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126 Millionen Euro-MissionIndien verliert Kontakt zu Mond-Landemodul

Lesezeit 3 Minuten
Chandrayaan-2

Das Landemodul „Vikram“ beim Anflug auf den Mond.

Bengaluru – Es sollte Indiens erste Mondlandung werden. Das Land wollte erreichen, was bisher erst drei Nationen gelungen ist - den USA, der Sowjetunion und China. Doch als das Landemodul „Vikram“ 2,1 Kilometer über der Oberfläche des Erdtrabanten flog, verloren die Wissenschaftler der indischen Weltraumbehörde Isro plötzlich den Kontakt zu ihm.

Der indische Premierminister Narendra Modi, der in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) mit seinen Wissenschaftlern mitfieberte, umarmte den aufgelösten Chef der Raumfahrtsbehörde und strich ihm über die Schulter. Später sagte Modi: „Unsere Entschlossenheit den Mond zu erreichen, wurde noch stärker.“

Teil der 142 Millionen Dollar-Mission war erfolgreich

Trotzdem - ein Teil der unbemannten 142 Millionen Dollar-Mission (rund 126 Millionen Euro) „Chandrayaan-2“ war laut den Wissenschaftlern erfolgreich. Der Orbiter fliege um den Mond, sende Bilder und mache Messungen - ähnlich wie die erste indische Mondsonde „Chandrayaan-1“, die wichtige Daten zu Wasser auf dem Erdtrabanten lieferte. „Daher kann man sagen, dass das indische Satellitenprogramm durchaus stabil läuft“, sagt Professor Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt der Deutschen Presse-Agentur.

Landungen auf fremden Himmelskörpern seien besonders schwierig und in die Landung könne man von der Erde aus kaum eingreifen. „Der Bordcomputer muss hier die gesamte Steuerung übernehmen“, sagt Jaumann. Dieses Jahr war im Frühling eine israelische Sonde beim Landeversuch auf dem Mond nach einem technischen Fehler zerschellt.

Viele Nationen arbeiten daran

Indien und Israel sind mit ihrem Traum auf dem Mond zu landen nicht allein: Auch China, Japan, Südkorea, die europäische Raumfahrtagentur Esa, die USA und Russland arbeiten daran, Missionen zum Mond zu schicken - 50 Jahre nachdem der amerikanische Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch dort stand. „Vor 50 Jahren war eine Mondlandung für viele Länder unmöglich“, sagt Jaumann. „Heute ist das anders und sie wagen es.“

Die technisch hoch komplexe Landung zu meistern, bringe viel Prestige, sagt der indische Sicherheitsexperte Ajey Lele vom Institut for Defence Studies and Analyses.

Eine Mondmission könne außerdem viele andere technische Entwicklungen vorantreiben - etwa für den Alltag, sagt Jaumann. Bei ihren Apollo-Missionen entwickelten Nasa-Forscher etwa den Strichcode, den wir in jedem Supermarkt benutzen, weil sie beim Raketenbau jedes Teil klar identifizieren mussten. Auch könne die Forschung auf dem Mond künftigen Generationen viel bringen - beispielsweise weil es dort Rohstoffe gebe, sagt Lele.

Space Race wie im Kalten Krieg

Wenn sich Länder zunehmend für Weltraumtechnologie interessieren, gibt es wieder ein „Space Race“ wie damals im Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion? Die Gefahr eines Wettrüstens bestehe, sagt Weltraumexpertin Rajeswari Pillai Rajagopalan von der indischen Observer Research Foundation.

Weltraumtechnologie könne oft auch militärisch verwendet werden. Einige Experten, etwa in der Nato, fürchten, dass Kriege künftig auch im Weltraum entschieden werden könnten - etwa mit Angriffen auf strategisch wichtige Satelliten oder mit einem Einsatz von Waffen im All.

Länder, die es erfolgreich auf den Mond schafften, hätten ihre Fähigkeiten für Weltraumkriege erheblich ausgebaut. Indien testete zuletzt im Frühjahr durch das Abschießen eines eigenen Satelliten erfolgreich eine Anti-Satelliten-Rakete. Auch der dadurch entstandene Weltraumschrott wird als Gefahr gesehen. Teile könnten zum Beispiel die Internationale Raumstation ISS beschädigen.

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Bei Indiens Mondmission „Chandrayaan-2“ geht es aber nach Einschätzung vieler Experten um die zivile Raumfahrt. „Chandrayaan“ bedeutet auf Sanskrit „Mondfahrzeug“. Daneben hat das Land noch weitere ehrgeizige Weltraumpläne und diese werden nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Lele vom jetzigen Rückschlag kaum beeinträchtigt: 2021 will Indien Astronauten ins All schicken. Und später soll es eine Mission zur Venus und eine eigene Weltraumstation geben. Das Weltraumprogramm Indiens gilt als besonders kostengünstig - unter anderem wegen vergleichsweise niedriger Lohnkosten - und viele Satelliten anderer Länder werden von dort aus ins All geschossen. (dpa)