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„Bahnbrechender Erfolg“Ärzte in den USA transplantieren weltweit erstmals komplettes Auge

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ARCHIV - ILLUSTRATION - Eine Ärztin hält am 13.12.2005 vor dem Klinikum in Dortmund ihr Stethoskop in ihrer Faust.

Medizinern in den USA ist nach eigenen Angaben weltweit erstmals die Transplantation eines kompletten Auges gelungen. (Symbolbild)

Offen ist allerdings, ob durch einen solchen Eingriff die Sehfähigkeit wieder hergestellt werden kann.

Medizinern in den USA ist nach eigenen Angaben weltweit erstmals die Transplantation eines kompletten Auges gelungen. Unklar ist allerdings, ob der Patient mit dem Auge jemals wird sehen können, wie das Ärzteteam des New Yorker Universitätskrankenhauses NYU Langone Health am Donnerstag mitteilte. Seit der 21-stündigen Operation vom vergangenen Mai habe das transplantierte Auge aber „bemerkenswerte Zeichen der Gesundheit“ gezeigt, einschließlich einer Blutversorgung der Netzhaut.

Die Klinik sprach deswegen von einem „bahnbrechenden“ Erfolg in der Transplantationsmedizin. Auch nicht an dem Eingriff beteiligte Mediziner würdigten die Operation als wichtigen Fortschritt.

Mediziner würdigen Operation als wichtigen Fortschritt

Der Patient Aaron James hatte 2021 bei einem Arbeitsunfall einen 7200 Volt starken Stromschlag erlitten, als er mit seinem Gesicht eine Stromleitung berührte. Er verlor dabei sein linkes Auge, Teile seines Gesichts und Teile seines linken Arms.

Chirurgen transplantierten dem 46-Jährigen nun das linke Auge und Teile des Gesichts eines verstorbenen Spenders. An der Operation waren nach Angaben der Uni-Klinik mehr als 140 Chirurgen und weitere medizinische Mitarbeiter beteiligt.

Patient verlor bei Stromschlag sein linkes Auge

Während Transplantationen der Augenhornhaut seit langer Zeit ein gängiger Eingriff sind, war die Transplantation eines ganzen Auges bislang noch nie gelungen. Offen ist allerdings, ob durch einen solchen Eingriff die Sehfähigkeit wieder hergestellt werden kann, weil der Sehnerv mit seinen rund einer Million Nervenfasern durchtrennt ist.

Mediziner würdigten am Donnerstag dennoch die Transplantation in New York. „Das ist eine riesige Sache“, sagte die Chirurgie-Professorin Kia Washington von der Universität des Bundesstaates Colorado der Nachrichtenagentur AFP. Angesichts der seit der Operation vergangenen Zeit gehe sie zwar nicht davon aus, dass der Patient jemals mit dem Auge werde sehen können. „Aber ich sage nie, dass etwas unmöglich ist.“

„Schlüssel-Moment“ um Menschen das Augenlicht wiederzugeben

Daniel Pelaez von der Universität Miami sprach gegenüber AFP von einem „Schlüssel-Moment“ bei den Versuchen, Menschen das Augenlicht wiederzugeben. „Das gibt zahlreichen Menschen weltweit Hoffnung.“

Mediziner forschen bereits dazu, wie der Sehnerv wieder hergestellt werden könnte, etwa durch Gentherapie. Untersucht wird auch, ob eine Verbindung zwischen Auge und Gehirn unter Umgehung des zerstörten Sehnervs hergestellt werden könnte. „Wir machen große Fortschritte bei Behandlungen, um eine Regeneration des Sehnervs zu erreichen, die eine Augentransplantation begleiten könnte“, sagte Jeffrey Goldberg von der Stanford-Universität AFP. (dpa)