeer und im östlichen Atlantik entlang der nordwestafrikanischen Küste beheimatet. Sie ist gemäß dem „Endangered Species Act“ als gefährdet und nach dem „Marine Mammal Protection Act“ als dezimiert gelistet.
Jangtse-Schweinswal
Der Jangtse-Schweinswal, oder auch Glattschweinswal, ist der einzige lebende Süßwasser-Schweinswal der Welt und damit ein Sonderling in seiner Familie. Dieser Meeressäuger lebt derzeit im Jangtse in China und ist als stark gefährdete Art gelistet. Zwar spielt der Jangtse eine entscheidende Rolle für ein funktionierendes Ökosystem, doch jahrelange Umweltzerstörung, Überfischung und Wasserverschmutzung in der Region haben sich negativ auf viele Tierarten ausgewirkt, die den Fluss als ihre Heimat betrachten.
Früher teilten sich die Schweinswale den Lebensraum mit den Jangtse-Delfinen, doch seit zwei Jahrzehnten gibt es keine Spur mehr von den extrem seltenen Süßwasserdelfinen. Das könnte ein weiterer Hinweis darauf sein, was bald mit vielen bedrohten Arten geschehen könnte, darunter auch dem Jangtse-Schweinswal.
Um diese Art zu schützen, hat China den Schweinswal bis 2021 zu einer geschützten Art der ersten Stufe erklärt – der höchsten Schutzstufe des Landes. Die Zahl der frei lebenden Schweinswale lag 2018 noch bei rund 1.000 Tieren und hat sich mittlerweile leicht stabilisiert. Die Sichtung der Tiere ist so selten, dass die FAZ Anfang Juni darüber berichtete.
Kakapo
Kakapo sind in vielerlei Hinsicht ungewöhnliche Geschöpfe. Sie sind die schwerste lebende Papageienart der Welt und wiegen bis zu vier Kilogramm. Außerdem sind sie die einzige lebende Papageienart, die nicht fliegen kann. Stattdessen haben sie starke Beine, mit denen sie mehrere Kilometer am Tag zurücklegen können. Sie sind auch ausgezeichnete Kletterer und können von hohen Bäumen springen, wobei sie ihre Flügel zum Ausbalancieren benutzen.
Zur Tarnung haben die Kakapo ein waldfarbenes Gefieder entwickelt. Wenn sie sich bedroht fühlen, erstarren sie, was es für Raubtiere schwierig macht, sie aus der Luft zu entdecken. Kakapo sind nachtaktiv. Daher stammt auch ihr Name, der auf Maori „Nachtpapagei“ bedeutet.
Ob Jagd, wildernde Haustiere oder Krankheiten: Der Kakapo ist akut vom Aussterben bedroht. Im Jahr 1994 wurde mit nur noch 47 Vögeln ein Tiefstand erreicht. Seitdem hat sich der Bestand dank intensiver Bemühungen um die wenigen verbliebenen Vögel langsam, aber kontinuierlich auf 252 Kakapos Mitte 2022 erholt.
Spitzmaulnashorn
Zwischen 1960 und 1995 erlitten die Populationen der Spitzmaulnashörner dramatische Bestandseinbußen durch massive Wilderei. Nur etwa 2 Prozent der Tiere überlebten die damalige starke Bejagung. Seit Beginn des Nashornschutzes hat sich die Zahl der Spitzmaulnashörner in ganz Afrika seit den 1990er Jahren mehr als verdoppelt. Dennoch werden Spitzmaulnashörner von der IUCN mit etwa 5.630 Exemplaren in freier Wildbahn immer noch als stark gefährdet eingestuft.
Es gibt nur noch drei Unterarten des Spitzmaulnashorns, wobei das westliche Spitzmaulnashorn 2011 für ausgestorben erklärt wurde. Heute leben 95 Prozent der Spitzmaulnashörner in nur vier Ländern: Kenia, Namibia, Südafrika und Zimbabwe. Die größte Bedrohung für die verbliebenen Populationen ist nach wie vor die Wilderei wegen ihres Horns. In den letzten 10 Jahren wurden laut dem WWF fast 10.000 afrikanische Nashörner für den illegalen Handel mit Nashorn-Horn getötet.
