Nach Angriff auf ZDF-KamerateamJetzt ermittelt der Staatsschutz
Berlin – Nach der Attacke auf ein Kamerateam der ZDF-Satiresendung „heute-show“ am Mai-Feiertag in Berlin ermittelt nun der Staatsschutz. Das sagte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Samstag im RBB-Inforadio. Zu weiteren Erkenntnissen, etwa dem politischen Hintergrund der Täter, wollte sie sich wegen der laufenden Ermittlungen zunächst nicht äußern. „Das war ein durchaus wirklich feiger Angriff“, sagte Slowik.
Vier Menschen wurden dabei nach Angaben einer Polizeisprecherin vom Freitag so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Das ZDF-Team war am Nachmittag nach Dreharbeiten bei einer Demonstration gegen die Corona-Regeln, an der auch Rechtspopulisten und Anhänger von Verschwörungstheorien teilnahmen, von Vermummten angegriffen worden. Laut Polizei wurden sechs Menschen festgenommen. Einige der Tatverdächtige sollten noch am Samstag dem Haftrichter vorgeführt werden, wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilte. Das ZDF und Journalisten-Gewerkschaften verurteilten den Angriff.
Auf dem Weg zu Fahrzeugen angegriffen
Der Vorfall ereignete sich bei Dreharbeiten für die „heute-show“ in Berlin-Mitte. Dem ZDF zufolge wurden die Mitarbeiter angegriffen, als sie auf dem Weg zu ihren Fahrzeugen waren. ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler verurteilte die Tat. „Die Pressefreiheit ist - gerade in diesen Tagen - ein hohes Gut“, erklärte Himmler. „Unsere Sorge gilt nun jedoch zuallererst den Teammitgliedern und ihrer Gesundheit.“
„Wir sind schwer betroffen und wünschen den Kollegen eine schnelle Genesung“, erklärte die Redaktion der „heute-show“ auf Twitter. „Mehrere Teammitglieder sind im Krankenhaus, unser Reporter Abdelkarim ist unverletzt.“ Der Kabarettist Abdelkarim Zemhoute selbst bedankte sich auf Twitter für die große Anteilnahme und wünschte den verletzten Teammitgliedern gute Besserung.
Direkter Angriff auf Demokratie
Unter ihnen waren auch eigens vom ZDF engagierte Sicherheitsleute. „Wir stehen auf Eurer Seite“, schrieb Außenminister Heiko Maas (SPD) ebenfalls auf Twitter. Er nannte den Angriff „erschreckend“. „Ein Angriff gegen Medien ist ein direkter Angriff auf unsere Demokratie“, schrieb Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt in dem Internetdienst und forderte eine schnelle Aufklärung.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagierte entsetzt auf den Angriff. „Ich wünsche den Kolleginnen und Kollegen, die bei der Attacke verletzt wurden, gute und schnelle Genesung“, sagte der DJV-Vorsitzende Frank Überall. „Das war ein feiger und durch nichts zu rechtfertigender Überfall auf Journalisten, die ihrer Aufgabe der Berichterstattung nachgekommen sind.“ Ähnlich äußerte sich die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU): „Das war ein Angriff auf die Pressefreiheit, der nicht zu rechtfertigen ist und aufgeklärt werden muss. Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“ Die aktuelle Ausgabe der „heute-show“ wurde am Freitagabend ausgestrahlt. Der Vorfall in Berlin wurde in der Sendung aber nicht thematisiert, da diese schon am frühen Nachmittag aufgezeichnet worden war. (afp)
Mehr als 1000 Linke ziehen durch Berlin
Nach Aufrufen linker Gruppen sind in Berlin am Abend des 1. Mai trotz der Corona-Beschränkungen Hunderte Menschen unerlaubt durch Kreuzberg gezogen. Die alljährliche „Revolutionäre 1. Mai-Demonstration“ gegen den Kapitalismus, die oft Ausgangspunkt von Auseinandersetzungen mit der Polizei war, fiel wegen der Pandemie aus. Im Internet war aber zu spontanen Protesten aufgerufen worden.
Feuerwerk wurde gezündet, Sprechchöre gegen die Polizei skandiert. Die Einsatzkräfte versuchten, Demonstrationszüge zu verhindern. Platzverweise wurden erteilt, per Lautsprecher wurden die Aktivisten aufgefordert, sich zu zerstreuen. Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte in der RBB-„Abendschau“: „Dass sich Menschen in solchen Größenordnungen mit so geringem Abstand versammeln, ist schlichte Unvernunft“. Die Polizei werde versuchen, Gewaltausbrüche zu verhindern.
Polizei sperrte mehrere Straßen
Die Polizei hatte mehrere Straßen gesperrt. Ketten aus Polizisten und Einsatzfahrzeuge standen auf den Fahrbahnen und zerteilten so die große Menge. Dennoch kam es außerhalb der Sperrungen zu Spontandemos.
Die Polizei war am Freitag mit einem Großaufgebot von 5000 Kräften im Einsatz. Genehmigt waren laut Innensenator in der Stadt 27 Versammlungen mit jeweils bis zu 20 Teilnehmern, darunter ein Autokorso ins Villenviertel Grunewald. Es habe keine besonderen Vorkommnisse gegeben. (red/dpa)