Mehr als acht Millionen aktive Mitglieder kann die strenge Glaubensgemeinschaft weltweit aufweisen. Ein Kölner Comedian löste sich erst mit 18 von der Sekte.
Schüsse in HamburgDaran glauben die Zeugen Jehovas
Am Donnerstagabend sind in einer Kirche der Zeugen Jehovas in Hamburg mehrere Menschen erschossen und weitere Menschen schwer verletzt worden. Was steckt hinter dieser Glaubensgemeinschaft eigentlich? Und woran glauben sie?
Die streng organisierte Glaubensgemeinschaft/Sekte wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von dem Geschäftsmann Charles Taze Russell (1852-1916) in den USA gegründet und finanziert sich durch freiwillige Spenden. Zeugen Jehovas ist eine christliche, chiliastisch ausgerichtete und nicht-trinitarische Religionsgemeinschaft.
Michael Jackson und Prince gehörten zu den berühmtesten Gläubigen der Zeugen Jehovas
Bei den Zeugen Jehovas handelt es sich um eine christliche Gemeinschaft mit eigener Bibel-Auslegung. Die Anhänger glauben an Jehova als „allmächtigen Gott und Schöpfer“ und sollen sich strengen Vorschriften unterwerfen. Unter dem Nazi-Regime war die Glaubensgemeinschaft verboten und wurde verfolgt.
Die beiden inzwischen schon verstorbenen Musiklegenden Michael Jackson und Prince gehörten zu den berühmtesten Gläubigen. In Deutschland ist von Oliver Pocher bekannt, dass seine Eltern Zeugen Jehovas sind und er dementsprechend aufgezogen wurde.
Oliver Pocher wendete sich erst mit 18 Jahren von den Zeugen Jehovas ab
Der Kölner Comedian hat sich aber mittlerweile davon gelöst. In der TV-Show „Global Gladiators“ berichtete Pocher 2017 über seine Erfahrungen mit der Glaubensgemeinschaft. Die Ausschließung seines besten Freundes durch seine Eltern aus der Sekte beschreibt Pocher als ein „traumatisches Erlebnis“.
„Meine Eltern haben mich so erzogen. Alle drumherum, mein engster Bekanntenkreis waren nur die Zeugen. Dann hab ich das halt auch gemacht“, blickte er damals auf seine Kindheit zurück. Mit 18 Jahren sei er dann ausgestiegen.
Knapp 200.000 Mitglieder haben die Zeugen Jehovas in Deutschland
Weltweit haben die Zeugen Jehovas etwa acht Millionen Mitglieder. Die „Weltzentrale“ ist in New York. Die deutsche Gemeinschaft mit weniger als 200.000 Mitgliedern gehört zu den größten in Europa.
Für die Zeugen Jehovas steht bald die Apokalypse an. Die streng Gläubigen sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden.
„Der Wachtturm“ und „Erwachet!“ sind die wichtigsten Publikationen der Zeugen Jehovas
Die Zeugen Jehovas haben keine bezahlten Geistlichen. Ihre Gottesdienste finden in „Königreichssälen“ statt. Ihre wichtigsten Publikationen sind „Der Wachtturm“ und „Erwachet!“. Die Zeugen Jehovas glauben an einen bald bevorstehenden Welt-Untergang.
Dem Staat stehen die Zeugen Jehovas distanziert gegenüber. An Wahlen nehmen sie aus religiösen Gründen nicht teil. Übermäßiger Alkoholgenuss, Tabak und das Feiern nach dem christlichen Festkalender werden ebenso abgelehnt wie Bluttransfusionen. (mbr/dpa)