„Verleumdnerischer Unsinn“Historiker kritisieren Ermittler zu Anne Frank scharf
Amsterdam – Nur einen Tag nach mutmaßlichen neuen Enthüllungen um den Verrat von Anne Frank und ihrer Familie haben Historiker erhebliche Zweifel an der neuen Theorie geäußert, dass der jüdische Notar Arnold van den Bergh die Familie Frank in Amsterdam verraten habe.
„Jemand auf der Basis eines anonymen Schrteibens des Verrats an Anne Frank und ihrer Familie anzuschuldigen, ist mehr als fragwürdig“, zitiert der „Spiegel“ den niederländischen Historiker Ben Wallet von der Universität Amsterdam.
Die präsentierten Ergebnisse hätten mit historischer Recherche nichts zu tun. Für die erhobenen Anschuldigungen „fehlen schlichtweg harte Beweise“. Die Beweisführung sei „wackelig wie ein Kartenhaus“.
Anne Frank: Notiz von Vater Otto bringt Ermittler auf die Spur
Van den Bergh war am Montag in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, nachdem ein Team aus Historikern, Kriminologen und dem ehemaligen FBI-Agenten Vince Pankoke ihn als wahrscheinlichen Verräter der Familie Frank an die Nationalsozialisten genannt hatten.
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Die Wahrscheinlichkeit liege bei mehr als 85 Prozent, das Team will seine Rechercheergebnisse in einem Buch veröffentlichen. Der Notar van den Bergh soll mehrere jüdische Familien in Amsterdam verraten haben, um seine eigene Familie zu retten und eine Deportation ins Konzentrationslager zu verhindern.
Anne Frank: Jüdischer Notar Arnold van den Bergh nach Kriegsende entlastet
Grundlage für die neuen Erkenntnisse ist eine anonyme Notiz von Anne Franks Vater Otto, in der dieser Arnold van den Bergh beschuldigt, eine Liste mit Aufenthaltsorten an die Nationalsozialisten weitergegeben zu haben.
Der Wissenschaftler Bart van der Boom von der Universität Leiden bezeichnet die Erkenntnisse als „verleumdnerischen Unsinn“, für den es keine Bestätigung gebe. Ermittlungen gegen van den Bergh hätten diesen bereits nach Kriegsende entlastet. (shh)