Echte Karettschildkröte
Die Echte Karettschildkröte ist eine der sieben Arten von Meeresschildkröten und kommt in küstennahen tropischen und subtropischen Gewässern des Atlantiks, des Indischen Ozeans und des Pazifiks vor. Ihre Zahl wird auf 20.000 bis 23.000 nistende Schildkröten geschätzt, obwohl es schwierig ist, ihre wahre Populationszahl zu bestimmen, da Meeresschildkröten ein gigantisches Gebiet besiedeln. Sie sind die einzigen Meeresschildkröten, die sich hauptsächlich von Schwämmen ernähren. Deshalb spielen sie eine Schlüsselrolle für das Funktionieren mariner Ökosysteme.
In den letzten 30 Jahren sind die weltweiten Populationen der Echten Karettschildkröten um mindestens 80 Prozent zurückgegangen. Gründe dafür sind der versehentliche Beifang mit Fischereigeräten, die Zerstörung von Nisthabitaten, die Beschädigung von Korallenriffen und der illegale Handel mit Echten Karettschildkrötenpanzern und -produkten. Auch das Fleisch der seltenen Tiere ist in vielen Ländern beliebt.
Andere vom Menschen verursachte Bedrohungen wie die Verschmutzung durch Plastik, der Klimawandel und der steigende Meeresspiegel könnten in Zukunft weiter zum Rückgang dieser Art beitragen. Gegenwärtig sind Echte Karettschildkröten als stark gefährdet eingestuft.
Sumatra-Orang-Utan
Der Sumatra-Orang-Utan kommt ausschließlich auf der Insel Sumatra in Indonesien vor. Er wird von der IUCN mit weniger als 14.000 Tieren in freier Wildbahn als stark gefährdet eingestuft. Sumatra-Orang-Utans sind ähnlichen Bedrohungen ausgesetzt wie ihre Artgenossen auf Borneo und Tapanuli. Von der Abholzung der Wälder, landwirtschaftlichen Plantagen und dem Ausbau der Infrastruktur bis hin zum illegalen Tierhandel.
Orang-Utans brauchen große zusammenhängende Waldgebiete zum Leben, doch zwischen 1985 und 2007 haben die Menschenaffen 60 Prozent ihres Waldlebensraums verloren. Heute leben die meisten Orang-Utans an der Nordspitze Sumatras im Leuser Ökosystem, einer Landschaft aus tropischen Tieflandregenwäldern und dampfenden Torfsümpfen.
Beluga-Stör (Europäischer Hausen oder „Huso huso“)
Viele Menschen kennen diese stark bedrohte Fischart nur wegen ihres Rogen, der als Kaviar auf den Tellern der Reichen landet. Zusammen mit fünf anderen Störarten in der Donau ist der Bestand des Beluga-Störs in den letzten Jahrzehnten durch Überfischung und Dämme, die seine Wanderrouten versperren, zusammengebrochen. Die größte Bedrohung für sein Überleben ist jedoch nach wie vor die Wilderei zur Versorgung des florierenden illegalen Handels mit Wildkaviar und Wildfleisch in Europa.
Die Donau ist laut dem WWF der einzige Fluss in der EU, in dem es noch natürlich reproduzierende Störbestände gibt. Störe und andere Wanderfischarten repräsentieren das historische, wirtschaftliche und natürliche Erbe der Donau. Darüber hinaus sind sie Indikatoren für den ökologischen Zustand des Flusses, insbesondere für seine Funktion als ökologischer Korridor.
Eisbär
Als größter Bär der Welt und wichtigstes Raubtier der Arktis ist der Eisbär ein kraftvolles Symbol für die Stärke und Ausdauer des Polargebiets. Eisbären sind in hohem Maße auf das Meereis angewiesen, um sich fortzubewegen, zu jagen, auszuruhen, sich zu paaren und – in einigen Gebieten – ihre Höhlen zu bauen.
Aufgrund des anhaltenden und potenziellen Verlusts ihres Lebensraums auf dem Meereis durch den Klimawandel – die größte Bedrohung für Eisbären in der gesamten Arktis – wurden Eisbären im Mai 2008 in den USA als bedrohte Tierart im „Endangered Species Act“ gelistet.
Da sich das Meereis im Frühjahr früher zurückzieht und im Herbst später bildet, halten sich die Eisbären immer länger an Land auf, wo sie oft von menschlichen Siedlungen angezogen werden. Dies führt zwangsläufig zu Konflikten und letztlich zum Abschuss der seltenen Tiere. Wenn sich die Situation nicht bessert, könnte der Eisbär laut der „New York Times“ bis zum Ende des Jahrhunderts ganz ausgestorben sein.