UmfrageDeutsche haben weniger Ängste als in vergangenen Jahren
Berlin – Die Deutschen sind im Durchschnitt deutlich optimistischer und weniger von Ängsten geplagt als in den vergangenen Jahren. Die Stimmung sei insgesamt so gut wie seit 25 Jahren nicht mehr, heißt es in der Auswertung der repräsentativen Umfrage „Die Ängste der Deutschen“ vom Sommer dieses Jahres, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.
Seit 1992 gibt die R+V-Versicherung die Umfrage in Auftrag. Besonders die Ängste vor Terroristen und der Politik von US-Präsident Donald Trump plagen heute weniger Menschen als vor einem Jahr. 30 Jahre nach dem Mauerfall wurde ein Unterschied aber wieder größer: In Ostdeutschland sind alle Ängste weiter verbreitet als in Westdeutschland.
Größte Angst vor Trump und Überforderung mit Geflüchteten
Insgesamt fürchtet mehr als jeder zweite der rund 2400 befragten Bundesbürger ab 14 Jahren, dass der Staat durch die große Zahl von Flüchtlingen überfordert ist und dass es mehr Spannungen zwischen Deutschen und eingewanderten Ausländern gibt. Die Angst vor der Politik von Trump wird ähnlich oft genannt. Das Thema steigende Mieten wurde erstmals abgefragt und landete auf Platz sechs, der Klimawandel erst auf Platz zwölf.
Die Anteile der Menschen mit verschiedenen Ängsten sanken im Vergleich zu 2018 deutlich. Im Durchschnitt aller abgefragten Ängste fühlten sich 39 Prozent der Befragten betroffen. Das ist der niedrigste Wert seit 1994. Vor drei Jahren waren es noch 52 Prozent.
Ein Seismograph der Befindlichkeiten
Die Umfrage, die in diesem Jahr im Juni und Juli lief, gilt Wissenschaftlern als Seismograph der Befindlichkeiten rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie, Gesundheit und privater Sorgen - samt Langzeit-Effekt. Nach der Einschätzung von Experten aus den vergangenen Jahren sorgen vor allem zwei Rahmenbedingungen dafür, dass Angst erzeugt wird: dass die Medien regelmäßig und mit Nachdruck über ein Thema berichten. Und dass die Politik in großem Umfang eingeschaltet ist, so dass man persönlich wenig Einfluss hat. Ängste bei gesellschaftlichen Themen sind daher verbreiteter als bei privaten Themen.
Von den Befragten antworteten 56 Prozent (Vorjahr: 63 Prozent), dass der Staat durch die große Zahl der Flüchtlinge überfordert sei und dass der weitere Zuzug von Ausländern zu Spannungen führt (55 Prozent). Ebenfalls 55 Prozent befürchten, dass die Politik von Trump die Welt gefährlicher macht. Vor einem Jahr waren es noch 69 Prozent.
Auch höhere EU-Steuern und steigende Preise sind große Themen
Es folgen die Ängste vor einer Überforderung der Politiker (47 Prozent), Extremismus (47 Prozent), unbezahlbaren Mieten (45 Prozent) und einem Leben als Pflegefall (45 Prozent). Höhere Steuern wegen der EU und steigende Preise sind auch für knapp über 40 Prozent der Befragten ein Thema.
Weiter gesunken ist die große Angst der vergangenen Jahre: Terroristische Anschläge fürchten nur noch 44 Prozent der Befragten. Vor zwei Jahren waren es noch 71 Prozent - nach den blutigen Anschlägen im Jahr 2016 in Frankreich und Deutschland.
Angst vor Klimawandel spielt nur bei 41 Prozent eine Rolle
Die Angst vor dem Klimawandel und mehr Wetterextremen spielte im Vergleich zu anderen Ängsten nur für 41 Prozent der Menschen eine Rolle. Noch weniger Ängste gibt es angesichts einer stabilen Wirtschaftslage. Knapp jeder vierte Deutsche (24 Prozent) fürchtet, seinen Job zu verlieren. So gering war dieser Wert seit Beginn der Umfrage noch nie. Vor Kriminalität haben 23 Prozent der Menschen Angst, 5 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.
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Die Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland zeigen sich besonders an der Veränderung der Werte der vergangenen Jahre. Die Zahl der Menschen mit Angst vor Terrorismus, Trumps Politik und Problemen durch Ausländer sank in ganz Deutschland - allerdings im Westen deutlich stärker als im Osten. Mehrere Jahre nach der Wahl Trumps, nach den großen Terroranschlägen und den vielen Flüchtlingen haben im Westen mehr Menschen ihre akute Angst vor diesen Problemen verloren als im Osten, wo die Ängste offenbar länger andauern. (dpa)