Angriffe auf Rettungskräfte in NRWInnenminister Herbert Reul fordert null Toleranz
Köln – Die Lage war plötzlich eskaliert. Als Anfang Januar ein Rettungsassistent der Feuerwehr Mettmann eine Patientin in die Notaufnahme brachte, wurde er plötzlich von einem Mann angegriffen. Mehrfach schlug er grundlos auf den Helfer ein, fügte ihm Prellungen am Jochbein zu. Der Täter kam gerade von einer Party und war angetrunken.
Nach einer Studie der Ruhr-Universität Bochum, die Innenminister Herbert Reul am Freitag am Institut der Feuerwehr NRW in Münster vorgestellt hat, wurden bereits 92 Prozent der Notärzte, Sanitäter und Rettungsassistenten im Einsatz beschimpft, 75 Prozent berichteten auch von körperlichen Angriffen. In den meisten Fällen ging die Gewalt vom Patienten aus. Die befragten Retter berichteten, dass sie oft ohne Vorwarnung während der Diagnose und Erstversorgung attackiert worden seien.
Null Toleranz für Angreifer
Für die Studie hatte die Uni 4500 Einsatzkräfte befragt. Allerdings hatten nur knapp über 800 den Fragebogen auch ausgefüllt. Etwa 80 Prozent der Betroffenen meldeten den letzten Übergriff auf die eigenen Person nicht. Als Grund gaben sie an, es würde sich ohnehin nichts ändern. Außerdem hielten sie die Angriffe für Bagatelldelikte. „Menschen, die anderen helfen, werden angegriffen. Das kann so nicht stehen bleiben“, sagte der Innenminister, der bei angezeigten Fällen die Null-Toleranz-Regel anwenden will. Außerdem soll der Meldeweg verbessert und Fortbildungen in Selbstverteidigung und Deeskalation angeboten werden.
Die Kölner Feuerwehr geht diesen Weg schon länger. „Unsere Einsatzerfahrung ist zum größten Teil positiv“, sagte Feuerwehr-Sprecher Christian Heinisch. Von Schutzwesten und Pfefferspray, wie sie andernorts bereits verwendet werden, hält die Kölner Feuerwehr nicht viel. „Eine Aufrüstung passt nicht zum Begriff Rettungsdienst“, sagte Heinisch. „Unsere Strategie ist die Deeskalation. Wie die Zahlen zeigen, funktioniert das bei uns ganz gut.“ Im Jahr 2016 verzeichnete die Kölner Feuerwehr bei etwa 150.000 Einsätzen 72 Übergriffe. „Dabei handelte es sich meist um verbale und weniger um körperliche Gewalt“, sagte Heinisch. „Wir in Köln haben keine Angst jeden Morgen rauszufahren und Menschen zu helfen.“