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Tödliche Schüsse auf Psychiatrie-InsassenGeiselnehmer erhielten Messer von Klinik

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Aachen Flucht Psychiatrie

Bei der Festnahme der beiden geflohenen Straftäter aus der forensischen Psychiatrie in Bedburg-Hau ist einer der Männer durch eine Kugel mutmaßlich aus einer Polizeiwaffe tödlich getroffen worden.

Aachen – Bei der Festahme der beiden geflohenen Straftäter aus der forensischen Psychiatrie in Bedburg-Hau ist einer der Männer durch eine Kugel aus einer Polizeiwaffe tödlich getroffen worden. „Einer der beiden Täter erlag trotz notärztlicher Maßnahmen seinen Verletzungen“, sagte der Aachener Polizeisprecher Andreas Müller am Dienstagabend.

Einer der Geiselnehmer aus der forensischen Klinik in Bedburg-Hau hatte das Messer, das er zum Ausbruch nutzte, von der Einrichtung selbst erhalten. Die Klinik habe einem der beiden Täter ein Küchenmesser für den Eigenbedarf ausgehändigt, berichtete Günter Neifer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Kleve, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstag-Ausgabe).

Am vergangenen Montagabend nutzten Peter B., 37, und Stefan K., 43 die Waffe, um einen Pfleger der Klinik in ihre Gewalt zu bringen. Weiteren Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge hatten sie den Betreuer dazu gezwungen, die Pforte am Ausgang der Einrichtung anzurufen. Demnach kündigte ihr Opfer an, er werde mit zwei Patienten den Müll von der Station entsorgen. Die Täter näherten sich mit dem Pfleger der geöffneten Pforte, rannten hindurch und ließen den Betreuer zurück.

Danach flüchteten sie mit dem Auto des Klinikmitarbeiters bis nach Aachen zu einer ehemaligen Wohnadresse eines der beiden Beschuldigten. Dort wurden sie anderntags entdeckt. Als Peter B. eine Frau als Geisel nahm, schoss die Polizei zwei Mal auf ihn. Der 37-Jährige starb an den schweren Verletzungen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Kleve waren die beiden Geiselnehmer in Aachen zu Haftstrafen von zweieinhalb Jahren sowie drei Jahren und acht Monaten verurteilt worden. Auf Geheiß des Gericht sollten die drogensüchtigen, mehrfach vorbestraften Täter eine Therapie in Bedburg-Hau absolvieren.

Das Polizeipräsidium Mönchengladbach übernehme aus Neutralitätsgründen die Ermittlungen. Zuständig sei die Staatsanwaltschaft Aachen.

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Ein Zaun mit Stacheldraht steht in Bedburg-Hau (Nordrhein-Westfalen) vor der forensischen Abteilungen der LVR-Klinik. 

So lief die Flucht ab

Die beiden ausgebrochenen Patienten waren laut Polizei wegen Raubdelikten verurteilt worden. Seit Oktober beziehungsweise Dezember 2019 waren sie in der forensischen Klinik. Dort werden im sogenannten Maßregelvollzug unter hohen Sicherheitsmaßnahmen psychisch kranke und suchtkranke Straftäter untergebracht, die schuldunfähig oder vermindert schuldfähig sind. Einzelheiten über die Taten der beiden und die genauen Gründe für ihre Unterbringung in Bedburg-Hau teilen die Behörden am Dienstag nicht mit.

Es ist schon später Abend, als sie am Montag in der forensischen Psychiatrie Küchenmesser in die Hand nehmen und einen Pfleger bedrohen. Einen zweiten Pfleger schließen sie ein, dann zwingen sie ihre Geisel, die Außentür unter einem erfundenen Vorwand öffnen zu lassen. „Sie haben ihn genötigt, der Pforte Bescheid zu sagen, er müsse jetzt mal in den Außenbereich, um Müll zu entsorgen“, erzählt Polizeisprecher Ingo Schankweiler. Der Plan geht auf.

Wenig später sitzen die beiden im Auto des Pflegers und flüchten. Der zurückgelassene Pfleger schlägt sofort Alarm. Auch der eingesperrte Kollege konnte sich inzwischen befreien und ruft die Polizei. Beide Klinikmitarbeiter sind unverletzt geblieben, stellt sich später heraus. Sofort beginnt eine großangelegte Fahndung. Ein Hubschrauber durchkämmt die Dunkelheit. Zehn Streifenwagen der Klever Kreispolizei und die Kripo sind an der Suche beteiligt. „Alles, was wir auf der Straße hatten, war eingebunden“, sagt eine Sprecherin. Allein, der Wagen bleibt zunächst verschwunden.

Aachen: Der Wagen wird von einem Zeugen entdeckt

Am Dienstagnachmittag wird er dann von einem Zeugen im etwa 150 Kilometer entfernten Aachen entdeckt - die beiden Männer stammen aus dem Großraum Aachen. Die Polizei bittet in einer Mitteilung die Bevölkerung, den Notruf 110 zu anzurufen, wenn einer der als gefährlich eingestuften Männer gesehen wird. Mit Hochdruck wird im Raum Aachen gesucht. Am Abend entdecken die Beamten dann die beiden Männer.

Frau mit Messer bedroht – Polizei schießt

Der 37-Jährige bedrohte laut Angaben der Staatsanwaltschaft Aachen vom Mittwoch auf einem belebten Spielplatz eine Mutter von hinten mit einem Messer. Mit vorgehaltenen Waffen hätten die Polizisten den Mann mehrfach aufgefordert, von der Frau abzulassen und auch den Schusswaffengebrauch angedroht. Als der Mann dem nicht nachkam, hätten zwei Polizisten geschossen „in einer klaren Nothilfelage“. Die Beamten hätten davon ausgehen müssen, dass der 37-Jährige der Frau etwas antue. Gegen die Beamten werde nicht weiter ermittelt.

Der Straftäter sei von beiden Kugeln getroffen worden. Welche tödlich war, sei noch nicht klar. „Der 37 Jahre alte Mann ist in Folge der Schussverletzungen gestorben“, sagte Oberstaatsanwältin Katja Schlenkermann-Pitts. Der zweite 43-jährige ausgebrochene Patient habe sich dann problemlos festnehmen lassen.

Träger der forensischen Klinik ist der Landschaftsverband Rheinland. Nach Angaben einer Sprecherin sind dort rund 400 Menschen untergebracht. In die Schlagzeilen war die Klinik zuletzt im November 2018 gekommen, als nach einem vereitelten Ausbruchsversuch mehrerer Patienten Tumulte auf einer Station ausbrachen. Im Mai 2017 war einem Psychiatrie-Gefangenen mit einer Geiselnahme der Ausbruch zeitweise gelungen. Im Maßregelvollzug gibt es in NRW nach Angaben des Gesundheitsministeriums 14 spezialisierte Einrichtungen, in denen rund 3000 Patientinnen und Patienten behandelt werden. (mit dpa)