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„Ich bin das Opfer“Amanda Knox äußert sich emotional nach Niederlage vor Gericht – viel Wut

Lesezeit 3 Minuten
Amanda Knox (r.) mit ihrem Ehemann Christopher Robinson in Florenz.

Amanda Knox (r.) mit ihrem Ehemann Christopher Robinson (l.) in Florenz.

Die inzwischen 36-Jährige erschien in Florenz zusammen mit ihrem Ehemann.

Bis heute ist der blutige und brutale Mordfall um Amanda Knox nicht aufgeklärt, trotzdem ist die US-Amerikanerin zehn Jahre nach ihrem Freispruch in dem spektakulären Mordprozess nach Italien zurückgekehrt. Die inzwischen 36-Jährige erschien am Mittwoch (5. Juni) vor einem Berufungsgericht in Florenz, weil sie einen weiteren Freispruch erreichen wollte.

Ihr Plan ging nach hinten los. Sie wurde der Verleumdung wegen fälschliche Anschuldigung eines Barbesitzers im Zusammenhang mit dem spektakulären Mordfall erneut für schuldig befunden. Ins Gefängnis muss sie deswegen aber nicht.

Amanda Knox äußert sich nach Gerichtsniederlage emotional

Gegenüber dem Fernsehsender „Sky TG24“ kommentierte Knox ihre Niederlage mit den Worten: „Von Anfang an wollte ich nur das Richtige tun und die Wahrheit sagen.“ Während ihres Auftritts wurde sie emotional und hatte Tränen in den Augen. Sie sieht sich auch als Opfer.

Sie sei „verwirrt“ über den Ausgang des Verfahrens, sagte Knox weiter. „Ich habe in keiner Weise wissentlich und willentlich einen unschuldigen Mann beschuldigt. Ich wurde von der Polizei psychologisch gefoltert.“

Amanda Knox erschien vergangene Woche in Begleitung ihres Ehemanns Christopher Robinson und ihren italienischen Anwälten in zuversichtlicher Stimmung in Florenz. Wie bereits 2007 verfolgten auch diesmal wieder zahlreiche Medienvertreter jeden Schritt der ehemaligen Mordverdächtigen. 

Amanda Knox erscheint mit Ehemann Christopher Robinson vor Gericht in Italien

Diesmal ging es aber um die Frage, ob ein anderes Urteil in Zusammenhang mit der Ermordung einer britischen Austauschstudentin 2007 rechtens ist. Knox - auch bekannt als „Engel mit den Eisaugen“ - lebt inzwischen wieder in den USA. 

Der Mord an der 21 Jahre alten Meredith Kercher in der mittelitalienischen Stadt Perugia hatte 2007 rund um die Welt Schlagzeilen gemacht. Schnell geriet eine ihrer Mitbewohnerinnen, die ein Jahr jüngere Amerikanerin, unter Verdacht.

Amanda Knox wurde als „Engel mit den Eisaugen“ weltbekannt

Amanda Knox wurde zunächst zu einer langen Haftstrafe verurteilt und musste auch vier Jahren im Gefängnis verbringen. 2015 wurde sie letztlich vom Vorwurf des Mordes aber komplett freigesprochen.

Dieses Bild von Amanda Knox ging damals um die Welt.

Dieses Bild von Amanda Knox ging damals um die Welt. (Archivfoto)

Ein anderes Urteil verfolgte sie jedoch bis heute: Knox hatte nach ihrer Festnahme zunächst einen mit ihr befreundeten, offensichtlich unschuldigen Barmann der Tat beschuldigt. Deshalb wurde sie wegen Verleumdung zu drei Jahren Haft verurteilt.

Dieser Richterspruch wurde 2019 vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg ebenfalls gekippt. Mit dem von ihr angestrengten neuen Prozess wollte Knox nun einen völligen Freispruch auch von den Verleumdungsvorwürfen erreichen. Dies ist nicht gelungen.

Wer die junge Britin damals ermordete, ist bis heute nicht geklärt. Wegen Beihilfe zum Mord wurde ein damals 20-jähriger Mann verurteilt, dessen Fingerabdrücke am Tatort gefunden worden waren. Er ist inzwischen wieder auf freiem Fuß. 

Amanda Knox hat über ihre Erfahrungen ein Buch mit dem Titel „Waiting to Be Heard: A Memoir“ geschrieben und ist in verschiedenen Fernsehsendungen aufgetreten, um ihre Geschichte zu erzählen. Außerdem ist sie auf den Social-Media-Plattformen Instagram und X aktiv. Sie beteiligt sich auch an Diskussionen über Justizirrtümer und Menschenrechte. Der Fall Amanda Knox war später Grundlage für mehrere Filme und auch für eine Serie. (mbr/dpa)