Polnische Lasterfahrer streiken seit Tagen auf einem Rastplatz in Südhessen. Am Freitag rückte der Spediteur mit einem Rollkommando an.
16 Festnahmen in SüdhessenSpediteur will Streik von Lkw-Fahrern mit Schlägertrupp beenden
Bei dem Streik von Lastwagenfahrern einer polnischen Spedition auf der Autobahnraststätte im südhessischen Gräfenhausen an der A5 ist es am Freitag zu 16 vorläufigen Festnahmen gekommen. Der Besitzer der Lastwagen habe zusammen mit mehreren Security-Mitarbeitern versucht, in die Laster der dort streikenden Fahrer zu kommen.
Bei den Festgenommenen handele es sich um den Besitzer und seine Mitarbeiter, sagte eine Sprecherin der Polizei. Ihnen werde nun in unterschiedlicher Beteiligung schwerer Landfriedensbruch, Nötigung, Bedrohung, versuchte gefährliche Körperverletzung und Störung einer Versammlung vorgeworfen.
Fahrer wollen seit Monaten kein Gehalt erhalten haben
Der Streik an der Raststätte gelte als Versammlung. Die rund 50 Fernfahrer der polnischen Firma sind auf der Raststätte seit einigen Tagen im Ausstand. Ihren Angaben zufolge wurde ihnen teilweise bereits seit Monaten kein Lohn gezahlt. Sie wollen nun ihre Forderung nach fairer Bezahlung und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen durchsetzen. Unterstützt werden sie dabei auch von Gewerkschaftern und Vereinen.
Nach Angaben der Polizeisprecherin begann der Einsatz gegen 11.00 Uhr. Es sei eine Vielzahl von Beamten zusammengezogen worden. Diese hätten unter Androhung eines Einsatzes von Pfefferspray und Schlagstock Auseinandersetzungen verhindern können. Die Raststätte musste gesperrt werden. Verletzt wurde nach Angaben der Polizei niemand.
Der Besitzer der Lastwagen und die Security-Mitarbeiter seien mit einem gepanzertem Fahrzeug und mit schusssicheren Westen angerückt, sagte Stefan Körzell, Mitglied des Geschäftsführenden DGB-Bundesvorstand, der Deutschen Presse-Agentur. „Die Fahrer sind glücklich, dass sich die Situation entspannt“, sagte er nach einer Beruhigung der Lage am Nachmittag und bedankte sich für das rasche Eingreifen der Polizei.
Security-Leute mit Panzerfahrzeug nach Deutschland geschickt
Die Gruppen seien mit einem Absperrband voneinander getrennt worden. „Gegen 11.00 Uhr war das eine sehr brenzliche Situation“, sagte Körzell. Der Besitzer habe nicht nur die Security-Leute mitgebracht, sondern in drei kleinen Bussen auch gleich Ersatzfahrer.
Diese hätten erzählt, dass sie in der Nacht auf anderen Rastplätzen aus ihren eigenen Lastern geholt worden und nach Gräfenhausen gebracht worden seien. „Dass der Inhaber der Spedition einen paramilitärischen Schlägertrupp inklusive Panzerfahrzeug nach Deutschland schickt, um mit martialischer Bedrohung einen Protest von Lkw-Fahrern zu beenden, ist ein ungeheuerlicher Vorgang“, sagte Körzell. Das müsse Konsequenzen haben.
Die Gewerkschaften würden den Fahrern weiter in voller Solidarität zur Seite stehen und in Zusammenarbeit mit einem polnischen Arbeitsrechtspezialisten die Dokumente der Fahrer prüfen, um die rechtliche Lage zu bewerten (dpa)