555 aus Seenot gerettete Migranten„Ocean Viking“ sucht Hafen zur Anlandung
Marseille – Das Flüchtlingsrettungschiff „Ocean Viking“ ist auf der Suche nach einem Hafen, um 555 aus Seenot gerettete Migranten an Land zu bringen. „Wir haben bei allen zuständigen Behörden angefragt: Malta, Tunesien, Libyen und heute Italien“, sagte eine Sprecherin der Organisation SOS Méditerranée am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Malta habe bereits abgesagt, Tunesien und Libyen hätten nicht reagiert.
„Die Situation an Bord ist untragbar“, sagte die Sprecherin. Die Menschen litten unter dem heftigen Wellengang und der drückenden Hitze. „Viele sind seekrank. Einige sind an Deck bewusstlos geworden wegen der Hitze und dem, was sie erlebt haben“, erklärte ein Mitglied des medizinischen Teams an Bord der „Ocean Viking“ im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Bei mehreren Einsätzen auf dem Mittelmeer hatten Hilfsorganisationen am Wochenende nach eigenen Angaben insgesamt über 800 Migranten in Seenot gerettet. Die „Ocean Viking“ hatte laut SOS Méditerranée bis Samstagabend in vier Rettungseinsätzen bereits 196 Menschen an Bord geholt. In der Nacht zum Sonntag stießen die Retter dann auf ein Holzboot mit über 400 Flüchtlingen, das zu sinken drohte.
Der Rettungseinsatz gemeinsam mit der „Sea-Watch 3“ und dem Segelschiff „Nadir“ der Rettungsorganisation Resqship habe die ganze Nacht gedauert. Die Geretteten seien auf die „Ocean Viking“ und die „Sea-Watch 3“ aufgeteilt worden, erklärten die Rettungsorganisationen. Am Sonntag hatten die beiden Schiffe demnach jeweils einen weiteren Einsatz. „Wir haben jetzt insgesamt 250 Gäste an Bord, um die sich unsere Crew kümmert“, erklärte die Besatzung der „Sea-Watch 3“.
Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration bereits mehr als 1100 Migranten bei der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer gestorben. Nach offiziellen Zahlen waren es im vergangenen Jahr mehr als 1200 Todesopfer. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. SOS Méditerranée gibt an, seit Februar 2016 mehr als 30.000 Menschen gerettet zu haben. (afp)