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„3096 Tage“Kampusch-Vater will den Film stoppen

Lesezeit 3 Minuten

Ludwig Koch.

München – Ludwig Koch, Vater des Entführungsopfer Natascha Kampusch, erwägt offenbar eine einstweilige Verfügung gegen den Film „3096 Tage“. Ludwig Koch fühlt sich in einigen Filmszenen völlig falsch dargestellt, berichtet das österreichische Internetportal Internet „oe24.at“. In dem Film werde der Kampusch-Vater als Mann mit schweren Alkoholproblemen beschrieben. Die Regisseurin zeichne ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Ob Anwalt Dietmar Heck das Begehren seines Mandanten tatsächlich durchsetzen werde, sei allerdings noch offen.

Kampusch ist über ein Buch ihres Vaters entsetzt. „Ich bin so erschüttert“, sagte die 25-Jährige in München. Ihr Vater Ludwig Koch erhebt in dem Buch „Vermisst. Die Suche des Vaters nach Natascha Kampusch“, das er mit dem britischen Autor Allan Hall geschrieben hat, Vorwürfe gegen seine Tochter. „Es soll eine Analyse des Falls sein“, sagte Hall der Nachrichtenagentur dpa. „Es ist Ludwigs Geschichte. Er glaubt, dass Natascha noch nicht wirklich bewältigt hat, was in diesem Haus geschehen ist.“ Das Buch soll in rund zwei Wochen als eBook erscheinen.

Laut „oe24.at“ soll Koch unter anderem anzweifeln, dass sie wirklich jahrelang in einem Kellerverlies leben musste. Kampusch, die den beklemmenden Film „3096 Tage“ vorstellte, der auf ihrem Buch über ihre Entführung beruht, sagte: „Ich werde nachdenken müssen und Spaziergänge machen müssen“ Sie habe nichts von dem Buch gewusst. „Ich bin sprachlos.“ Das Verhältnis zwischen Kampusch und ihren Eltern gilt seit langem als schwierig.

Kampusch wurde als Zehnjährige gekidnappt und war jahrelang in der Gewalt ihres Peinigers Wolfgang Priklopil. Im August 2006, im Alter von 18 Jahren, gelang ihr die Flucht, die sie „Selbstbefreiung“ nennt. Priklopil warf sich daraufhin vor einen Zug. Der Film, an dem Kampusch mitgearbeitet hat, habe „viel wieder aufgewühlt“. „Es hat mich sehr belastet.“

Die lange Zeit ihrer Entführung habe sie mit einem „Glauben an Frieden, Gerechtigkeit und Harmonie“ überstanden. Den habe sie immer noch nicht verloren. „Das hat etwas mit einer inneren Einstellung zu tun und mit gewissen Moralvorstellungen“, sagte sie. „Ich habe aus der Zeit eine bessere Konzentration auf mich und meine Belange.“

Der Hass, der ihr vor allem in ihrer Heimat Österreich entgegen schlägt, sei allerdings nur schwer zu verstehen und zu ertragen. Nachdem sie in der U-Bahn auch körperlich angegriffen worden sei, fahre sie heute mit dem Taxi. „Viele Menschen wollen das, was ich erlebt habe, eben nicht an sich heranlassen.“

Mehr als acht Jahre hatte Kampusch während ihrer Entführung keine andere Bezugsperson als ihren Entführer, den sie als psychisch krank bezeichnet. „Es wäre besser, er würde noch leben, damit er sich rechtfertigen muss und nicht ich.“ (dpa, ksta)