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Autos fallen in FlussBrücke in Baltimore nach Schiffskollision eingestürzt – Besatzung alarmierte Notruf

Lesezeit 4 Minuten

Ein Schiff hat die zwei Kilometer lange Brücke im Hafen der US-Metropole gerammt. Es ist von Verletzten oder Toten auszugehen.

Nach einer Schiffskollision ist in der Stadt Baltimore im US-Bundesstaat Maryland in der Nacht zu Dienstag eine zwei Kilometer lange Brücke eingestürzt. Die Francis-Scott-Key-Brücke hat vier Fahrspuren. Mehrere Autos fielen ins Wasser. Nach Angaben des örtlichen Gouverneurs soll das Containerschiff kurz vor dem Zusammenstoß mit der Brücke einen Notruf abgesetzt haben.

Auf Videos ist das Ausmaß des Unglücks zu erkennen. Es ist davon auszugehen, dass mehrere Personen verletzt wurden oder sogar zu Tode kamen. Rettungskräfte sind mit einem Großaufgebot am Unglücksort. Sonargeräte identifizierten mindestens fünf Fahrzeuge, die an der Unfallstelle im Wasser entdeckt wurden.

Durch das Absetzen des Notrufs seien Menschenleben gerettet worden, da die Behörden einen Teil des Straßenverkehrs über die Brücke stoppten, sagte Gouverneur Wes Moore vor Reportern. „Diese Leute sind Helden. Sie haben letzte Nacht Leben gerettet.“

Baltimore: Besatzung von Schiff informierte Behörden über Stromausfall

Das Schiff habe sich mit einer „schnellen“ Geschwindigkeit von acht Knoten (rund 14,5 Stundenkilometer) fortbewegt, als die Besatzung die Behörden informierte, dass es keinen Strom mehr habe, fuhr Moore fort. Daraufhin hätten die Behörden sich beeilt, Autos von der Francis-Scott-Key-Brücke südöstlich des Stadtzentrums von Baltimore fernzuhalten.

Der Gouverneur von Maryland rief den Notstand im US-Bundesstaat aus. Sein Büro stehe in engem Austausch mit US-Verkehrsminister Pete Buttigieg, dem Bürgermeister von Baltimore, dem Vorstand des gleichnamigen Bezirks sowie den Rettungskräften, hieß es in einer am Dienstag auf der Plattform X veröffentlichten Erklärung des Gouverneurs Wes Moore.

Baltimores Bürgermeister Brandon Scott sagte gegenüber CNN, der Einsturz der Francis Scott Key Bridge sei „eine unbeschreibliche Tragödie“.

Baltimore: Schiff wurde von Lotsen gesteuert – Hinweise auf Stromausfall

Die Francis Scott Key Bridge, die den Patapsco River überquert, wurde von dem Containerschiff „Dali“ gegen 1.30 Uhr am frühen Dienstagmorgen gerammt. Das 290 Meter lange Schiff sollte unter der Flagge Singapurs von Baltimore aus nach Sri Lanka fahren. Die Eigentümer bestätigten den Vorfall.

Die Ursache der Kollision muss noch ermittelt werden. Wie US-Medien berichten, wurde die „Dali“ zum Zeitpunkt der Kollision nicht von der eigenen Besatzung gesteuert, sondern von einheimischen Lotsen. Diese werden eigens dafür eingesetzt, Unfälle wie den vom frühen Dienstagmorgen zu verhindern.

Unterdessen gibt es Hinweise auf einen Stromausfall an Bord der „Dali“. Auf Videos ist zu sehen, wie es dunkel auf dem Containerschiff wird. Kurz darauf gehen die Lichter wieder an, dann rammt die „Dali“ aber auch schon die Brücke.

Menschen befinden sich nach Brückeneinsturz im Wasser

Auf in den sozialen Netzwerken verbreiteten Videos einer Überwachungskamera war zu sehen, wie das Schiff einen der Stützpfeiler rammte und die Autobrücke daraufhin ins Wasser stürzte. Auch mehrere Autos, die zum Zeitpunkt des Einsturzes blinkend auf der Brücke standen, stürzten demnach in den Fluss.

Nach Angaben der Feuerwehr konnten zwei Menschen aus dem Wasser gerettet werden. Eine Person sei in ernstem Zustand in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte der Feuerwehrchef von Baltimore, James Wallace, am Dienstagmorgen (Ortszeit) während einer online übertragenen Pressekonferenz. Die andere Person habe medizinische Hilfe abgelehnt.

Nach mindestens sieben weiteren Menschen werde weiterhin gesucht. Die Zahl der Vermissten sei vorläufig und könne noch steigen, hieß es. Es handle sich um einen „sehr großen Vorfall“. Berichten, wonach sich zum Zeitpunkt der Kollision Arbeiter auf der Brücke befunden hatten, werde nachgegangen, sagte Wallace weiter.

Auf dem Schiff wurde niemand verletzt, die Besatzung befindet sich weiterhin an Bord.

Brückeinsturz in Baltimore: Sorge wegen eiskalten Wassers

Neben der Feuerwehr sind Rettungskräfte der US-Küstenwache und ein Taucherteam im Einsatz, um möglichst Überlebende aus dem Fluss Patapsco zu bergen. Die Außentemperatur fühle sich wie minus ein Grad Celsius oder weniger an, das Wasser sei sicher noch kälter, erklärte Feuerwehrsprecher Kevin Cartwright. „Das kann ein Risiko für unsere Taucher darstellen.“

Die Bundesluftfahrtbehörde der USA, die Federal Aviation Administration (FAA), verbot Flugzeugen und Drohnen unterdessen das Überfliegen der Trümmer der Francis Scott Key Bridge. Die Rettungsarbeiten dürften nicht behindert werden

Die 2,6 Kilometer lange, vierspurige Francis-Scott-Key-Brücke führte als Teil der Autobahn Interstate 695 südwestlich des Stadtzentrums von Baltimore über den Patapsco-Fluss. Sie wurde 1977 in der Industrie- und Hafenstadt an der US-Ostküste eröffnet und wird jedes Jahr von mehr als elf Millionen Fahrzeugen genutzt. (afp, dpa, cme)